Nowitzki, Djokovic, Lewis Profisportler und vegan - geht das?

Düsseldorf · Erfolgreiche Sportler wie Basketballer Dirk Nowitzki oder Tennisspieler Novak Djokovic beweisen, dass sich vegane Ernährung und Höchstleistung nicht ausschließen. Bei der Ernährungsweise muss aber einiges beachtet werden.

 NBA-Profi Dirk Nowitzki

NBA-Profi Dirk Nowitzki

Foto: dpa/Tony Gutierrez

Sprinter Carl Lewis war einer der Ersten. 1991 in Tokio lief er den Weltrekord über 100 Meter. Zu jenem Zeitpunkt war er nicht nur der schnellste Mann der Welt, sondern längst auch überzeugter Veganer. Leistungssport und Veganismus – das passt zusammen. Es gibt zumindest genügend Athleten, die Lewis’ Beispiel gefolgt sind und es mit großen Erfolgen bewiesen haben. Die Namensliste ist prominent besetzt. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Wimbledon-Sieger Novak Djokovic, Basketball-Superstar Dirk Nowitzki oder Weltklasse-Fußballer Lionel Messi etwa. Sie alle ernähren sich bevorzugt vegan.

Nun gilt es zu unterscheiden: Sich vegetarisch zu ernähren bedeutet, auf Fleisch zu verzichten. Der Unterschied zu einer veganen Ernährungsweise ist also groß, denn Veganer verzichten auf alle tierischen Produkte. Das heißt, auch Eier und Milcherzeugnisse fehlen auf ihrer Einkaufsliste.

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Die Profisportler nennen unterschiedliche Gründe für den freiwilligen Verzicht. Der ehemalige Skandal-Boxer David Haye führte im Interview mit dem „Independent“ einst moralische Bedenken an: „Ich habe eine TV-Doku gesehen, wie Tiere auf Farmen gehalten, getötet und zum Essen vorbereitet werden“, so Haye. Das habe ihm den Appetit verdorben. Der ehemalige Stürmer des Fußballklubs SV Darmstadt, Marco Sailer, nannte Vorteile bei der Leistungsfähigkeit. Sailer habe innerhalb der ersten sechs Wochen fünf Kilo Gewicht verloren. „Durch die Umstellung wurde ich leistungsfähiger und weniger verletzungsanfällig.“ Basketballprofi Dirk Nowitzki (40) hat keinen Käse, Quark oder Joghurt mehr gegessen, seit er 20 Jahre alt war.

Wie er, vertreten viele Wissenschaftler die Meinung, Milchprodukte förderten Entzündungsprozesse im Körper und verlangsamten die Regeneration. Hans Braun, Sportwissenschaftler am Institut für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln, sagt dazu: „Dass Milchprodukte Entzündungen fördern, ist nicht durch belastbare Studien belegt. Milch ist ein Bestandteil der normalen Ernährung“, sagt Braun. „Wer darauf verzichtet, sollte in jedem Fall auf ausreichende Kalzium-Zufuhr achten.“

Braun sagt aber auch, dass es aus wissenschaftlicher Sicht keinerlei Bedenken bei einer veganen Ernährungsweise im Profisport gibt, wenn der Umstieg wohl durchdacht ist. „Vegane Ernährung ist nicht per se besser oder schlechter als Mischkost“, sagt Braun. „Wenn alle tierischen Lebensmittel weggelassen werden, ist es aber rein physiologisch trotzdem nötig, dem Körper alle wichtigen Nährstoffe zuzuführen.“ Der Sportwissenschaftler spielt auf eine Nachfrage an, der sich viele Vegetarier und Veganer regelmäßig gegenüber sehen: Welche Produkte dienen als Proteinquelle? Fette, Kohlenhydrate und Eiweiß sind Makronährstoffe, aus denen der Körper Energie gewinnt. Proteine haben vielfältige Funktionen, sind etwa für den Aufbau der Muskulatur zuständig. Wichtige Bestandteile des Immunsystems, Enzyme und Hormone bestehen teils ebenfalls aus Eiweißen.

„Dem Körper ist es letztlich egal, wie die Ernährungsform heißt. Hauptsache alle Stoffe sind ausreichend vorhanden“, so Braun weiter. „Für vegane Leistungssportler ist es aber schwieriger, den Bedarf an Aminosäuren und dem Vitamin B12 zu decken, weil sie auf Fleisch verzichten.“ Gute Proteinquellen, die den Körper auch nach anstrengenden Trainingseinheiten und Wettbewerben ausreichend versorgen können, seien Hülsenfrüchte, Nüsse und Getreide. Weil B12 nur in tierischen Lebensmitteln enthalten sei, müssten Veganer dieses als Nahrungsergänzung zu sich nehmen.

Braun rät zwar nicht von fleischfreier Ernährung ab, er sieht aber eine Hürde bezogen auf Lebensmittelmenge, die vegane Athleten zu sich nehmen müssen. „Ein Ausdauersportler, der etwa 20 Kilometer am Tag läuft, hat fast 1500 Kalorien zusätzlichen Bedarf. Je nach Appetit kann er sich schwer tun, große Mengen zu sich zu nehmen.“ Insbesondere beim Eisenbedarf hätten vegane Lebensmittel Nachteile: Von 100 Gramm Fleisch verwerte der Körper rund 25 Prozent, bei Haferflocken seien es knapp fünf Prozent.

Um Bestleistungen abzurufen, braucht es nicht unbedingt Fleisch. Das haben auch viele Deutsche erkannt. Der vegane Lebensstil liegt seit Jahren im Trend. Nach Angaben von „Proveg“, einem Verein, der vom Vegetarierbund gegründet wurde, ernähren sich etwa acht Millionen Deutsche vegetarisch. Rund 1,3 Millionen sind Veganer.

Tennisstar Serena Williams gewann die French Open, als sie eine Zeit lang vegan lebte. 2016 aber bekannte sie: „Ich wollte Veganerin werden, aber ich konnte einfach nicht auf Hühnchenfleisch verzichten.“

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