Neben der Spur Ukraine räumt mit Traditionen auf

Düsseldorf (RP). In diesen Tagen bricht die Ukraine tapfer in die Moderne auf. Selbst liebgewonnene Traditionen müssen da auf der Strecke bleiben. Zum Beispiel die schöne Sitte, Sommertage in Unterwäsche auf dem Balkon zu verbringen. Dagegen hat das Organisationskomitee der Fußball-Europameisterschaft 2012 etwas einzuwenden.

EM 2012: Nackte protestieren für Balkon-Freiheit
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EM 2012: Nackte protestieren für Balkon-Freiheit

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Es ruft dazu auf, nur noch sittsam bekleidet die Balkone zu bevölkern und, wenn es denn geht, die Sammlung alter Kühlschränke, verrosteter Fahrräder und verbeulter Töpfe, die ebenfalls zum traditionellen Bild gehören, ins Haus zu sperren. Am besten gleich ins Wohnzimmer. Das sieht man von der Straße ja nicht.

Der zeitgemäße Reformeifer muss damit aber noch lange nicht enden. Erfreulich wäre auch der Beschluss, zur EM nur noch Zeitgenossen mit einem TV-tauglichen Body-Mass-Index zum öffentlichen Auftritt zuzulassen. Und dringend notwendig ist es, darüber nachzudenken, ob der Fußball-Welt der Anblick von Mülltonnen im Stadtgebiet zuzumuten ist.

Ferner passt es ebenfalls nicht in eine saubere Außendarstellung, wenn in Schauernähe möglicherweise dunkle Wolken aufziehen — von der verheerenden Wirkung aufs ukrainische Gemüt ganz zu schweigen. So etwas könnte unverzüglich zu einer Erhöhung des Alkoholkonsums führen.

Das EM-Organisationskomitee sollte dagegen Milchverzehr zur nationalen Pflicht erheben und allenfalls gut geklärtes Leitungswasser als Alternative genehmigen. Wer sich nicht fügt, der wird mit einem Unterwäsche-Balkon-Verbot auch über die Europameisterschaft hinaus oder wahlweise einem dreistündigen Vortrag des Uefa-Präsidenten Platini über Fairplay und Völkerverständigung bestraft.

(RP)
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