Rekord-Kür des Wunderpferds Totilas zurück in der Weltspitze

Hagen · Als das Comeback auch in der Kür zur Musik von Michael Jackson ("Beat it!") gelungen war, klopfte Matthias Rath seinem Millionenhengst Totilas liebevoll den Hals. Mit persönlichem Rekord (88,07 Prozent) meldete sich das Paar in Hagen in der Weltspitze zurück.

Totilas bei Comeback mit Rekordkür
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Einen Tag zuvor hatte das Dressur-Duo auch den Grand Prix mit einem Weltklasse-Ergebnis (83,809 Prozent) dominiert. Allerdings gab es auch Kritik. Rath soll auf dem Abreiteplatz den Kopf von Totilas zu dauerhaft an dessen Brust gezogen haben ("Rollkur"), um ihn gefügig zu machen.

Zunächst einmal wollte Rath seinen Triumph nur genießen. "Es war wunderbar. Es hat richtig Spaß gemacht. Und Totilas hat die Musik sehr gut angenommen", meinte Rath, der seinen Rapphengst zum ersten Mal zum Sound des "King of Pop" tanzen ließ. "Vielleicht gab es Schwächen in der Galoppverstärkung, aber nur minimale", meinte der 27-Jährige, der nun auch wieder heißer Kandidat für Olympia ist.

"Ein gestandenes Paar"

"Jung, dynamisch, super. Einfach toll", jubelte Raths Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff, die am Ausritt wieder den Tränen nahe war. "Unterm Strich ein glänzendes Comeback. Die beiden haben sich gefunden und sind nun ein gestandenes Paar", meinte auch Mit-Besitzer Paul Schockemöhle, der Totilas im Herbst 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro in den Niederlanden gekauft hatte. Zweite wurde die Britin Laura Bechtolsheimer mit dem 15 Jahre alte Wallach Mistral (87,60), auf Rang drei kam die erneut überzeugende Newcomerin Kristina Sprehe (Dinklage/83,77) mit Desperados.

Die Vorwürfe der Rollkur wies Vater und Trainer Klaus Martin Rath zurück. "Ich sehe da keine Anzeichen von Tier-Quälerei. Matthias musste dem Pferd auch mal zeigen, wer das Sagen hat." Man wolle die Vorbereitung auf dem Abreiteplatz deshalb nicht umstellen, nur um irgendwelche Ratschläge anzunehmen. "Das wäre ja so, als ob Bundestrainer Jogi Löw im Fußball die Nationalelf umstellt, weil es die Kritiker so wollen."

Die Regeln sagen, dass der Pferdekopf eine gewisse Zeit an den Hals gezogen werden darf. Aber wann ist die Zeit vorüber? Die Stewards auf dem Abreiteplatz in Hagen griffen bei Totilas nicht ein. "Man kann darüber diskutieren", meinte Bundestrainer Jonny Hilberath: "Totilas wurde bei seiner Ausbildung in den Niederlanden oft so trainiert. Vielleicht muss man die alten Gewohnheiten pflegen, wenn man Erfolg haben will."

Keine Patzer

Die Rückkehr zum alten Stil scheint Totilas jedoch zu beflügeln. Schon am Tag zuvor hatte Totilas im Grand Prix eine Art Wiederauferstehung gefeiert und mit persönlicher Bestleistung gewonnen. Auch Sprehe überzeugte mit Desperados auf Rang drei. Rath und Totilas machten sich frei vom riesigen Erwartungsdruck und schwebten durch die Lektionen. Es gab keinen Patzer. Selbst die Einerwechsel gelangen.

"Ich bin zufrieden, dass es heute so gut geklappt hat. Wir haben allen gezeigt, dass wir im Winter gut gearbeitet haben", sagte Rath. Zuvor hatten die ständigen Startverschiebungen und Verletzungen bei Totilas für Unmut gesorgt. Zuletzt war der Hengst bei der EM 2011 in Rotterdam zu sehen und verlor dort mit dem Absturz auf Platz fünf seinen Zauber.

Mit den Ergebnissen von Hagen sind die Hoffnungen der deutschen Mannschaft auf Gold bei Olympia wieder etwas belebt worden. Mit Rath und Totilas, Sprehe und Desperados und Helen Langehanenberg (Havixbeck) mit Damon Hill stehen derzeit drei starke Paare zur Verfügung. Allerdings zeigten die Briten, dass mit ihnen zu rechnen ist. Charlotte Dujardin gewann in Hagen den Special mit Valegro in 88,022 Punkten - Weltrekord.

(sid)
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