22-Jähriger bleibt gelassen Tischtennis-WM: Boll gegen eine Milliarde Chinesen

Paris (RPO). Tischtennis-Spieler Timo Boll trifft bei seinem WM-Auftakt-Match in Frankreich wahrscheinlich auf den Chinesen Qiu Jike. Keine leichte Aufgabe für den 22-Jährigen aus Gönnern. Doch der Weltranglisten-Erste gibt sich zuversichtlich.

Das Duell wird der erste Höhepunkt der Tischtennis-Weltmeisterschaft in Paris. "Ein Chinese in Runde zwei ist ein Hammer. Ich fühle mich aber ganz o.k. Mein Kopf ist frei. Obwohl ich weiß, dass viel von mir erwartet wird, gehe ich in die WM wie in jedes andere Turnier", sagte Boll am Dienstag vor dem Abschlusstraining.

Der 22-jährige Linkshänder wirkt zumindest äußerlich im Palais Omnisport in Paris-Bercy so ruhig und unaufgeregt wie bei deutschen Meisterschaften in Bielefeld. Wie es innen aussieht, weiß am besten Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig: "Timo hat die Saisonplanung auf die WM ausgerichtet. Sie soll der Höhepunkt werden." Der Erfolg beim Europa Top 12-Turnier in Saarbrücken und Bronze bei der EM vor sechs Wochen in Italien gelten als schmückendes Beiwerk, zumal der dritte Rang von Courmayeur oft als Rückschlag für den Europameister von 2002 gewertet wurde.

Nun soll eine WM-Medaille im Einzel die Vermarktung von Timo Boll und der Sportart Tischtennis anschieben. "Wir haben zwei Sachen laufen", verriet sein Manager Rainer Ihle. Mit der Medienpräsenz des "netten Jungen von Nebenan" ist Ihle schon recht zufrieden. Auftritte im ZDF-Sportstudio, bei Günther Jauch im Stern-TV sowie eine Homestory in der Illustrierten "Stern" haben den besten Tischtennis-Spieler der Welt vor dem WM-Turnier einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Ein frühes Aus für den an Nummer eins gesetzten Hessen in Paris wäre da kontraproduktiv.

"Gegen Qiu Jike habe ich noch nie gespielt. Es wird nicht einfach, aber ich werde mich voll reinknien", versprach Timo Boll. Der Chinese ist zwar "nur" die Nummer sieben im chinesischen Team, gilt aber als gefährlicher Angriffsspieler. "Er benutzt die europäische Schlägerhaltung", sagte Trainer Schimmelpfennig. Bolls Clubkollege und Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf hat schon einmal gegen Qiu Jike gespielt und verloren. "Jörg wird mir die richtigen Tipps geben", meinte Boll.

Praktischerweise belegen Boll und Roßkopf bei der WM ein Zimmer im Hotel. Der Raum ist zwar klein, dafür ist die Entfernung zum Palais Omnisport kurz. Eine Vorbereitung in der Haupthalle war nicht möglich, die Bedingungen im Trainingssaal bezeichnete der deutsche Meister trotz einiger Wartezeiten als ordentlich. Immerhin bewerben sich 668 Aktive aus 96 Ländern um die fünf Titel. Damit diese nicht wie vor zwei Jahren komplett ins "Reich der Mitte" gehen, ist Boll bereits bei seinen ersten WM-Auftritten voll gefordert.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort