Nach Boll-Kritik Weltverband leitet Kampf gegen "Schlägerdoping" ein

Hannover · Die Forderung von Tischtennis-Star Timo Boll nach besseren Schlägerkontrollen zeigt Wirkung. Der Rekord-Europameister hatte kritisiert, dass rund 80 Prozent der Spieler weltweit mit nicht regelkonformen Schlägern spielen, weil sie die Beläge mit Chemikalien nachbehandeln.

Timo Boll – Rekord-Meister, Weltranglisten-Erster, Borussia Düsseldorf
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Das ist Timo Boll

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Foto: dpa/Andreas Arnold

Dadurch soll der Katapulteffekt beim Schlag erhöht werden. Der Regensburger Chemie-Professor Hubert Motschmann hat nun nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch) ein Kontrollverfahren entwickelt, dass die Deformation des Belages festhält und den Katapulteffekt auf den Ball misst. Übersteigt er ein festgelegtes Maß, könnte der Spieler disqualifiziert werden.

Der Weltverband ITTF hat bereits eine Prüfung des sogenannten Rheometers vorgenommen. Der Test verlief nach Angaben des deutschen ITTF-Präsidenten Thomas Weikert positiv. Das Exekutivkomitee der ITTF könnte bereits Anfang März bei der Team-WM in Kuala Lumpur über die Einführung der neuen Schläger-Kontrollen bei Top-Veranstaltungen entscheiden. Denkbar wäre, dass der Rheometer seine Premiere beim Olympia-Turnier in Rio feiert. "Wenn die ganze Sache mit einem vertretbaren Aufwand umsetzbar und zu finanzieren ist, wird niemand etwas dagegen sagen", erklärte Weikert der Zeitung.

Boll hatte nach eigenen Angaben bereits 2013 den Weltverband intern auf das "Schlägerdoping" hingewiesen. Es werde nicht nur von Chinesen praktiziert. "Da kam damals leider nichts raus", sagte Boll. Ende Januar hatte er in einem Zeitungsinterview das Thema öffentlich gemacht.

"Die Reaktion vom Weltverband kann man sich denken, wenn man jemand angreift", sagte Boll beim WM-Vorbereitungslehrgang in Düsseldorf. Die Aussichten auf eine schnelle Umsetzung eines besseren Kontrollverfahrens beurteilte er skeptisch: "Die Mühlen mahlen bei uns langsam, wenn überhaupt."

(dpa)
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