Tischtennis Boll zum WM-Auftakt gegen Kroaten Gacina

Budapest · Timo Boll darf sich bei der Tischtennis-WM in Budapest trotz Fragezeichen hinter seiner Form auf den Einzel-Auftakt am Dienstag freuen: Keiner der wieder übermächtig stark erscheinenden Chinesen kreuzt seinen Weg auf das Medaillenpodest.

 Timo Boll.

Timo Boll.

Foto: dpa/Abel F. Ros

Timo Boll gönnte sich vor seinem WM-Einstieg noch einmal eine Auszeit für sein Hobby. Für seine Homepage mit Online-Trainingstipps schnitt Deutschlands Tischtennis-Star einen Beitrag selbst zusammen und lud das Video aus seinem Budapester Hotelzimmer hoch.

Timo Boll – Rekord-Meister, Weltranglisten-Erster, Borussia Düsseldorf
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Aufgrund einer selten günstigen Auslosung konnte Boll die Ablenkung auch in vollen Zügen genießen: Erstmals seit acht Jahren bei großen Turnieren kreuzt in Ungarns Hauptstadt nicht ein einziger Chinese seinen Weg in Richtung Podest. "Ich kann mich nicht beklagen", kommentierte der Düsseldorfer WM-Dritte von 2011 seine sprunghaft gestiegenen Chancen.

Als Selbstläufer sieht Boll seine zweite WM-Medaille im Einzel, der formal im Viertelfinale Japans 15 Jahre altes "Wunderkind" Tomokazu Harimoto im entscheidenden Match um einen Podiumsplatz als höchste Hürde im Weg steht, dennoch nicht. Vielmehr arbeitete der Weltranglistenfünfte nach der Ankunft in der Donaumetropole weiter an Formproblemen: "Ich versuche, die Schwächen, die sich durch ein paar Wehwehchen an der Schulter eingeschlichen haben, auszumerzen und wieder der Alte zu werden."

Auch Bundestrainer Jörg Roßkopf mahnt vor einer Überbewertung des Losglücks für seinen Topspieler: "Natürlich ist eine Auslosung ohne Chinesen vor dem Halbfinale gut. Aber es sollen sich alle erst einmal beruhigen: Bei dieser WM können 20 Spieler eine Medaille gewinnen, und erst einmal muss jedes Spiel gespielt werden."

In Runde eins trifft Boll am Dienstag auf den 80 Plätze tiefer geführten Qualifikanten und Ex-Doppeleuropameister Andrej Gacina (Kroatien). Ein erstes Gefühl für die Hungexpo-Messehalle holte sich der Europameister schon am Montagabend im Doppel mit seinem Partner Patrick Franziska (Saarbrücken).

Die Kombination hielt Boll zumindest noch vor der Auslosung beinahe für erfolgversprechender als seine Einzel-Aussichten. "Beim World-Tour-Turnier im März in Katar haben wir das Finale erreicht und wie fast immer, wenn wir zusammenspielen, gut gespielt. Da sind die Chancen vielleicht sogar größer als im Einzel."

Seinen gedämpften Erwartungen setzt der 38-Jährige seine Erfahrung entgegen. "Die Probleme gehen ja nicht mit einem Fingerschnipsen weg. Aber ich bin schon öfter in keiner guten Verfassung zu Turnieren gekommen, und am Ende sind es meine stärksten geworden. Ich versuche, mich nicht zu sehr von der Abwärtsspirale runterziehen zu lassen. Der Kopf ist auch schon wieder ganz gut in der Spur."

Weniger Glück als Boll hatte Europe-Top-16-Gewinner Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg) bei der Auslosung: Auf den früheren Weltcup-Gewinner wartet im Achtelfinale voraussichtlich schon ein japanischer Top-10-Spieler und im Falle seines ersten WM-Viertelfinals im Match um eine Medaille bei planmäßigem Turnierverlauf Chinas Weltranglistenerster Fan Zhendong.

In den übrigen Konkurrenzen haben die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), für die ohnehin die Europaspiele mit der ersten Olympia-Qualifikation im Sommer in Minsk erklärter Saisonhöhepunkt sind, Möglichkeiten zu Achtungserfolgen. "Einige können weit kommen. Wir müssen uns die Chancen aber erst erarbeiten", sagt DTTB-Sportdirektor Richard Prause.

Für eine Überraschung kommt vor allem im 2020 olympischen Mixed das Doppel mit Franziska und der Mixed-WM-Dritten Petrissa Solja (Langstadt) in Betracht. Auch das Europameisterinnen-Doppel Nina Mittelham/Kristin Lang (Berlin/Kolbermoor) darf auf ein gutes Ergebnis hoffen.

(sid/old)
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