Heim-WM Tischtennis-Party in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Tischtennis-WM wird noch lange als sportlich hochklassig und äußerst stimmungsvoll in Erinnerung bleiben. Doch es gab auch Kritik - die vier wichtigsten Bereiche im Überblick.

 Der 13-jährige Japaner Tomokazu Harimoto schreibt in Düsseldorf Autogramme.

Der 13-jährige Japaner Tomokazu Harimoto schreibt in Düsseldorf Autogramme.

Foto: dpa, jg lof

Atmosphäre An fünf der acht Wettkampftage war die WM ausverkauft. 58.000 Zuschauer fanden den Weg zur Düsseldorfer Messe und sorgten dort für eine große Party. "Die Stimmung hier ist schon außergewöhnlich gut", sagt Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF. "Auch unabhängig von den deutschen Spielern ging das Publikum sensationell gut mit. Mein Eindruck ist hervorragend, ich bin sehr zufrieden."

Michael Geiger, Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes, strahlt ebenfalls. "Unser Job war, eine große Tischtennis-Party zu inszenieren", berichtet er. "Wir wollten keine Zuschauer, die dasitzen und schweigen, sondern solche, die Stimmung machen und feiern." Das gelang, freilich sogar ein wenig zu gut. Einige Zuschauer kritisierten die ohrenbetäubend laute Musik in den Spielpausen, die eher an Beachvolleyball denn an Tischtennis erinnerte. Trainer und Spieler konnten kaum miteinander kommunizieren, und Deutschlands Ass Timo Boll warnt: "Man muss fast schon aufpassen, dass man den Sport nicht über-eventisiert."

Organisation Weikert lobt den Deutschen Tischtennis-Bund und die Stadt Düsseldorf für die hervorragenden Bedingungen: "Es mag komisch klingen, wenn man das als Deutscher über deutsche Organisatoren sagt. Deshalb habe ich viele internationale Stimmen gesammelt, wie zum Beispiel von Athletensprecher Vladimir Samsonov - und alle sagen, es war perfekt."

Generell absolut richtig, aber Sicherheitsmitarbeiter der Messe berichteten von anhaltenden Beschwerden der Besucher. Fehlende Wegweiser und zu lange Wege wurden bemängelt. Auch eine zu geringe Anzahl an Getränke- und Imbissständen standen im Fokus der Kritik. Etwas überraschend auch, dass ab Freitag, als in Halle 5 keine offiziellen WM-Spiele mehr stattfanden, dort die zuvor in Halle 7 aufgebauten öffentlichen Tischtennisplatten standen. Halle 7, durch die jeder Zuschauer auf seinem Weg hindurch musste, stand daraufhin komplett leer. Nicht gerade ein schönes Willkommen für die Besucher an den letzten Tagen.

Sport Die Tischtennis-Welt hat sich nicht großartig verändert: Wenn es an die Medaillen geht, führt an China kein Weg vorbei. Positiv für die deutsche Mannschaft, dass Petrissa Solja im Mixed mit dem Chinesen Fang Bo Bronze holte. Die schwere Auslosung, die deutsche Spieler zu früh mit Chinas Topstars zusammenführte, machte das für das übrige Team um Timo Boll nahezu unmöglich.

Nachhaltigkeit "Es war eine großartige WM", fasst Boll zusammen, "aber wir sollten realistisch bleiben. Einen Boom wird es deshalb nicht geben." Dafür war schon die Fernsehpräsenz viel zu mager. Bezeichnend auch, dass kein Vertreter der deutschen Regierung anwesend war. "Darüber bin ich sehr enttäuscht und verwundert", sagt Weikert. Dennoch gab Düsseldorf eine sehr gute Visitenkarte ab. "Wir fühlen uns hier zu Hause", versichert der ITTF-Präsident. "Und in China weiß jetzt jeder, was Düsseldorf ist."

(RP)
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