Ex-Torwart vor Premiere in der WWE Diese drei Dinge braucht Tim Wiese, um sich als Wrestler zu behaupten

Düsseldorf · Tim Wiese macht wirklich Ernst. Die imposante Figur, die mal ein ziemlich guter Fußball-Torwart war, wird am 3. November ihr Debüt in der WWE geben. Doch Wrestling ist ein hartes Geschäft. Will sich Wiese in seiner neuen Branche behaupten, sind drei Dinge essenziell.

Tim Wieses großer Auftritt beim Wrestling
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Foto: dpa, jhe

Spricht man auf der Straße die Leute auf das Thema "Wrestling" an, ist eine der ersten Antworten "das ist doch eh nicht echt!". Unwahr ist das zwar nicht, aber ganz richtig auch nicht. Natürlich sind die Kämpfe vorher durchgesprochen, aber die Techniken sind dennoch gefährlich und brauchen nicht ohne Grund jahrelange Erfahrung. Es ist wie im Film, wenn jemand von Dach zu Dach springt. Natürlich macht der Schauspieler das nicht selbst, aber irgendein professioneller Stuntman führt trotzdem aus, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Ähnlich gefährlich sind die Aktionen, auf die sich demnächst auch Tim Wiese einlassen will.

Nach ersten Fotos aus dem Fitnessstudio wurde der Wrestling-Marktführer World Wrestling Entertainment (WWE) schnell auf den ehemaligen Torhüter von Werder Bremen aufmerksam. Nach langem Hin und Her, unter anderem auch einem Gastauftritt bei der WWE-Tour durch Deutschland, bekam er im Juni diesen Jahres von Wrestling-Legende Paul "Triple H" Levesque eine Einladung zum Probetraining in das Performance Center der WWE in Orlando. Er scheint einen soliden Eindruck gemacht zu haben, denn am 3. November darf er in der Olympiahalle München zum ersten Mal in einem WWE-Ring antreten. In einem sogenannten "Tag Team Match" wird Wiese gemeinsam mit den Superstars "Cesaro" und "Sheamus" gegen das Team "Shining Stars" und "Bo Dallas" antreten. Viele Aktionen wird er in dem Kampf voraussichtlich nicht zeigen dürfen, es kommt für ihn vor allem darauf an, seine Techniken sauber auszuführen und Erfahrung zu sammeln. Vielleicht darf der ehemalige Torwart sogar den Sieg einfahren.

Sollte er vor großem Publikum bestehen können, winkt ihm eine mögliche Karriere bei der Entwicklungsliga der WWE, genannt "NXT". Seit der Neugründung der Liga haben sich schon zahlreiche Talente zu Stars entwickelt und sind feste Säulen in den Hauptshows "Raw" und "Smackdown". Inzwischen müssen selbst gestandene Athleten, die ehemals bei der Konkurrenz gearbeitet haben, sich zunächst bei NXT beweisen. Der Weg zum Erfolg ist dabei fast immer der gleiche.

Athleten müssen sich blind vertrauen

Drei Dinge werden für Tim Wiese für die Aufnahme in die WWE essenziell. Er muss äußert akribisch trainieren und seine Aktionen bis zum Erbrechen wiederholen. Wrestling ist in der allgemeinen Wahrnehmung zwar "nur Show", trotzdem kommt es beinahe monatlich zu schweren Verletzungen. Durch eine unsaubere Aktion kann man statt sich selbst auch den Kontrahenten verletzten. Deshalb ist das Vertrauen der Akteure untereinander immens wichtig und eine feste Basis. Bei jeder Aktion kann sich stets ein Wrestler verletzen und für Monate ausfallen.

Zweitens müssen die Athleten sprachlich etwas zu bieten haben und sich verkaufen können. Wie das "E" in WWE schon sagt — Entertainment hat Priorität. Es nützt nichts, zwei Wrestler aufeinander losgehen zu lassen, dazu gehört auch immer eine interessante Geschichte. An der Story schreiben im Hintergrund genügend Drehbuchautoren, aber die Umsetzung obliegt den Superstars. Deshalb wird es auch für Tim Wiese ein Muss, die englische Sprache zu meistern. Ein stummer Performer hat, egal wie gut er technisch ist, keine Chance auf der internationalen Bühne der WWE.

Vielleicht das Wichtigste ist der letzte Punkt. Wiese muss Merchandise verkaufen. Die WWE ist wie die meisten anderen Unternehmen am Umsatz interessiert. Reißen Fans den Shops die T-Shirts mit Namen eines Superstars aus der Hand, wird dieser über kurz oder lang eine tragende Rolle in den Shows bekommen. Dafür ist das Allerwichtigste ein besonderes "Gimmick" — ähnlich einer Schauspielrolle. Eines der bekanntesten ist das des Superstars "Undertaker". Seine Rolle als eine Art Totengräber ist seit über 20 Jahren weltbekannt. Selbst Menschen, die nichts mit Wrestling anfangen können, haben diesen Namen meist schon gehört.

Für ein vernünftiges Gimmick kann Wiese selbst sorgen, denn oftmals wird der Wunsch des Akteurs berücksichtigt, zumal die Drehbuchautoren dann weniger Arbeit haben. Schafft er es, sich eine interessante Rolle zu verpassen und anschließend sich selbst im Ring bei den Fans zu vermarkten, ist der Weg durch NXT in die Hauptshows wieder etwas wahrscheinlicher.

Zusammengefasst muss Wiese sich auf drei fundamentale Dinge konzentrieren: Training im Ring, Beherrschung der englischen Sprache und die Erschaffung eines außergewöhnlichen Gimmicks. Wie weit er in den knapp fünf Monaten Training gekommen ist, wird sich beim Schaukampf 3. November zeigen.

Die Aufmerksamkeit der WWE und der deutschen Fans hat er, was er nach seinem ersten Kampf daraus macht, liegt bei dem ehemaligen Torhüter.

(Sebastian Esch)
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