Reit-Shootingstar Laura Klaphake Und dann wurde einfach ihr Pferd verkauft

Steinfeld · Im Vorjahr war Laura Klaphake der Shootingstar im deutschen Reitsport. Dann wurde ihr Erfolgspferd verkauft. Der Neustart ist schwer.

 CHIO-Nationenpreis 2018: Laura Klaphake bleibt auf „Catch me if you can“ in beiden Umläufen fehlerfrei.

CHIO-Nationenpreis 2018: Laura Klaphake bleibt auf „Catch me if you can“ in beiden Umläufen fehlerfrei.

Foto: imago/Sven Simon/Volker Essler/SVEN SIMON

Rückblende. 19. Juli 2018. Laura Klaphake geht beim Nationenpreis des Aachener CHIO auf ihrer Oldenburger Stute „Catch me if you can“ in den zweiten Umlauf. 40.000 Zuschauer sitzen im Stadion in der Aachener Soers, aber während des 1:20 Minuten langen Ritts kann man eine Stecknadel fallen hören. Dann meistert die damals 24-Jährige auch das letzte Hindernis. Fehlerfrei. Wie bereits im ersten Durchgang. Aus Stille wird tosender Jubel. Klaphake strahlt übers ganze Gesicht. Wenig später steht Deutschland als Sieger im Nationenpreis fest, und der deutsche Springsport hat einen neuen Star.

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Ende Mai 2019. Laura Klaphake sitzt an ihrer Masterarbeit. Sie studiert Immobilienmanagement. „Die Immobilienbranche ist sehr vielfältig. Außerdem ist es eine Branche, die immer existieren wird. Häuser werden immer gebraucht“, sagt sie. Am Studium wollte sie immer festhalten, auch als sie 2018 plötzlich ins Rampenlicht ritt und im September bei der WM in Tryon/USA in den USA Bronze mit dem Team gewann. Daran hat sich nichts geändert. Doch heute ist die blonde Frau aus dem niedersächsischen Steinfeld nur noch ein halber Star.

Einer ohne Erfolgspferd. Im November verkaufte Besitzer Paul Schockemöhle, in dessen Stall Klaphakes Vater Joseph arbeitet, „Catch me if you can“ für einen kolportierten zweistelligen Millionenbetrag an die Tschechin Anna Kellnerova (22 Jahre alt). Die hatte im Januar vorigen Jahres schon Klaphakes anderes Erfolgspferd „Silverstone G“ gekauft. Und ohne Catch me ist für Klaphake alles anders.

„Catch me war mein Ein und Alles, sie war meine Prinzessin. Es war ein ganz langer Weg mit uns beiden, bis wir dort oben angekommen sind. Sie war für mich mehr als ein Sport-Partner, sie war mehr wie eine Freundin“, erzählt Klaphake. Viereinhalb Jahre hatte sie mit Catch Me. Eine Erfolgsgeschichte. Aber eben eine mit abruptem Ende. „Der Weg nach oben ist im Reitsport lang und hart, nach unten geht es dagegen sehr schnell“, musste Klaphake feststellen. Nicht als erste Reiterin, aber das machte es nicht besser. Klaphake ist zwar weiterhin eine äußerst talentierte Reiterin, aber eben keine mehr auf Top-Level. Der Verband führt sie nur noch im Perspektiv-, nicht mehr im Olympiakader.

Doch Laura Klaphake beschloss irgendwann, dass es genug ist mit Trübsal blasen. „Man kann dem Pferd ja noch zehn Jahre hinterher trauern, aber das ändert die Situation ja nicht“, sagt sie. Vor allem wollte sie sich durch den Verlust von Catch me nicht die Lust am Reitsport nehmen lassen. Es geht weiter. Mit neuen Nachwuchspferden. Wieder sind es talentierte, aber sie brauchen Zeit. Zeit, die dadurch auch Klaphake braucht, bis sie wieder ganz oben ankommen kann. „Wenn man gute Nachwuchspferde hat, ist es auf jeden Fall möglich, wieder auf ein Top-Level zu kommen“, sagt sie. Und so gerne sie es auch vielleicht will, abkürzen kann man die Ausbildung eines Pferdes nicht. Das weiß sie. „Das Schlimmste, was man machen kann, ist Dinge beim Pferd zu erzwingen. Einen Fünf-Kilometer-Läufer machst du ja auch nicht von heute auf morgen zum Marathonläufer“, sagt sie.

Mit den Bundestrainern sei sie so verblieben, dass die natürlich hinter ihr stehen, aber dass man eben abwarten müsse, wie sich das mit den jungen Pferden bei ihr entwickle. „Die Ziele, die ich mir gesetzt habe, sind deswegen eigentlich gar nicht so konkret. Ich kann noch gar nicht so einschätzen, wie schnell die Pferde auf welchem Niveau sind. Ich plane ganz entspannt Turnier für Turnier“, sagt Klaphake.

Auf einem Turnier kann es ihr natürlich passieren, dass sie Anna Kellnerova trifft. Und damit Catch me. „Was die Sache für mich einfacher macht, ist die Tatsache, dass ich weiß, dass es Catch me gut geht, da wo sie jetzt betreut wird. Anna hat zu mir auch gesagt, ich könne Catch me jederzeit besuchen. Hin und wieder sind wir auch auf denselben Turnieren. Sie hat mich auch gefragt, was das Beste für das Pferd ist, was es mag. Damit der Übergang so leicht wie möglich wird.“

 Klaphake strahlt, als der Teamsieg beim CHIO feststeht.

Klaphake strahlt, als der Teamsieg beim CHIO feststeht.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ihren eigenen Übergang vom Star zum Star im Wartestand geht Klaphake derweil realistisch an. „Ich weiß es zu schätzen, dass ich die Kombination aus dem Reitsport und dem Studium habe. So bleibt das Reiten meine Leidenschaft. Ich möchte nicht sagen müssen: Ich muss mein Geld mit den Pferden verdienen. Deswegen ist mein Plan, das Reiten als Leidenschaft zu behalten und einen normalen Job auszuüben“, sagt sie. Und unabhängig davon, ob beim anstehenden CHIO andere im Rampenlicht stehen werden, kann ihr die Erlebnisse aus dem Juli 2018 ja niemand nehmen. „Ich habe mir letztens die Ritte vom Nationenpreis nochmal auf Video angeguckt. Da kriegt man schon Gänsehaut“, sagt Klaphake.

(klü)
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