Europameisterschaft in Madrid Springreiter holen Gold - Nagel weiter in Führung

Madrid (RPO). Kaum war Janne-Friederike Meyer aus dem Parcours geritten, stürzten sich ihre Teamkamerden auf die 30-Jährige und zogen das Mannschafts-Küken regelrecht vom Pferd. Alle wollten sie umarmen, nachdem die Debütantin die Nervenprobe bestanden und der deutschen Equipe im Club de Villa vorzeitig den EM-Titel beschert hatte. Bundestrainer Otto Becker stand etwas abseits und erhielt in der Feierstunde einen dicken Kuss von Frau Julia.

 Carsten-Otto Nagel war Deutschland Goldgarant bei der Springreiter-EM in Madrid.

Carsten-Otto Nagel war Deutschland Goldgarant bei der Springreiter-EM in Madrid.

Foto: dpa

"Das ist Wahnsinn", sagte Becker, der einige Sekunden brauchte, bis er die richtigen Worte gefunden hatte. "Die Mannschaft hat wieder völlig überzeugt. Sie brauchen mich eigentlich gar nicht mehr", scherzte der Erfolgstrainer, der nun innerhalb eines Jahres Welt- und Europameister wurde. "Das ist einfach fantastisch", meinte der deutsche Sportchef Reinhardt Wendt.

"Unglaublich. Letztes Jahr Weltmeister, jetzt Europameister. Mir fehlen die Worte", sagte Meyer, nachdem sie sich aus den Armen der Teamkameraden befreit hatte. "Ich hatte einen riesigen Druck, doch es hat am Ende gereicht", jubelte die CHIO-Siegerin.

Dank einer nicht für möglich gehaltenen Steigerung am letzten Tag des Nationenpreises sicherte sich die deutsche Equipe frühzeitig den Sieg. Nagel (Wedel), der mit seiner Stute Corradina die Einzelwertung anführt und Sonntag auf ein zweites Gold hoffen kann, und Marco Kutscher (Hörstel) mit Cornet Obolensky legten Nullrunden hin. Meyer hatte als dritte Reiterin mit Lambrasco fünf Punkte Vorsprung und durfte sich einen Abwurf erlauben. Den machte sie auch am Ochser und sicherte der Mannschaft damit vorzeitig den Sieg.

Schlussreiter Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Gotha blieb ebenfalls ohne Fehler. In der Einzelwertung liegen alle Deutschen gut im Rennen. Meyer rangiert auf Platz sieben, Beerbaum ist Zehnter und Kutscher liegt auf Rang 14.

"Spitzenreiter" Nagel konnte sein Glück gar nicht richtig fassen und lobte sein Pferd in den höchsten Tönen. "Die Abstimmung zwischen der Stute und mir ist zurzeit einfach super. Sie kann alles springen. Es macht einfach Spaß, auf ihr zu sitzen", sagte der 48-Jährige, der jetzt zum ersten Mal in seiner Karriere vor dem Abschlusstag als Führender in den Parcours geht. "Dieses Gefühl kenne ich gar nicht, aber es ist einfach nur toll", sagte er nach drei blitzsauberen Runden in Madrid.

Nagel ist ein wenig als "ewiger Zeiter" gebranntmarkt. Bei der EM vor zwei Jahren in Windsor musste er sich mit Silber begnügen, vor einem Jahr bei der WM in Kentucky verpasste er das Finale der besten vier Paare hauchdünn. "Das wäre eine großartige Sache, hier am Ende ganz oben zu stehen", sagte der Routinier.

Bundestrainer Becker vergaß in der Feierstunde sogar die Schmerzen am Zeh, die ihm schon seit Tagen zusetzen. "Wie die Mannschaft sich hier präsentiert hat, das war große Klasse", meinte der Coach, der jetzt einer der erfolgreichsten deutschen Bundestrainer überhaupt ist. In drei Championaten holte er seit 2009 mit der deutschen Mannschaft Gold, Silber und Bronze und ist mit seinem Team nun auch für Olympia im kommenden Jahr Favorit.

(SID/jaso)
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