Vorstoß von Ländern und Nada Doping-Prävention soll Schulstoff werden

Düsseldorf · Die Bundesländer und die Nationale Anti-Doping-Agentur arbeiten daran, das Thema Doping stärker in Lehrplänen zu verankern. Der Hintergrund: Leistungsmanipulation ist längst ein gesellschaftliches Problem.

Die spektakulärsten deutschen Doping-Fälle
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Foto: AP

Die Bundesländer und die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) wollen Doping-Prävention explizit im Schulunterricht verankern. Die Sportminister der Länder, die noch bis Freitag in Bremerhaven tagen, beratschlagen über die nächsten Schritte der Umsetzung. Ein erster soll im kommenden Jahr erfolgen. „Dank der finanziellen Unterstützung aller Bundesländer in den vergangenen Jahren konnte das Präventionsprogramm ,Gemeinsam gegen Doping‘ auf Länderebene etabliert werden. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den einzelnen Bundesländern soll weiter ausgebaut werden. Ab 2020 plant die Nada die Intensivierung des Präventionsprogramms im Verbundsystem Schule und Leistungssport“, sagte die Nada-Vorsitzende Andrea Gotzmann unserer Redaktion. Mit 500.000 Euro pro Jahr unterstützen die Länder seit 2015 das vornehmlich auf Nachwuchssportler ausgelegte Programm „Gemeinsam gegen Doping“.

Es sieht unter anderem vor, dass Schulmaterialien und Schulveranstaltungen vor Ort erarbeitet werden. Zudem veranstaltet die Nada bundesweit jährlich 150 Schulungen und Informationsworkshops, hält E-Learning-Systeme vor, pflegt eine Online-Community zum Thema, richtet Netzwerkveranstaltungen aus und koordiniert all das eng mit den jeweiligen Landessportbünden. Aktuell arbeitet die Nada daran, das Lehrmaterial und Fortbildungsangebot für Lehrerinnen und Lehrer noch einmal zu erweitern.

Doch der Fokus soll nicht auf Leistungssporttalente an – Beispiel NRW – Sportschulen und Leistungsschulen des Sports beschränkt bleiben. Die Nada bestätigte auf Anfrage, dass es konkrete Planungen gibt, Doping-Prävention auch in die Lehrpläne der Sekundarstufen I und II an allgemeinbildenden Schulen zu integrieren. Die Vorbereitungen für eine flächendeckende Umsetzung des Themas Anti-Doping im Unterricht sind bereits sehr konkret, wie die in NRW für Sport zuständige Staatskanzlei ihrerseits erklärte: „Damit das Thema ,Dopingprävention’ auch in den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen eingebunden werden kann, hat die Nada nach einer Analyse der Lehrpläne sowie einer Lehrerbefragung in den Ländern umfassende Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufen I und II erarbeitet“, sagte ein Sprecher. Die entsprechende Unterrichtsmappe enthält demnach Entwürfe für fächerübergreifende Unterrichtsstunden in Form von Arbeitsblättern und Projektplänen zu den vier Themenfeldern „Sinn des Sports“, „Sport und Leistung“, „Trainingslehre“ und „Gesellschaftliche Rolle von Sport“.

Michael Fahlenbock begrüßt solche Pläne ausdrücklich. Der Akademische Direktor am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wuppertal ist auch Vorsitzender des Deutschen Sportlehrerverbandes. Er sieht angesichts des verbreiteten Dopings im Alltag mehr denn je den Bedarf nach Aufklärung bei Heranwachsenden: „Ich finde es super-wichtig, dass wir Doping-Prävention als Lehrinhalt an allen Schulformen etablieren.“ Denn es gehe ja beim Doping nicht nur um Leistungssport. „Es geht genauso um den Breitensport. Lehrer erzählen mir von Schülern, die glauben, Proteinshakes würden Training im Fitnessstudio total überflüssig machen. Menschen dopen vor Prüfungen, Menschen dopen, um den Arbeitsumfang bewältigen zu können. Doping ist ja ein gesellschaftliches Problem. Und die Schule ist ein geeigneter Ort, um dafür fächerübergreifend sensibilisieren zu können.“

Fitnessstudios gelten seit langem als einer der bevorzugten Orte für den Erstkontakt mit Dopingsubstanzen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schätzte 2016 im Fachmagazin „Doping“, „dass 20 Prozent der Besucher von Fitnessstudios nachhelfen“. Verlässliche Zahlen gibt es aber nicht.

Verankert ist das Thema Doping ganz generell bereits im Kernlehrplan Sport für die Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen in NRW. In Bezug auf das Fach Sport als Leistungskurs wird erwartet, dass die Schüler die Kompetenz erwerben, gesundheitsfördernde und gesundheitsschädigende Faktoren wie Doping bezogen auf die körperliche Leistungsfähigkeit differenziert zu erläutern. Auch wer Biologie in der gymnasialen Oberstufe belegt, kommt bereits heute mit dem Thema Doping in Berührung, wenn Schüler beim Thema „Energiestoffwechsel“ aus gesundheitlicher und ethischer Sicht Stellung zur Verwendung leistungssteigernder Substanzen beziehen sollen.

(klü )
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