"Big Ben" Ainslie Segel-Beckham küsst Oracle wach

Ben Ainslie ist das Gehirn hinter dem spektakulären Comeback von Team Oracle beim America's Cup. Der Glamour Boy aus England gilt als David Beckham des Segelns.

Die größten Aufjholjagden im Sport
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Foto: dpa/Darren Staples

Bevor Ben Ainslie in den Kampf auf dem Wasser zieht, wetzt er sein Messer. Ohne ein ordentliches Beef Wellington im Magen bestreitet der Segel-Star kein wichtiges Rennen. Das Rindersteak im Blätterteigmantel ist seine Lieblingsspeise. "Das macht mich stark", sagt Ainslie, der in der Szene nur "Big Ben" oder "King Ben" gerufen wird.

Sein kulinarisches Ritual hat Ainslie schon so manchen Triumph beschert. Der Engländer ist viermaliger Olympiasieger, holte elf WM-Titel, gilt ohne Zweifel als einer der besten Segler der Geschichte - und stand am Mittwoch nach einer schier unglaublichen Aufholjagd beim 34. America's Cup nun vor der ultimativen Krönung seiner Laufbahn.

"Könnte kaum glücklicher sein"

Dass aus dem Langweiler in der Bucht vor San Francisco doch noch ein echter Thriller geworden ist, wird vor allem den Künsten von Ainslie zugeschrieben. Der 36-Jährige gilt als Gehirn hinter dem spektakulären Comeback von Team Oracle im Showdown mit Herausforderer Team New Zealand. "Ich könnte kaum glücklicher sein mit der Entwicklung des Finals", sagt Ainslie.

Titelverteidiger Oracle um Skipper James Spithill drohte, sich trotz eines Etats von rund 200 Millionen Euro bei der Traditionsregatta zu blamieren, lag schon aussichtslos zurück - doch dann kam Ainslie. Seit der Engländer den US-Amerikaner John Kostecki als Taktiker abgelöst hat, fuhr das Team von Software-Milliardär Larry Ellison in neun Rennen sieben Siege ein und glich in der Best-of-17-Serie zum 8:8 aus. Im Krimi des letzten Rennens am Mittwoch hatten Ainslie und Oracle die Chance, eines der größten Comebacks der Sportgeschichte perfekt zu machen - dabei lagen sie schon mit 1:8 hinten. "Ich gebe niemals auf", sagt Ainslie pathetisch.

In seiner Heimat ist man angesichts der beeindruckenden Rückkehr von Oracle nicht überrascht. Auf der Insel gilt Ainslie schon lange als Superstar, er wurde unlängst zum "Sir" geadelt. Zudem bedient der Glamour Boy die gängigen Klischees seines Sports und lässt sich hervorragend vermarkten: Ainslie ist erfolgreich, sexy, reich. Der Boulevard bezeichnet ihn als "Becks in a Boat". Als segelnder David Beckham zählt er laut eines People-Magazins zu den attraktivsten Junggesellen der Welt.

Diesmal nur Freudentränen

Ainslie spielt Cricket und Golf, fiebert für den FC Chelsea und liebt es, mit seiner hübschen Freundin Marit Bouwmeester (ebenfalls erfolgreiche Seglerin aus den Niederlanden) in seinem Aston Martin durch die britischen Grafschaften zu brausen. Als Sargträger bei der Beerdigung seines verunglückten Segel-Kumpels Andrew Simpson, der während der Vorbereitung auf den America's Cup sein Leben ließ, rührte Ainslie die Nation zu Tränen.

Nun soll England wieder mit Ainslie weinen — doch diesmal vor Glück. Vor der nervlichen Zerreißprobe im letzten und alles entscheidenden Rennen genoss der Glamour Boy noch einmal den Moment. "Es ist für mich ein Privileg, da draußen meinen Job machen zu dürfen", sagte Ainslie, "es ist total aufregend immer näher zu kommen und das Ding vielleicht zu gewinnen. Ich liebe es."

(sid)
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