Schwimm-WM Köhler knackt uralten deutschen Rekord über 800 Meter

Gwangju · Am vorletzten Tag der Schwimm-WM zeigt sich Florian Wellbrock von seiner Enttäuschung einige Tage zuvor gut erholt. Sarah Köhler verpasste eine Medaille nur knapp, schwamm aber neuen deutschen Rekord.

 Sarah Köhler aus Deutschland freut sich nach ihrem Finale über die gute Zeit.

Sarah Köhler aus Deutschland freut sich nach ihrem Finale über die gute Zeit.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Freistilschwimmerin Sarah Köhler hat bei der Schwimm-WM in Gwangju einen 32 Jahre alten deutschen Rekord geknackt, zu einer weiteren Medaille hat es aber knapp nicht gereicht. Die zweimalige Medaillengewinnerin der Titelkämpfe in Südkorea blieb am Samstag über 800 Meter als Vierte in 8:16,43 Minuten klar unter der bisherigen deutschen Bestzeit von 8:19,53 Minuten. Diese war die Magdeburgerin Anke Möhring am 22. August 1987 geschwommen.

Lange war Köhler in Gwangju auf Rang drei, auf den letzten hundert Metern drehte aber die Australierin Ariarne Titmus noch einmal auf und schnappte sich mit einem Vorsprung von 0,73 Sekunden Bronze. Der Sieg ging in einem spannenden Rennen an die US-Amerikanerin Katie Ledecky, die bei Weltmeisterschaften zum vierten Mal nacheinander auf dieser Strecke gewinnen konnte. Silber holte sich 1500-Meter-Weltmeisterin Simona Quadarella aus Italien.

Köhler kann auch ohne dritte WM-Medaille zufrieden abreisen. Nach Gold mit der Freiwasser-Staffel hatte sie Silber über 1500 Meter Freistil gewonnen. „Über die Zeit bin ich mega-froh“, sagte Köhler im ZDF. „Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

"Als ich gesehen habe, wie nah ich an Ledecky dran war, habe ich gedacht: Mein Gott, du bist auf Platz drei", sagte Köhler, die vor einem Jahr von Frankfurt nach Magdeburg gewechselt war, "jetzt musst du irgendwie durchbeißen. Es ist ein bisschen schade, dass es nicht für Bronze gereicht hat. Aber ein Jahr nach dem Trainerwechsel haben wir nicht gedacht, dass ich überhaupt so schnell schwimmen kann."

Zuvor hatte Vielstarter Marius Kusch im Endlauf über 100 m Schmetterling beim Sieg des US-Stars Caeleb Dressel in 51,66 Sekunden den achten Platz belegt. "Letzter war natürlich nicht das Ziel", sagte der Essener, der in den USA trainiert, "aber ich bin unfassbar zufrieden, dass ich überhaupt im Finale war."

Überraschend ins Finale über 50 m Brust schwamm die WM-Debütantin Anna Elendt. Die 17-Jährige aus Darmstadt stellte in 31,10 Sekunden ihre zweite persönliche Bestzeit des Tages auf. "Schöner hätte ich es mir nicht erträumen können", sagte Elendt.

US-Star Caeleb Dressel hat drei Goldmedaillen in 100 Minuten gewonnen und ist auf dem besten Weg, den Rekord seines legendären Landsmannes Michael Phelps zu brechen. Der 22-Jährige aus Florida siegte im Nambu University Municipal Aquatics Centre zunächst in 21,04 Sekunden über 50 m Freistil. Eine gute halbe Stunde später triumphierte Dressel in 49,66 Sekunden über 100 m Schmetterling. Zum Abschluss des siebten Wettkampftages führte er die gemischte 4x100-m-Freistilstaffel der USA in Weltrekordzeit von 3:19,40 Minuten zum WM-Titel.

Sollte Dressel am Sonntag auch mit der amerikanischen Lagenstaffel Gold holen, hätte er Rekord-Olympiasieger Phelps übertrumpft. Dann würde er mit sieben Gold- und einer Silbermedaille aus Südkorea abreisen. Vor zwei Jahren in Budapest hatte Dressel wie Phelps 2007 in Melbourne sieben WM-Titel gewonnen. Im Halbfinale über 100 m Schmetterling hatte der neue Star Phelps zudem in 49,50 Sekunden den Weltrekord abgenommen.

Medaillenkandidat Florian Wellbrock hat sich vier Tage nach seinem überraschenden Vorlauf-Aus bei der Schwimm-WM stark zurückgemeldet. Der 21-Jährige qualifizierte sich am Samstag über 1500 Meter Freistil als Zweiter der Vorläufe souverän für das Finale am Sonntag (ab 13.00 Uhr/MESZ). Wellbrock schlug im südkoreanischen Gwangju nach 14:47,52 Minuten an und musste sich damit nur dem italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri geschlagen geben, der eine Zeit von 14:45,80 Minuten schwamm. Vier Tage nach seinem enttäuschenden Vorlauf-Aus als 17. über 800 Meter zeigte sich der Freiwasser-Weltmeister sehr gut erholt.

„Als Zweiter drin, erstmal alles super“, sagte Wellbrock. Die Erleichterung über das Comeback nach seinem völlig misslungenen Rennen über 800 Meter, als Wellbrock auf Rang 17. ausgeschieden war, war dem Magdeburger deutlich anzumerken. „Dafür, dass ich bei den 800 Metern so ein bisschen gepatzt habe, war es für den Kopf jetzt schon wichtig, vorne ins Finale zu kommen und da nicht auf einer Außenbahn schwimmen zu müssen“, sagte er.

Wellbrock scheint seine Lockerheit wiedergefunden zu haben. „Ich konnte das cool über die Bühne bringen hinten raus“, sagte er. Der deutsche Teamchef Bernd Berkhahn meinte, Wellbrock habe es „sehr, sehr souverän“ gemacht. „Die Erleichterung ist schon groß“. Der zweite deutsche Starter Ruwen Straub schied als 17. aus.

Die deutsche 4 x 100 Meter Freistil Mixed-Staffel verpasste das Finale nur um acht Hundertstelsekunden. Josha Salchow, Christoph Fildebrandt, Isabel Gose und Julia Mrozinski schwammen in dem nicht-olympischen Wettbewerb in 3:27,37 Minuten auf Rang neun.

Überschattet wurde der vorletzte Wettkampftag von einem Unglück in einem Nachtclub in der Nähe des Athletendorfes. Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge, die sich auf Behörden der Stadt beruft, seien beim Einsturz einer Etage des Gebäudes in der Nacht auf Samstag (Ortszeit) zwei Menschen ums Leben gekommen und mindestens zehn verletzt worden. Unter den Verletzten waren auch Sportler der Weltmeisterschaft - hauptsächlich Wasserballerspieler. Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft waren nach Angaben des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) nicht am Unglücksort.

(rent/dpa/sid)
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