Wellbrock die deutsche Hoffnung Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Schwimm-WM 2023 in Fukuoka
Fukuoka · Bei der Weltmeisterschaft in Fukuoka wollen die Schwimmer und Schwimmerinnen um Olympiasieger Florian Wellbrock mit sportlichen Erfolgen den schwer angeschlagenen DSV wieder in ein positives Licht rücken. Alle Fragen und Antworten zur WM.
Mit 28 Athletinnen und 20 Athleten geht der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) bei den Weltmeisterschaften in Fukuoka (14. bis 30. Juli) an den Start – angeführt von Olympiasieger Florian Wellbrock. Wir beantworten alle wichtigen Fragen zum Schwimm-Ereignis des Jahres.
Wieso findet schon wieder eine Schwimm-WM statt?
Ab Freitag werden in Fukuoka auf der japanischen Insel Kyushu die Titelkämpfe nachgeholt, die 2021 wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden. Im vergangenen Jahr hatte der Weltverband World Aquatics kurzfristig eine WM in Budapest eingeschoben, im Februar 2024 findet in Katar die ursprünglich für dieses Jahr vorgesehene Weltmeisterschaft statt - nur ein knappes halbes Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris. Dann werden viele Stars fehlen, deshalb ist Fukuoka die „wichtige Standortbestimmung“, so DLV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann, „so wird die Weltspitze vor Olympia nicht noch einmal zusammenkommen.“
Was steht bei der Schwimm-WM auf dem Programm?
In sechs Sportarten werden Titel vergeben. In der ersten Woche kämpfen die Freiwasserschwimmer um Olympiasieger Florian Wellbrock und Europameisterin Leonie Beck im Seaside Momochi Beach Park um Medaillen. Zeitgleich bestreiten die Wasserspringer ihre erste WM ohne ihren langjährigen Bundestrainer Lutz Buschkow, der vor einem Jahr nach schweren Vorwürfen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Fall Jan Hempel die Kündigung erhalten hatte. Sie suchen im Prefectural Pool nach den Rücktritten ihrer Vorspringer Patrick Hausding und Tina Punzel neue Medaillenhoffnungen. In der Marine Messe erlebt Frithjof Seidel mit den Synchronschwimmerinnen eine WM-Premiere. Im selben Pool will Wellbrock in der zweiten Woche mit den Beckenschwimmern den Aufwärtstrend der letzten Jahre fortsetzen. Außerdem stürzt sich neben Europameisterin Iris Schmidbauer auch Manuel Halbisch als erster Deutscher beim High Diving ins Meer vor Fukuoka. Die Wasserballer verpassten dagegen die WM-Qualifikation.
Wer sind die deutschen Stars der Schwimm-WM?
Natürlich auf Florian Wellbrock. Der Olympiasieger will seine eindrucksvolle Medaillensammlung vergrößern. Nach fünfmal WM-Edelmetall vor einem Jahr hat der Magdeburger noch nicht genug. „Ich hatte ja 'nur' zweimal Gold“, sagt Wellbrock lachend. Diesmal stehen vor allem seine Paradestrecken über 1500 m im Becken und 10 km im Freiwasser im Fokus, auf denen er in Budapest seine Titel verlor. Sein Klubkollege Lukas Märtens zählt über 800 und 400 m zu den Medaillenkandidaten. Bei den Frauen haben die Europameisterinnen Leonie Beck (Freiwasser) und Isabel Gose (Freistil), aber auch die Vize-Weltmeisterin Anna Elendt (Brust) Chancen. Im Wasserspringen geht es vor allem um Quotenplätze für Olympia.
Wer sind die internationalen Stars?
Allen voran die amerikanische Freistil-Königin Katie Ledecky, die nach sieben Olympiasiegen und 19 WM-Titeln in die Dimensionen von Michael Phelps vorstoßen will. Dagegen fehlt Sprint-Ass Caeleb Dressel - ebenfalls siebenmaliger Olympiasieger. Der 26-Jährige, der von der WM in Budapest vorzeitig abgereist war, gab bei den US-Trials sein Comeback nach psychischen Problemen, verpasste aber die Qualifikation. Australien schickt mit Ariarne Titmus, die Ledecky in Tokio zweimal Gold wegschnappte, und seinen Olympia-Stars Kaylee McKeown (Rücken) und Emma McKeon (Freistilsprint) das vielleicht stärkste Team der letzten Jahre. Doch ihnen allen könnte die 16-jährige Summer McIntosh die Show stehlen, die Kanadierin stellte im Frühjahr bereits zwei Weltrekorde auf (400 m Freistil und Lagen) und schwimmt in Fukuoka fünfmal um den Titel.
Sind russische Sportler bei der Schwimm-WM am Start?
Noch nicht wieder. Doch der Weg zur Rückkehr wird wohl in Fukuoka geebnet. Eine Task Force des Weltverbandes wird auf dem Kongress am 25. Juli ihre Empfehlung präsentieren - die sich aller Voraussicht nach mit den Vorstellungen des IOC deckt. Unter neutraler Flagge könnten Russen und Belarussen schon in Katar wieder an den Start gehen - um sich noch für Paris zu qualifizieren. Für ukrainische Schwimmer wie den fünfmaligen Europameister Mychajlo Romantschuk, der mit Wellbrock in Magdeburg trainiert, könnte es das Olympia-Aus bedeuten - wegen des angedrohten Boykotts ihrer Regierung.
Wo werden die Wettkämpfe der Schwimm-WM gezeigt?
Nachdem im Vorjahr die Schwimm-WM nur im Livestream des Weltverbandes zu sehen war, zeigt jetzt das ZDF zumindest Live-Bilder von einigen Beckenfinals. Außerdem bietet der Sender einen Live-Stream an.
Der Medaillenspiegel
Stand nach 68 von 75 Wettbewerben:
1. China 37 Medaillen (20x Gold, 7x Silber, 10x Bronze)
2. Australien 25 Medaillen (15x Gold, 7x Silber, 3x Bronze)
3. USA 37 Medaillen (4x Gold, 18x Silber, 15x Bronze)
4. Japan 10 Medaillen (4x Gold, 1x Silber, 5x Bronze)
5. Frankreich 8 Medaillen (4x Gold, 4x Bronze)
6. Deutschland 7 Medaillen (4x Gold, 3x Bronze)
7. Spanien 9 Medaillen (3x Gold, 2x Silber, 4x Bronze)
8. Italien 13 Medaillen (2x Gold, 7x Silber, 4x Bronze)
9. Großbritannien 12 Medaillen (2x Gold, 5x Silber, 5x Bronze)
10. Ungarn 4 Medaillen (2x Gold, 2x Silber)
11. Kanada 8 Medaillen (1x Gold, 3x Silber, 4x Bronze)
12. Niederlande 5 Medaillen (1x Gold, 2x Silber, 2x Bronze)
13. Österreich 3 Medaillen (1x Gold, 2x Silber)
14. Tunesien 2 Medaillen (1x Gold, 1x Silber)
Rumänien 2 Medaillen (1x Gold, 1x Silber)
Südafrika 2 Medaillen (1x Gold, 1x Silber)
17. Litauen 1 Medaille (1x Gold)
Schweden 1 Medaille (1x Gold)
19. Mexiko 7 Medaillen (5x Silber, 2x Bronze)
20. Ukraine 2 Medaillen (1x Silber, 1x Bronze)
21. Griechenland 1 Medaille (1x Silber)
Kolumbien 1 Medaille (1x Silber)
Portugal 1 Medaille (1x Silber)
Polen 1 Medaille (1x Silber)
Hongkong 1 Medaille (1x Silber)
24. Brasilien 1 Medaille (1x Bronze)
Kasachstan 1 Medaille (1x Bronze)
Neuseeland 1 Medaille (1x Bronze)
Südkorea 1 Medaille (1x Bronze)
Schweiz 1 Medaille (1x Bronze)
Hinweis: Bei der Entscheidung über 100 m Brust der Männer wurden drei Silbermedaillen und keine Bronzemedaille vergeben.