Schwimm-WM in Südkorea Hausding geht volles Risiko und verpasst WM-Medaille

Gwangju · Patrick Hausding beendet die WM in Südkorea ohne Medaille. In seinem letzten Wettkampf pokerte Deutschlands bester Wasserspringer hoch - für Edelmetall reichte es aber nicht.

 Patrick Hausding beim Salto.

Patrick Hausding beim Salto.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Patrick Hausding sprang alles oder nichts - doch am Ende seines letzten WM-Finales von Gwangju lag die Wahrheit irgendwo dazwischen. Wegen des bereits sicheren Olympia-Startrechts vom ganz großen Druck befreit, hatte der Rekordeuropameister vor dem Endkampf vom 3-m-Brett gepokert und den Schwierigkeitsgrad erhöht. Ein perfekter Sprung im sechsten und letzten Durchgang hätte den 30-Jährigen vielleicht noch auf den Bronzerang katapultiert. Doch Deutschlands bester Wasserspringer patzte und fiel vom vierten auf den sechsten Platz zurück.

Enttäuschung kam beim Olympiadritten aber nicht auf, auch wenn er zuvor schon im 3-m-Synchron und vom 1-m-Brett als Vierter und Fünfter das Podest nur knapp verpasst hatte. "Ich will mich ja wieder an meine volle Serie rantasten, deshalb muss ich es auch unter Drucksituationen machen", sagte der Berliner, der im Finaldurchgang statt einer Dreieinhalb-Auerbachschraube einen Zweieinhalb-Vorwärtssalto mit drei Schrauben gezeigt und damit den Schwierigkeit um fünf Zehntel erhöht hatte.

Allerdings erwischte der Vizeweltmeister von 2017 ausgerechnet bei diesem Versuch "den schlechtesten Anlauf überhaupt", wie er selbst sagte. Bundestrainer Lutz Buschkow gab zu, man sei "ein großes Risiko" gegangen, "das war Sekt oder Selters". Denn trainiert hat Hausding die Dreifachschraube kaum. Doch er wollte das Wagnis unbedingt eingehen. Auch wegen dieser Risikobereitschaft lobte Buschkow seinen besten Wasserspringer als "Sechser im Lotto" für die Sportart, Hausding habe sich nach einem schwachen EM-Jahr 2018 "in der Weltspitze zurückgemeldet".

Gold ging an Titelverteidiger Xie Siyi vor Olympiasieger Cao Yuan und dem britischen Europameister Jack Laugher, der China nur wegen eines völlig missratenen Finalsprungs nicht den ersten Titel im zehnten Wettbewerb streitig machen konnte. Hausding fühlte mit dem weinenden Laugher mit: "Das hat ihn sehr hart getroffen."

Fünf Stunden zuvor hatte Tina Punzel über das zweite Olympia-Ticket für die deutschen Wasserspringer gejubelt. Die EM-Dritte löste das Tokio-Ticket durch den 3-m-Finaleinzug als Fünfte, nachdem sie in ihren ersten beiden Synchron-Wettbewerben noch enttäuscht hatte. "Ich bin super erleichtert", sagte die 23 Jahre alte Dresdnerin: "Ich wusste, dass ich es drauf habe, aber die Kunst ist es, das dann auch an Tag X im Wettkampf umzusetzen."

Hausding sprang sich nach einem schwierigen Start in die WM mit jedem Wettkampf stärker in Form, wie ein "Turnierpferd", scherzte er. Die klar ansteigende Formkurve und vor allem die Tatsache, dass er in Gwangju bis auf die chronischen Knie- und Schulterschmerzen verletzungsfrei blieb, machen ihm Hoffnung auf Olympia 2020. "Das bringt mir Sicherheit und Lockerheit", sagte Hausding: "Ich hoffe, dass sich der Trend bei der EM in Kiew fortsetzt. Und dann sind die Zeichen sowieso auf Tokio gestellt."

Bis dahin will er sich um seine vielen körperlichen Blessuren kümmern, "damit ich in Tokio in Bestform auflaufen kann und damit es nicht noch mal so eine Quälerei gibt." Vielleicht hängt Hausding nach Olympia auch noch eine Saison dran: "Ich lasse mir alles offen."

(lt/sid)
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