Schwimm-WM Deutsche Freiwasser-Staffel gewinnt Gold

Yeosu · Der Ausnahme-Athlet Florian Wellbrock fehlt. Trotzdem feiern die deutschen Freiwasserschwimmer ihre zweite Goldmedaille der WM in Südkorea. Zum Erfolg trägt auch die Cleverness von Schlussschwimmer Rob Muffels gegen einen Olympiasieger bei.

Schwimm-WM 2019: Deutsche Freiwasser-Staffel jubelt über Gold
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Deutsche Freiwasser-Staffel jubelt über Gold

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Foto: dpa/Mark Schiefelbein

Rob Muffels umarmte herzlich Trainer Bernd Berkhahn, dann bejubelte er mit den Staffelkollegen den nächsten großen Freiwasser-Sieg bei der WM in Südkorea. Lea Boy, Sarah Köhler, Sören Meißner und Muffels holten am Donnerstag nach 4 x 1,25 Kilometern überraschend Gold vor Italien und den USA. „Alle vier Note 1 mit Stern“, sagte der euphorische Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz nach dem zweiten Gold und der vierten Medaille innerhalb von nicht einmal zwei Tagen.

Zwei WM-Titel hatte es für den Deutschen Schwimm-Verband zuletzt 2015 in Kasan gegeben, zweimal Gold im Freiwasser 2013 in Barcelona - damals noch mit Thomas Lurz. Der Rekordweltmeister freut sich in der Heimat über den in dieser Form nicht erwarteten Freiwasser-Aufschwung.

„Die ganze Woche ist ein Wahnsinn!“, sagte dessen Bruder Stefan. „Die zweite Goldmedaille ist natürlich der Hammer!“ Sein Team zeigte eine grandiose Leistung. Und das, obwohl sich der WM-Champion über zehn Kilometer, Florian Wellbrock, fürs Becken schonte. „Wir haben uns als gesamte deutsche Mannschaft hier super präsentiert“, sagte Muffels. Er hatte im Einzel über die olympische Distanz Bronze geholt und sich sein Tokio-Ticket gesichert. „Das ist absolut unerwartet, dass es hier so gut ausgeht“, sagte er.

Bei der vergangenen WM in Budapest vor zwei Jahren waren die deutschen Freiwasserschwimmer noch ohne eine einzige Medaille nach Hause gefahren. „Danach mussten wir uns zusammensetzen und ein paar Dinge ansprechen“, sagte Stefan Lurz. Vieles wurde auf den Prüfstand gestellt, auch der Bundestrainer hinterfragte sich. Es wirkte. Die WM-Leistungen machen Lurz auch Mut für das ganz große Highlight: „Ich hoffe, dass wir den Aufschwung jetzt bis Tokio mitnehmen.“

Bei Regen legte WM-Debütantin Boy im nicht-olympischen Wettbewerb stark los und übergab als Fünfte an Köhler. „Ich war aufgeregt, aber mit den drei an meiner Seite: alles gut“, sagte die 19-jährige Boy. Köhler, die wie ihr Freund Wellbrock auch im Becken startet, ließ sich auch von den neben ihr schwimmenden Männern nicht einschüchtern. Sie wehrte sich und handelte sich sogar eine Verwarnung ein. Meißner übernahm als Achter und schwamm Deutschland in Führung.

„Die drei vor mir haben einen super Job gemacht. Ich hatte einfach nur die Aufgabe, den Italiener zu halten und im Endspurt dann vorbeizugehen“, sagte Schlussschwimmer Muffels, der nach 53:58,7 Minuten anschlug. Der Italiener war allerdings kein Geringerer als 1500-Meter-Olympiasieger Gregorio Paltrinieri. Da brauchte es eine spezielle Taktik: „Es war klar, dass ich ihn ein bisschen auf Freiwasser-Manier behandeln muss, damit ich da überhaupt mitkomme“, sagte Muffels über das Duell mit einem „Vorbild“ und lachte.

„Mann gegen Mann ist meine Stärke“, sagte er. „Da habe ich Spaß dran.“ Dass sich Muffels, früher auch im Becken unterwegs, zum Freiwasser-Experten entwickelt hat, daran ist Paltrinieri nicht ganz unschuldig: Weil der Gleichaltrige 2011 in Rom bei einem Wettkampf über 1500 Meter laut Muffels „über ne Minute schneller“ war als er, dachte sich der Deutsche: „Verdammt, ich bleib im Freiwasser!“

Keine schlechte Entscheidung. Die im Vergleich zu den Vortagen welligeren Bedingungen kamen dem 24-Jährigen gegen das Becken-Ass zusätzlich entgegen, zudem setzte Muffels seinen Körper geschickt ein. „Bobby hat es mit seiner Erfahrung und dem unfassbaren Endspurt so clever gemacht“, lobte Stefan Lurz den Magdeburger Muffels, der seinen Spitznamen von Freiwasser-Idol Thomas Lurz hat. Dem Bundestrainer war aber eines wichtig: „Alle vier haben denselben Anteil. Alle vier haben den I-Punkt auf diese WM gesetzt.“

(dpa/old)
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