Frust und Freude auf dem Weg nach Melbourne Schüttler: "Ich muss aggressiver werden"

Sydney/Neuss (rpo). Rainer Schüttler hat im neuen Jahr beide bisherigen Auftaktmatches verloren. Gegenüber seiner eigenen Schwächen nimmt er kein Blatt vor den Mund. Nun macht er sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg nach Melbourne.

<P>Sydney/Neuss (rpo). Rainer Schüttler hat im neuen Jahr beide bisherigen Auftaktmatches verloren. Gegenüber seiner eigenen Schwächen nimmt er kein Blatt vor den Mund. Nun macht er sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg nach Melbourne.

Verlieren ist er nicht gewohnt, und Rainer Schüttler findet daran auch "echt keinen Spaß". Mit gemischten Gefühlen macht sich Deutschlands bester Tennisspieler am Donnerstag auf den Weg nach Melbourne, wo er mit dem Finaleinzug 2003 den Grundstein für das bislang beste Jahr seiner Karriere gelegt hatte. Der Frust über die beiden Niederlagen gegen Michail Juschni in Doha und Joachim Johansson in Sydney und die Freude auf die Australian Open halten sich bei Rainer Schüttler derzeit noch die Waage.

Schonungslos die eigenen Schwächen aufdecken

"Wenn man die ersten beiden Matches im neuen Jahr verliert, dann ärgert man sich schon ziemlich über sich selbst", gab der 27-Jährige gewohnt offen und ehrlich zu: "Trotzdem ist klar, dass ich in Melbourne gut spielen will und mir das auch zutraue." Zu passiv findet Schüttler sein Spiel im Moment, daran soll bis zum Beginn der Australian Open noch intensiv gearbeitet werden: "Ich muss aggressiver werden und das Spiel wieder selbst in die Hand nehmen."

Es ist typisch für einen wie Rainer Schüttler, schonungslos die eigenen Schwächen aufzudecken und mit der ihm eigenen Härte gegen sich selbst so lange daran zu arbeiten, bis aus ihnen Stärken geworden sind. Der Korbacher ist bekannt dafür, im Training bis an die Grenzen zu gehen und sich vor keiner noch so großen Anstrengung zu drücken. Bei der Umfrage des Internetportals Sport1 wurde er mit der Wahl zum Sportler des Jahres für seine Mühen belohnt. "Das ist eine große Ehre für mich", sagt er: "Meine Fans bedeuten mir sehr viel, ich hoffe, dass sie auch in diesem Jahr zu mir stehen."

Klarer Standpunkt zum Doping

Einen ganz klaren Standpunkt vertritt Rainer Schüttler zum aktuellen Thema Doping im Tennis. Er fordert eine unabhängige und übergeordnete Instanz, um so schnell wie möglich Licht in die Angelegenheit zu bringen, die ausgelöst durch den Fall Greg Rusedski in den letzten Tagen hohe Wellen schlug. "Es sollte nicht sein, dass die ATP und ihre Spieler ungerechtfertigten Vermutungen ausgesetzt sind", sagt der Korbacher: "Gerade, weil die ATP involviert ist, muss eine übergeordnete Instanz ermitteln."

Dass tatsächlich die Physiotherapeuten der ATP verseuchte Elektrolyte an die Spieler weitergereicht und somit den Skandal ausgelöst haben, will Schüttler absolut nicht glauben: "Mir tun die Leute Leid, die jetzt verdächtigt werden, ohne dass es auch nur den geringsten Beweis dafür gibt. Die Elektrolyte haben schließlich jahrelang nicht einen einzigen Dopingfall verursacht. Es ist allerdings schon sehr beunruhigend, dass es für die ganzen Vorfälle offenbar keine vernünftige Erklärung gibt."

Dass Doping in einer so komplexen Ganzjahres-Sportart wie Tennis nichts bringt, unterstrichen auch die beiden US-Idole Andre Agassi und Andy Roddick. Agassi gab zu Protokoll, bei 13 Turnieren elfmal zum Urintest gebeten worden zu sein, hinzu kamen acht Blutkontrollen, davon drei unangemeldete im Training. "Unser Sport ist einer der führenden, wenn nicht der führende überhaupt in Sachen Dopingbekämpfung", erklärte Agassi, und Roddick ergänzte: "Ich bin im letzten Jahr 18 Mal getestet worden. Es gibt im Tennis kein Doping-Problem."

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