Schach-WM Caruana überrascht unvorbereiteten Carlsen

Zwei Partien, zwei Remis: Zwar gab es im WM-Duell zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana noch keinen Sieg, doch der Auftakt in London verspricht viel.

 Magnus Carlsen (l) und Fabiano Caruana kämpfen um die Schach-Krone.

Magnus Carlsen (l) und Fabiano Caruana kämpfen um die Schach-Krone.

Foto: dpa/Matt Dunham

Magnus Carlsen versuchte gar nicht erst, seine Überraschung zu verbergen. "Ich habe gedacht: Oh Mist", sagte der Schach-Weltmeister - jugendfrei übersetzt. Mit einem ungewöhnlichen Turmzug hatte Herausforderer Fabiano Caruana den Titelverteidiger zuvor in der zweiten WM-Partie in arge Bedrängnis gebracht. "Das war sehr ungemütlich. Und ich war nicht vorbereitet", betonte der Norweger, der sich letztendlich aber noch zur Punkteteilung retten konnte.

Es war das zweite Remis in der zweiten Begegnung, 1:1 steht es zwischen den beiden besten Schachspielern der Welt. Doch schon jetzt ist klar: Das auf zwölf Partien angesetzte Duell im Holborn College in London verspricht, die im Vorfeld hohen Erwartungen zu erfüllen. Die Kontrahenten schenkten sich bereits zu Beginn nichts.

Schach-WM 2018: Magnus Carlsen verpasst Sieg zum Auftakt
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Carlsen verpasst Sieg zum Auftakt

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Denn konnte Caruana den seit 2013 amtierenden Weltmeister am Samstag überraschen, war es am Tag zuvor Carlsen gewesen, der mit spektakulärem Spiel für Aufsehen sorgte. In der ersten Partie hatte er mit aggressivem Spiel seinen Kontrahenten in die Defensive gedrängt, stand dicht vor dem Sieg - ehe der US-Amerikaner doch noch zur Punkteteilung kam. Nach insgesamt 115 Zügen und sieben Stunden Spielzeit. Nur 1978 hatte es zwischen Anatoli Karpow und Viktor Kortschnoi eine längere WM-Partie gegeben (Remis nach 124 Zügen).

Wer jedoch dachte, der 26 Jahre alte Herausforderer würde sich davon beeindrucken lassen, sah sich am Samstag getäuscht. Hervorragend vorbereitet fand er im zehnten Zug eine Variante, die Carlsen lange grübeln ließ. "Ich wollte es versuchen, aber es ist auch riskant für Schwarz", sagte Caruana.

"Rollentausch für Carlsen", titelte die norwegische Boulevardzeitung VG die zweite Partie. Nach dem Ruhetag am Sonntag führt Caruana am Montag wieder die weißen Figuren. Die Schach-Fans hoffen erneut auf einen ähnlich spannenden Schlagabtausch.

Doch schon jetzt hatte das WM-Duell einige erinnerungswürdige Momente. Angefangen beim US-Schauspieler Woody Harrelson, der den ersten Zug der WM ausführte - aber zunächst den falschen Bauern bewegte und erst auf Intervention Caruanas im zweiten Versuch richtig lag. Oder auch Carlsen, dem die Temperaturen im Holborn College offenbar zu niedrig sind. Am Samstag trat er laut norwegischer Medien mit wollener Unterwäsche an.

(sid/old)
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