„Nur Jesus kann euch retten“ Rugby-Star nach homophoben Äußerungen vor dem Karriere-Aus

Sydney · Der australische Rugby-Verband hat den Vertrag mit Israel Folau nach dessen homophoben Tiraden gekündigt. Für den umstrittenen Superstar könnte es das Karriereende bedeuten.

 Israel Folau, Rugby-Profi aus Australien.

Israel Folau, Rugby-Profi aus Australien.

Foto: dpa/Adam Davy

Das Gottvertrauen von Israel Folau ist auch nach der Quittung für seine homophoben Tiraden felsenfest. Sein Glaube, das sich alles für ihn zum Guten wenden wird, ist unerschütterlich. "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Denjenigen, die nach seiner Bestimmung berufen sind", schrieb der australische Rugby-Superstar am Freitag bei Twitter.

Der 30-Jährige zitierte dabei - natürlich - einen Bibelvers als Reaktion auf die Kündigung seines bis 2022 laufenden Vertrags durch den nationalen Verband Rugby Australia. Es war eine erwartete Sanktion der RA, und noch dazu eine mit symbolhaftem Timing: Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie.

Im April hatte Folau, der sich in seinem Twitter-Account mit den Worten "Living for Jesus Christ" vorstellt, ein an Homosexuelle, Alkoholiker, Diebe und Atheisten gerichtetes Bild in den Sozialen Medien gepostet. Die Botschaft: "Die Hölle erwartet euch. Tut Buße! Nur Jesus kann euch retten."

Es war nicht Folaus erster Affront. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Modellathlet bei Instagram gehetzt, Gottes Bestimmung für Homosexuelle sei "die Hölle".

Folau hat nach dem RA-Beschluss vom Freitag 72 Stunden Zeit, um Einspruch einzulegen. Auch sein Klub aus der internationalen Super-Rugby-Liga, die New South Wales Waratahs, werden Folau bis zur vollständigen Klärung des Falls nicht mehr einsetzen.

Ein eigens einberufenes Tribunal des australischen Rugby-Verbandes war Anfang des Monats zu dem Ergebnis gekommen, dass Folau den Verhaltenskodex des Sports verletzt hat. Er wird damit voraussichtlich nicht bei der WM in vier Monaten in Japan für die Wallabies auflaufen, eine Fortsetzung seiner Karriere steht in den Sternen.

Der 73-malige australische Nationalspieler steht fest dazu, "was die Bibel vorgibt", sagte Folau dem Sydney Morning Herald: "Ich glaube an einen Gott, der alles kontrolliert."

Der ehemalige australische Nationaltrainer und heutige Radiomoderator Alan Jones schlug sich auf Folaus Seite. "Sie haben ihn entfremdet, sie haben seine Arbeit und international seinen Namen zerstört, weil er die Bibel um Gottes Willen zitiert hat", zitierte ihn die australische Tageszeitung Daily Telegraph.

Die RA zeigte sich derweil enttäuscht vom Verhalten Folaus und positionierte sich klar gegen seine Äußerungen. "Rugby Australia hat sich nicht dafür entschieden, in dieser Situation zu sein, aber Israel hat uns durch seine Handlungen keine andere Wahl gelassen hat, als diese Vorgehensweise fortzusetzen", sagte Geschäftsführerin Raelene Castle.

Andrew Hore, Vorstandsvorsitzender der New South Wales Rugby Union, ergänzte: "Rugby hat einen Verhaltenskodex und Werte, die wir einhalten müssen, um sicherzustellen, dass unser Spiel ein Spiel für alle bleibt, unabhängig vom Hintergrund oder Glauben der Menschen."

Sportartikelhersteller Asics hat die Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Markenbotschafter bereits beendet, die Nationalmannschaft wurde von Hauptsponsor Qantas zu einer klaren Positionierung aufgefordert.

Der Verband hat laut Sydney Telegraph bereits 350.000 Australische Dollar (215.000 Euro) für Anwaltskosten ausgegeben. Sollte Folau sich entscheiden, bis vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen, könnten es mehrere Millionen werden.

Folau durchlebt nach eigener Aussage eine "schwierige Zeit." Aber, erklärte er weiter, "ich finde Trost in dem, was die Bibel sagt. Ich habe Liebe zu jedem, der sich negativ äußert. Ich beschließe, sie zu lieben, weil Gott mich liebt."

(sef/sid)
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