Reitturnier in China beliebt CHIO - Exportschlager aus Aachen

Aachen · China ist diesmal Partnerland des Reitturniers. Veranstalter Michael Mronz hofft auf gute Geschäfte.

Impressionen der letzten CHIO Events
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In China gibt es ein Reitturnier, das dem CHIO auffällig ähnlich sieht. Aber Veranstalter Michael Mronz fürchtet keinen wirtschaftlichen Schaden - im Gegenteil. China ist in diesem Jahr Partnerland des Aachener Vorzeigeturniers.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, kurz VDMA, hat auf der Hannover-Messe eine Studie zum Thema Plagiate vorgestellt. Die meisten Fälscher, die deutsche Produkte, Teile davon oder Techniken nachbauen, kommen demnach aus China - genau wie in den Vorjahren. Wenn die Macher des CHIO in Aachen auf das "Longines Equestrian Beijing Masters" in Peking blicken, dürften sie auch Ähnlichkeiten zum eigenen Turnier feststellen. Doch Organisator Michael Mronz und seine Mitstreiter befürchten keinen wirtschaftlichen Schaden - im Gegenteil. CHIO-Expertise kommt bereitwillig zum Tragen bei dem Versuch, in China Reitsport nachhaltig aufzubauen. Die Volksrepublik ist dann auch in diesem Jahr offizielles Partnerland des Aachener Vorzeigeturniers (13. bis 22. Juli).

 Michael Mronz

Michael Mronz

Foto: dpa, kne jai vge

"Der Pferdesport ist sehr global geworden, er konzentriert sich längst nicht mehr nur auf die ,traditionellen' Länder in Mitteleuropa. In dem Maße, wie sich der Sport entwickelt hat, ist auch das internationale Interesse größer geworden. Das merken wir in Aachen auf vielfältige Weise: an unserer Besucherstruktur, am Interesse der Wirtschaftspartner, an einer immer internationaleren Berichterstattung, aber eben auch am Interesse ausländischer Turnierveranstalter", sagte Mronz unserer Redaktion. Der Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH hat also kein Problem damit, dass das Ausland bei ihm in der Soers nachfragt, wie man denn am besten ein Turnierformat von Weltrang organisiert.

Dass CHIO nicht nur als Veranstaltung, sondern auch als Marke zu etablieren, ist längst Teil des Konzepts geworden. "Es ist seit jeher unser Anspruch, bei allen Entwicklungen Vordenker zu sein. Egal, ob im Sport, im Rahmenprogramm oder in jüngerer Vergangenheit bei der digitalen Entwicklung. Wir denken permanent über den CHIO nach und überlegen, wo wir ihn optimieren können", sagte der 51-Jährige. "So gab es hier frühzeitig - übrigens lange bevor die ersten Fußball-Bundesligisten darüber nachdachten - auf der gesamten Turnieranlage ein kostenloses Wlan für die Besucher. Gemeinsam mit unserem Partner SAP haben wir eine ,Judging App' für die Dressur entwickelt - die wird inzwischen auf fast allen großen Turnieren eingesetzt."

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Promi-Auflauf bei der CHIO-Eröffnungsfeier

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Anfrage aus China mündete erstmals 2012 in konkreter Vor-Ort-Arbeit der Aachener. Seit 2012 ist das CHIO-Team in die Organisation des Springreitturniers im "Bird's Nest", dem Olympiastadion von 2008, involviert. Kontakte nach China gibt es indes schon deutlich länger, so war Turnierdirektor Frank Kemperman in den 1990ern schon mal Berater bei der Planung eines "Equestrian Centers".

2010 hatten sich die Chinesen dann ganz konkret an Ludger Beerbaum gewandt und gefragt, ob er nicht sein Know-how als einer der besten Reiter der Welt in den Aufbau des Peking-Masters einfließen könne. Beerbaum sagte, er helfe gerne, insbesondere beim Thema Pferde. Aber wenn es um die Organisation selbst gehe, da solle man am besten die Aachener fragen.

Seitdem gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Peking und Aachen in den Bereichen Turnierorganisation, Infrastruktur, Sport, Protokoll oder Pressearbeit. So sind jedes Jahr knapp zehn CHIO-Mitarbeiter vor Ort, umgekehrt waren auch die Chinesen schon mehrfach in Aachen, um zu schauen, wie das Vorbild so arbeitet.

Das Konzept des Peking-Masters ist dabei ein etwas anderes als das von traditionellen Turnieren. Hier kommen keine Top-Reiter, reiten und sind wieder weg. Hier sind lediglich zehn bis 15 internationale Spitzen-Reiter am Start, der Rest kommt aus China. Die ausländischen Reiter geben rund um das Turnier auch Lehrgänge.

Und wo ist bei all dem der konkrete Nutzen für die CHIO-Macher? Es ist vor allem einer: Sie bekommen als Marke einen Fuß in den Milliardenmarkt der Volksrepublik. Nicht zuletzt über Medienpräsenz. So sind inzwischen gute Kontakte zu den wichtigsten chinesischen Medien entstanden, berichtete das Staatsfernsehen CCTV im Vorjahr umfangreich vom CHIO. Auch das Webportal sina.com - nach eigenen Angaben 94,8 Millionen registrierte User - hatte bereits Mitarbeiter beim CHIO akkreditiert.

Was China indes bei aller Lernwilligkeit weiterhin fehlt, ist ein international konkurrenzfähiger Reiter. Sportliches Talent lässt sich eben nicht mal so einfach eins zu eins nachbauen.

(klü)
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