Darts-Legende beendet Karriere Van Barneveld hat keine „Energie“ mehr

Rotterdam · Im TV erklärt Raymond van Barneveld live seinen sofortigen Rücktritt. Kurze Zeit später rudert sein Manager zurück. Der fünfmalige Champ will seine Schmerzen als Sportler einfach nicht mehr ertragen.

Der Abend begann mit Tränen und endete mit tiefster Enttäuschung: Darts-Star Raymond van Barneveld hat nach der nächsten herben Schlappe in seiner Abschiedssaison die Konsequenzen gezogen und sein sofortiges Karriereende verkündet. „Ich habe eine Entscheidung getroffen - ich bin jetzt fertig. Ich will diese Schmerzen nicht mehr“, sagte der 51 Jahre alte van Barneveld dem Sender Sky Sports.

Das Heimspiel vor mehr als 10 000 frenetisch feiernden „Barney“-Fans hätte in Rotterdam zu einer großen Party werden sollen, endete aber mit zwei desaströsen 1:7-Pleiten gegen den Nordiren Daryl Gurney und Weltmeister Michael van Gerwen.

Der fünfmalige Weltmeister van Barneveld hat schon häufiger aus der Emotion heraus gehandelt. So war sein Manager Jaco van Bodegom auch am Donnerstagabend bemüht, „Barneys“ endgültig klingende Worte am TV-Mikrofon schnell wieder einzufangen.

„Ich habe gerade mit ihm gesprochen, und wir sind übereingekommen, dass es besser ist, ein paar Tage lang den Kopf freizubekommen und über die Zukunft nachzudenken. Ich hoffe, es haben alle Verständnis dafür“, schrieb der Manager über den Twitteraccount von van Barneveld.

Doch der einstige Darts-Star wirkt schwer gezeichnet. Bei seinem letzten Walk-on in Rotterdam kam er schon mit Tränen auf die Bühne, die ganze Szenerie samt der auf ihn ruhenden Hoffnungen auf einen letzten glorreichen Abend in der Premier League schienen ihn heillos zu überfordern. Nach der missratenen Saison mit einem Sieg aus neun Spielen zog van Barneveld schonungslos Bilanz: „Ich bin nicht gut genug und ich habe nicht mehr die Energie. Ich könnte sagen, Ray, gib dir ein wenig Zeit, aber es bleibt keine Zeit mehr. Für mich gibt es kein Licht.“

Eigentlich hatte der Niederländer angekündigt, bis zur nächsten WM (Mitte Dezember bis 1. Januar 2020) im Alexandra Palace in London spielen zu wollen und am Ort seines größten Triumphs seinen Abschied zu feiern. Doch mit seinen zuletzt immer mieseren Leistungen geriet auch das Ticket für den Jahreshöhepunkt immer mehr in Gefahr. Er habe es immer wieder „versucht, versucht und versucht“, beteuerte van Barneveld: „Doch ich hatte nie mehr das Gefühl, dass der alte Ray zurück ist.“

Ein Abschied wie seinem langjährigen Rivalen Phil Taylor aus England, der nach 16 WM-Titeln im letzten Turnier seiner glorreichen Laufbahn noch einmal ins WM-Finale kam, ist van Barneveld offenbar nicht mehr vergönnt. „Ich bin immer noch ein stolzer Mann und möchte allen danken, die mir in all den Jahren geholfen haben. Aber ich bin erledigt. Das war's“, sagte van Barneveld. Die Premier League wird in der kommenden Woche in Belfast nach dem sportlichen Ausscheiden von „Barney“ mit acht statt neun Spielern fortgesetzt.

(dpa/old)
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