CHIO-Turnier in Aachen Rath und Totilas gegen die Weltspitze

Aachen (RPO). Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Matthias Rath muss sich im Sattel von Totilas zum ersten Mal auf allerhöchster Ebene beweisen. Beim weltweit größten Reitturnier trifft das neue Traumpaar in Aachen erstmals auf die Weltelite und stellt das restliche Programm komplett in den Schatten.

Der Sattel darf nicht zwicken, die Einerwechsel müssen endlich gelingen, die Piaffen sowieso: Für Matthias Rath und Totilas wird es ernst. Der Dressurreiter aus dem hessischen Kronberg führt das Zehn-Millionen-Pferd in dieser Woche beim CHIO erstmals gegen die komplette Weltelite ins Feld und wird im Anschluss wissen, ob er den Wunderrappen beherrscht - oder eben nicht.

Sollte Rath am nächsten Sonntag nach der Kür als Sieger der großen Aachener Dressur-Tour dastehen, hätte er alles richtig gemacht. Er hätte gezeigt, dass er ein großer Reiter ist, und seine Kritiker Lügen gestraft. Er hätte das Investment seiner Eltern und das von Mit-Besitzer Paul Schockemöhle gewinnbringend fortgeführt und die deutsche Dressur aus dem Jammertal geführt.

"Es wird schwer"

Die Zeichen für Rath und Totilas stehen gut, bei den ersten drei Turnieren hat sich das Paar gefunden. Zwar gab es zu Pfingsten in Wiesbaden mit Platz drei im Grand Prix einen Rückschlag, doch eine Woche später bei der DM in Balve siegte das Duo mit Rekordnoten. In der Soers soll der Weg in Richtung EM im August in Rotteram geebnet werden. "Ich weiß, dass alle davon ausgehen, dass wir siegen. Doch es wird schwer", sagt Rath.

Auch die deutsche Mannschaft hat nach dem Millionen-Coup Oberwasser. "Wir wollen in Aachen den Sieg", sagt Bundestrainer Holger Schmezer. Die Jahre der Pleiten gegen den Erz-Rivalen Niederlande sollen der Vergangenheit angehören. Das Pferdeland Deutschland beansprucht wieder die Pole Position, um im kommenden Jahr bei Olympia das historische achte Teamgold in Folge zu holen.

Der Hype um Totilas stellt beim diesjährigen CHIO alles in den Schatten. Das erfahren auch die Springreiter, die sonst in der Soers im Mittelpunkt stehen. "Das ist mir ganz lieb", sagt Bundestrainer Otto Becker und ergänzt schlau: "Totilas ist doch ein Glücksfall für den gesamten deutschen Reitsport." Und immerhin war es Paul Schockemöhle, ein ehemaliger Springreiter, der durch den Kauf des Hengstes den Rummel ausgelöst hat.

Die deutschen Springreiter, die beim CHIO erstmals am Dienstag in den Parcours gehen, sind durch dem WM-Sieg von Kentucky im vergangenen Herbst in die Weltspitze zurückgekehrt. "Wir wollen im Nationenpreis eine Medaille. Wenn alle Pferde gesund bleiben, gehören wir zu den Favoriten", sagt Becker.

TV-Übertragung in 190 Ländern

Angeführt wird die deutsche Mannschaft von den Team-Weltmeistern Marcus Ehning (Borken) mit Plot Blue, Carsten-Otto Nagel (Wedel) mit Corradina und Janne-Friederike Meyer (Schenefeld) mit Lambrasco.

Hinzu kommen die Routiniers Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Gotha und Christian Ahlmann (Marl) mit Taloubet. Im Einzel um den Großen Preis am Sonntag wollen die Gastgeber die Durststrecke beenden. Letzter deutscher Sieger war Ehning im Jahr 2006.

Insgesamt sind beim größten Pferdesportfest der Welt 541 Pferde und 381 Reiter aus 27 Nationen gemeldet. Das Turnier ist mit 1,79 Millionen Euro dotiert, der Gesamtetat liegt bei 10,5 Millionen Euro. Die wichtigsten Prüfungen in den fünf Disziplinen (Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Voltigieren, Viererzugfahren) werden via TV in 190 Länder übertragen.

(SID/rüb)
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