Letzte Saison der Rekord-Sportlerin Psycho-Tiefschlag für Franzi

Berlin (rpo). Olympia 2004 hat Franziska van Almsick zum letzten großen Ziel ihrer Karriere auserkoren. Ihre restlos enttäuschende Vorstellung beim "arena-worldcup" in Berlin glich da einem vorzeitigen Untergang. Der Frust ist nun allgegenwärtig.

Nach dem verpatzten Start in die letzte Saison ihrer Karriere setzte Franziska van Almsick das Pokerface auf. Die 25 Jahre alte Topschwimmerin aus Berlin ist von ihrem großen Ziel, im Sommer mit Olympia-Gold glanzvoll abzutreten, noch meilenweit entfernt. "Ich dachte, ich wäre schon weiter", fasste sie nach der Pleite mit den Plätzen 11 über 100 m Schmetterling und 16 über 100 m Rücken zusammen und zog die dunkle Baseballkappe tief ins Gesicht.

Beim "arena worldcup" auf der Kurzbahn in ihrer Heimatstadt, dem wohl letzten Härtetest gegen internationale Konkurrenz vor Athen, schwamm der Star des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) allzu deutlich hinterher - wenn auch nur über Nebenstrecken. Athletin, Heimtrainer Norbert Warnatzsch und DSV-Sportdirektor Ralf Beckmann bemühten sich am Beckenrand im Kollektiv um Schadensbegrenzung.

Norbert Warnatzsch bemühte die Phrase: "Das war kein Beinbruch. " Und Ralf Beckmann verteidigte das DSV-Konzept: "Unsere Priorität liegt in diesem Jahr auf Athen. Die deutschen Meisterschaften im Juni dienen der Qualifikation und dann zählt nur noch Olympia." Internationale Bewährungsproben fallen demnach vor Athen aus - einen Start seiner Starschwimmerin bei den Europameisterschaften in Madrid (6. bis 16. Mai) schloss Beckmann nahezu aus: "Da muss ein Athlet schon gute Argumente haben, um antreten zu dürfen." Die Titelkämpfe passen terminlich nicht in den DSV-Vorbereitungskalender.

Einsamer Weg

Der psychologische Tiefschlag für Franziska van Almsick lässt sich nicht wegdiskutuieren. Auch wenn sie beteuerte: "Im Hinblick auf Athen bin ich weiter voll im Plan. Aus dem vollen Training war wohl nicht mehr drin. Mein Trainer hat mir das schon vorher gesagt. " Statt sich wie die Konkurrenz über Wettkämpfe Selbstvertrauen zu erarbeiten, bleibt "FvA" nun nur der einsame Weg über das Training.

Dem freiwilligen Verzicht auf die WM 2003 in Barcelona folgte das krankheitsbedingte Fehlen bei der Kurzbahn-EM in Dublin im Dezember. Zuletzt überzeugt hat van Almsick im Sommer 2002 in Berlin, als sie fünffache Europameisterin wurde und Weltrekord (1: 56,64 Minuten) über ihre Paradestrecke 200 m Freistil schwamm.

Rupprath vorbildlich

Auch dem deutschen Schwimmsport insgesamt tat die Berlinerin am Wochenende keinen Gefallen. Das Fernsehen verschob nach dem Vorlauf-Aus des Stars seine Übertragungszeit, verantwortlich für positive DSV-Schlagzeilen war allein Thomas Rupprath. "Aus dem vollen Training schwimmend" holte der 26 Jahre alte Wuppertaler zwei Streckensiege, überzeugte mit neuer Tauchtechnik und verdiente sich ein Sonderlob von Beckmann. "Thomas ist ein echter Profi", urteilte der Sportdirektor, weil Rupprath die von Beckmann geforderte Wettkampfhärte vorbildlich demonstrierte.

Wie gut die äußeren Bedingungen in Berlin waren, machten die beiden Weltrekorde deutlich. Über 200 Brust verbesserte der 23 Jahre alte US-Amerikaner Ed Moses seine eigene Rekordmarke um 25 Hundertstelsekunden auf 2:02,92 Minuten. Und die Chinesin Ya Yang schraubte die Bestmarke über 200 m Schmetterling auf 2:04,04 Minuten. "Es gibt nichts Besseres für die Psyche, als gegen die Konkurrenz ein Topresultat zu bringen. Ich bin auf dem richtigen Weg", meinte Moses: "Es ist kein Problem für Athen, schon jetzt einen Formhöhepunkt zu haben."

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