Polo-Turnier in Düsseldorf Pferde, Hüte und Champagner

Düsseldorf · Zu Besuch beim Polo-Turnier. Der Sport, der für die einen eine Faszination ist, ist für Tierschützer Quälerei.

 Polo ist nicht unumstritten.

Polo ist nicht unumstritten.

Foto: dpa

Der Hutmacher, der hinter dem Eingangszelt seinen Stand aufgebaut hat, berät seine Kunden, wo er nur kann. "Der steht ihnen wirklich ganz fein", sagt er zu einer Kundin. Überreden kann er sie aber nicht, die Dame zieht weiter. Die Hüte an seinem Stand sind aus Bast, ganz passend zum ländlichen Charme des Geländes des Düsseldorfer Reit- und Poloclubs. Und Hüte gehören zum Pferdesport ja sowieso dazu.

Auf dem Reitgelände im Düsseldorfer Norden wird eines von deutschlandweit nur vier Poloturnieren der höchsten Spielklasse, der "High Goal Cup", ausgetragen. Um das Spielfeld herrscht pompöser Rummel. Der Sport ist fast nur Nebensache.

Die Mittagssonne glüht kurz nach Beginn der ersten Partie um halb zwei. Im VIP-Zelt am Ende des Spielfelds gönnen sich die Zuschauer ein kaltes Getränk. Die, die keinen Zutritt zu der Loge mit den Polstersitzen und den Sonnenschirmen haben, suchen anderswo nach Abkühlung. Einige finden sie im Schatten der entlang des Spielfelds aufgebauten Verkaufs- und Werbestände. Der Name eines Herstellers für Luxusuhren prangt an den größten Werbeflächen der Flaniermeile. Gegenüber wirbt ein Alpen-Luxushotel für Erholungsurlaube, und wenige Meter weiter testet ein Ehepaar die Klimaanlagen von den Luxusautos, die ein Hersteller dort zur Schau aufgebaut hat. Ein paar Damen mit Champagnergläsern in den Händen stehen vor dem Werbestand eines Kreuzfahrtanbieters und träumen von einer kühlen Meeresbrise. Trotz der Hitze ist auch am Grill die Hölle los. Eine gute Bratwurst passt selbst zur Weißweinschorle, die es direkt nebenan gibt.

Auf dem riesigen Spielfeld, 274 mal 183 Meter groß, läuft das Spiel um die Plätze drei und vier. Es geht hin und her. Aus den Boxen dröhnt die Stimme des Kommentators, er fiebert mit. "Heino Ferch, alleine auf das Tor. Heino, Heino", schreit er. Aber der Schauspieler, der in Düsseldorf regelmäßig zum Schläger greift und begeisterter Polospieler ist, vergibt mit einem satten Hieb kläglich und trifft das leere Tor nicht. Bald darauf ist der Spielabschnitt, die Profis nennen ihn "Chukker", vorbei. Die Menge applaudiert trotzdem. Ferchs Prominenz schmückt das Turnier. Die Spieler nutzen die Pause, um ihre Pferde zu wechseln. Sportler und Tiere keuchen dabei im Einklang.

Hochleistungen liefern aber vor allem die Tiere. "Ohne gute Pferde kann man nicht viel erreichen", sagt Christopher Kirsch, Kapitän der deutschen Polo-Nationalmannschaft, der es bis ins Finale schafft. Mit seinem Team siegt er dort mit 6:5,5 Toren. Während des Spiels tauschen die Reiter immer wieder ihre Pferde, weil diese schon nach wenigen Minuten völlig erschöpft sind.

Tierschützer kritisieren den Polo-Sport deswegen massiv. Der Deutsche Tierschutzbund etwa lehnt ihn kategorisch ab. "Er ist mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar", sagt Bund-Mitarbeiter Marius Tünte. "Was den Tieren abverlangt wird, liegt weit über deren Leistungsvermögen."

Auf dem Feld machen die Tiere schnelle Richtungswechsel. Trifft ein Spieler den Ball, saust das komplette Feld dem Ball hinterher. Aus dem Stand setzen die Reiter zum Galopp über mehr als 100 Meter an. Die Reiter liefern sich im Wetteifern um die beste Position ein hartes Wettrennen. Sie versuchen, einander abzudrängen. "Mit einem vernünftigen Umgang mit den Tieren hat das nichts zu tun", sagt Tünte. "Heftige Bodychecks wie beim Eishockey sind beim Polo an der Tagesordnung, aber die Tiere haben keine Schutzkleidung." Nur um die Fesseln sind sie dick bandagiert, damit sie vor den schwingenden Schlägern geschützt sind. Zu wenig, finden Tierschützer, die auf die Belastung auf Sehnen und Gelenke der Tiere hinweisen. Dafür würden die Tiere jahrelang trainiert, halten dem die Spieler entgegen. Für die einen ist der Sport eine Faszination, für andere Tierquälerei.

Die nächsten wiederum kümmern sich nicht weiter um diesen Konflikt. "Danke und einen schönen Tag", sagt der Hutmacher am Eingang. In der Hand hält er zwei Fünfzig-Euro-Scheine.

(RP)
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