Vom Hindukusch aufs schmale Brett Surf-Pionier aus Afghanistan vor WM-Start

Biarritz · Das Meer war für ihn so weit weg wie der Frieden für sein Heimatland Afghanistan. Afridun Amu hat sich trotzdem auf den Weg gemacht. Mit Erfolg. Der 29-Jährige ist ein Surf-Pionier, und als solcher nimmt er ab dem kommenden Wochenende an der WM im französischen Biarritz teil.

Surf-Pionier aus Afghanistan: Das ist Afridun Amu
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Das ist Afridun Amu

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Seine Chancen sieht Amu realistisch: "Ich werde früh rausfliegen." Trotzdem ist Afridu Amu schon vor der WM ein Sieger. Mit fünf Jahren flüchtete er vor dem Bürgerkrieg aus seiner Heimat, wuchs in Deutschland auf. Kindergarten, Schule und Studium von Jura und Kulturwissenschaften in Berlin. Heute arbeitet er für die Max-Planck-Stiftung in Heidelberg. Amu hat einen deutschen Pass, startet aber für sein Geburtsland.

Erst mit 19 kam Amu erstmals in Kontakt mit seinem Sport, unweit vom aktuellen WM-Ort Biarritz: "Jemand gab mir ein Surfbrett, ich nahm es, lief zum Meer, versuchte ein paar Wellen zu erwischen, und in diesem Moment wusste ich: Ich habe mich in diesen Sport verliebt." Die Liebe währt nun schon zehn Jahre. Vor drei Jahren gründete er in seiner Heimat sogar einen offiziellen Wellenreiter-Verband.

In Biarritz will sich der leidenschaftliche Surfer aber nicht nur über seinen Sport definieren, er will auch aufklären. "Mit der Teilnahme glaube ich, habe ich die Chance, ein authentischeres Bild, ein größeres Bild von Afghanistan zu zeigen. Ich kann zeigen, dass Afghanistan so viel mehr ist. Dass wir Afghanen die gleichen Interessen, den gleichen Spaß haben wie jeder andere in der Welt", sagt Amu.

Er wird diese Botschaft mit der gleichen Leidenschaft vermitteln, mit der er seinen Sport betreibt. Bei der WM ist er sportlich wohl früh Geschichte, die Lehren über sein Land aber sollen jedem in Erinnerung bleiben.

(sid)
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