Schwimm-WM Biedermann und Co. sollen "Lust auf Olympia machen"

Kasan · Bei der Schwimm-WM in Kasan geht es für die deutschen Athleten nicht nur um Medaillen, sondern auch um Quotenplätze und Selbstvertrauen für Olympia in Rio.

Zehn Fakten zur Schwimm-WM 2015
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Paul Biedermann bereitet sich noch unter türkischer Sonne vor, Patrick Hausding springt bereits vom WM-Turm: Die Schwimm-Weltmeisterschaften in Kasan beginnen für die eine Medaillenhoffnung früher als für die andere, doch das Ziel ist gleich. Drei Jahre nach dem Olympia-Debakel in London kämpft der deutsche Schwimmsport um den Anschluss an die Weltspitze und um die Tickets für Rio.

Für einen gelungenen WM-Auftakt sollen die erfolgverwöhnten Wasserspringer sorgen. Die Weltmeister Hausding und Sascha Klein stehen zwei Jahre nach ihrem Gold-Coup in Barcelona aber vor einer "Mission Impossible". "Wenn man es realistisch betrachtet, ist Gold für uns nicht drin. Nochmal werden uns die Chinesen nicht den Gefallen tun und patzen", sagte Vorspringer Hausding vor dem Synchron-Wettbewerb aus zehn Metern am Sonntag im Aquatics Palace an der Wolga: "Unser Ziel ist eine Medaille, denn damit hätten wir auch einen Quotenplatz für Olympia sicher."

Weltrekordler Biedermann und die Beckenschwimmer greifen erst in der zweiten WM-Woche in der umgebauten Fußball-Arena ins Geschehen ein. Zurzeit holen sie sich den Feinschliff im türkischen Belek. "Wir haben hier Wettkämpfe simuliert, und die Zeiten waren richtig stark. Wenn wir diese Form nach Kasan rüberretten können, bin ich sehr zuversichtlich", sagte Bundestrainer Henning Lambertz.

Fragen und Antworten zur Schwimm-WM 2015
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Foto: dpa, han nic jai

Im Hinterkopf haben alle schon die Sommerspiele in Rio im nächsten Jahr. "Ich wünsche mir, dass wir in allen Sportarten einen guten Teamgeist an den Tag legen und im Kampf um die Medaillen ein paar Highlights setzen, die große Lust auf Olympia machen", sagte Präsidentin Christa Thiel vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) vor dem WM-Beginn am Freitag in der Hauptstadt der Republik Tatarstan.

Auch für DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow ist die erste Schwimm-WM auf russischem Boden die Standortbestimmung schlechthin, zumal dort viele Tickets für Rio vergeben werden. "Uns wird der Spiegel vors Gesicht gehalten", sagte Buschkow: "Unser Hauptziel sind die Olympia-Quotenplätze, aber wir wollen mit unseren besten Athleten auch Edelmetall holen."

Laut Zielvereinbarungen mit dem DOSB soll das DSV-Team in den 75 Entscheidungen insgesamt sieben bis elf Medaillen gewinnen. Allerdings bezeichnet Lambertz die Vorgabe für die Beckenschwimmer (4-6) und die Freiwasserschwimmer (2-3) ohne den zurückgetretenen Rekordweltmeister Thomas Lurz als "utopisch".

Einzig die Wasserspringer um Hausding/Klein könnten ihr Soll (1-2) übererfüllen. Klippenspringerin Anna Bader, WM-Dritte von 2013, zählt in ihrer nicht-olympischen Disziplin ebenfalls zum Favoritenkreis. Peinlich für den DSV ist, dass das Wasserball-Turnier ohne deutsche Beteiligung stattfindet und in Marlene Bojer nur eine Synchronschwimmerin am Start ist.

Bei den Freiwasserschwimmern wollen auf der olympischen Strecke über 10 km alle vier Starter die Olympia-Qualifikation (Top-Ten-Platz) schaffen. Dafür verzichtet Europameisterin Isabelle Härle auf ihre Paradestrecke über fünf Kilometer am Samstag.

Im Becken stehen die Chancen des kerngesunden Biedermann durch die Abwesenheit seiner Rivalen Michael Phelps (Ausschluss nach Alkoholfahrt) und Yannick Agnel (Trainingsrückstand) "gar nicht so schlecht", wie auch Freundin Britta Steffen meinte. Den Weltrekordler, der mit der weltweit besten Zeit in diesem Jahr über 200 m Freistil startet, lässt der Erwartungsdruck kalt: "Dieser Jahresweltbestzeit messe ich überhaupt nichts bei. Es kommt drauf an, was jetzt geschwommen wird."

Neben Biedermann sind aus deutscher Sicht nur Europameister Marco Koch (200 m Brust) und Franziska Hentke (200 m Schmetterling) ernsthafte Medaillenkandidaten. Mit etwas Glück könnte auch die von Biedermann angeführte 4x200-m-Freistilstaffel den Sprung aufs Podest schaffen.

(sid)
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