Schlussplädoyer der Anklage Pistorius' Aussage "frei von jeder Wahrheit"

Pretoria · Im Prozess gegen den des Mordes an seiner Freundin Reeva Steenkamp angeklagten Paralympics-Star Oscar Pistorius hat die Anklage am Donnerstag ihr Schlussplädoyer gehalten. In Pretoria plädierte Staatsanwalt Gerrie Nel auf schuldig und warf dem Sportler vor, vor Gericht gelogen zu haben.

Die Protagonisten im Fall Pistorius
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Foto: dpa, Antoine De Ras

Der "betrügerische Zeuge" Pistorius habe laut Nel keine überzeugende Version der Tatnacht schildern können. Zudem warf Nel Pistorius Ängstlichkeit "auf Abruf" vor, um auf dieser Grundlage seine Verteidigung aufzubauen. Seine Aussage sei "absolut frei von jeder Wahrheit" und enthalte "eklatante Widersprüche".

Seine Version könne nicht stimmen, deshalb dürfe er einer Verurteilung wegen Mordes nicht entkommen. Nel schloss mit den Worten an Richterin Thokozile Masipa: "Mylady, ich beantrage, dass der Angeklagte wegen Mordes verurteilt wird."

Bei dem seit dem 3. März laufenden Prozess ist der 27-jährige Pistorius angeklagt, seine Lebensgefährtin Reeva Steenkamp am 14. Februar 2013 bewusst und vorsätzlich durch die geschlossene Badezimmertür erschossen zu haben. Der Angeklagte behauptet dagegen, er habe hinter der Tür einen Einbrecher vermutet und sich und Steenkamp schützen wollen.

Pistorius hatte sich zudem auf Anweisung der Vorsitzenden Richterin Thokozile Masipa im Juni psychiatrischen Untersuchungen unterzogen, bei denen diagnostiziert wurde, dass er an posttraumatischem Stress leide. Jedoch wurde keine Krankheit festgestellt, die strafrechtlich für seine Tat verantwortlich gemacht werden kann.

Am Donnerstag war erstmals der Vater des Opfers, Barry Steenkamp, im Gerichtssaal. Er hatte im Januar einen Schlaganfall erlitten. Auch der Vater des Angeklagten, Henke Pistorius, war nach langer Zeit wieder anwesend. Dafür fehlte Pistorius' älterer Bruder Carl. Nach einem Autounfall am Sonntag sei er laut seiner Familie "immer noch auf der Intensivstation wegen der Schwere seiner Verletzungen und wird noch beatmet".

Im Anschluss an Nels Ausführungen sollte Pistorius' Verteidiger Barry Roux sein Schlussplädoyer halten. Zudem wird Richterin Masipa in Kürze den Termin für die Urteilsverkündung bekannt geben. Dem "Blade Runner" drohen bis zu 25 Jahre Haft, sollte er wegen Mordes verurteilt werden.

(sid)
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