Niklas Stoepel feiert WM-Debüt Deutschland hat endlich einen Synchronschwimmer

Budapest · Niklas Stoepel hat seine langersehnte WM-Premiere gefeiert. Der einzige deutsche Synchronschwimmer steigt nun auch auf internationaler Ebene in die Frauendomäne ein. Seit zwei Jahren dürfen Männer bei internationalen Wettkämpfen mitschwimmen – nur bei Olympia nicht.

Niklas Stoepel startet im Synchronschwimmen bei Schwimm-WM 2017
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Niklas Stoepel startet im Synchronschwimmen bei WM

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Niklas Stoepel hat seine langersehnte WM-Premiere gefeiert. Der einzige deutsche Synchronschwimmer steigt nun auch auf internationaler Ebene in die Frauendomäne ein. Seit zwei Jahren dürfen Männer bei internationalen Wettkämpfen mitschwimmen — nur bei Olympia nicht.

Mit Dreitagebart und Glatze wirkte Niklas Stoepel aus Bochum wie ein Exot in der Sportart der glitzernden Badeanzüge, der Gelatine im Haar und dicken Schminke im Gesicht. Doch der einzige deutsche Synchronschwimmer war nach seiner langersehnten WM-Premiere genau da, wo er immer hinwollte. "In Deutschland und im Verein fühle ich mich schon längst voll aufgenommen. Jetzt ist es auch international so", sagte der Bochumer nach dem Vorkampf des gemischten Duetts in der Technischen Kür mit seiner Partnerin Amelie Ebert: "Ich glaube, man merkt, dass da bisher was gefehlt hat."

Jahrelang war der Maschinenbaustudent allein unter Frauen bei deutschen Meisterschaften mitgeschwommen, als Einziger ungeschminkt in Badehose - in der Gruppe, in der Kombination, mit neun Schwimmerinnen um sich herum. Nur bei einer WM durfte Stoepel nicht starten, "diskriminierend" fand er das. Als vor zwei Jahren in Kasan mit dem Mixed Duett die Sportart für Männer geöffnet wurde, musste er noch daheim am Fernseher zuschauen, weil er mitten im Studium steckte.

Debüt vor 4500 Zuschauern

Jetzt erfüllte sich endlich sein Traum. In dunkelblauer Badehose sprang er mit Ebert ins Becken im Freiluftstadion am Budapester Heldenplatz - dort, wo im Winter Eisläufer ihre Runden drehen. "Eine tolle Atmosphäre, vor so vielen Zuschauern sind wir noch nie angetreten", sagte Stoepel und strahlte mit seiner Partnerin um die Wette.

Auch sportlich war das WM-Debüt ein Erfolg. Vor 4500 Zuschauern zeigte das Duo mit 72,6988 Punkten eine Bestleistung und landete auf Platz acht. "Ich hoffe, das können wir im Finale am Montag übertreffen", sagte Stoepel. Das Highlight für die beiden Bochumer kommt aber erst mit der Freien Kür am Freitag und Samstag. "Wir erzählen eine Geschichte von einem Paar, das sich erst trennt und am Ende wieder zusammenkommt", erklärte der 25-Jährige: "Das kann man mit Frauen schlechter erzählen."

Bei Olympia dürfen Männer nicht starten

Das gemischte Duett sieht er nicht als "Konkurrenz zu den Frauen, sondern als Ergänzung - ähnlich wie beim Eiskunstlaufen". Es sollte nur "ein erster Schritt" sein, sagt Stoepel: "In der Kombination könnten Männer viel mehr Highlights setzen." Aber es bleibt noch die letzte Bastion: Bei Olympischen Spielen ist Synchronschwimmen noch immer Frauensache - wie sonst nur noch die Rhythmische Sportgymnastik.

In Deutschland ist die Sportart nach der Leistungssportreform nicht mehr förderungswürdig. Das trifft auch Stoepels Partnerin Ebert: "Ihre Sportförderung wurde jetzt gestrichen." Wie es weitergeht, ist offen: "Finanziell wird es knapp, und es ist fraglich, ob wir das nochmal machen. Das ist traurig, leider." Die WM-Premiere könnte also auch gleich das Ende eines langen Weges gewesen sein.

(sid)
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