Vielseitigkeitsreiten Neue Technik soll weitere Todesstürze verhindern

Hamburg · Mit entschärften Hindernissen und einer neuen Parcourslinie wollen die Vielseitigkeitsreiter ein Jahr nach dem tragischen Todessturz von Benjamin Winter bei der Vier-Sterne-Prüfung in Luhmühlen die Risiken beim Geländeritt weiter minimieren.

Benjamin Winter stirbt nach Sturz im Gelände
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Benjamin Winter stirbt nach Sturz im Gelände

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Foto: dpa, phs nic

Die schrecklichen Erinnerungen sind noch nicht verblasst, die Gegenmaßnahmen aber eingeleitet. Ein Jahr nach dem Todessturz von Nachwuchshoffnung Benjamin Winter darf sich diese Tragödie bei der Vier-Sterne-Prüfung der Vielseitigkeitsreiter am Samstag (9.30 Uhr/ZDF) in Luhmühlen beim Geländeritt nicht wiederholen.

Mit filigraner Technik und einer neuen Parcourslinie sollen die Risiken dieser immer noch gefährlichen Sportart weiter minimiert werden. So kommen schon seit vier Jahren Metall-Pins zum Einsatz, die für das Nachgeben der obersten Hindernis-Stange sorgen. Neu in diesem Jahr sind klappbare Scharniere, sie sollen die Zahl der besonders gefährlichen Überschlagstürze weiter reduzieren.

"Wenn das Pferd mit den Vorderläufen hart oben anschlägt, dann bricht eine Lasche weg und der Teil des Hindernisses kippt nach hinten. Pferd und Reiter können sich dann wohl kaum noch überschlagen", hofft Parcours-Chef Mark Phillips. Zudem wurden die Sichtverhältnisse am Wasserhindernis verbessert. Die Schlüsselstelle der Geländeprüfung muss diesmal auch später als bisher gemeistert werden, somit erst bei optimaler Betriebstemperatur der Pferde.

Bundestrainer Hans Melzer verhehlt allerdings nicht, dass man Stürze und Unfälle bei den "Buschreitern" nicht vollständig verhindern könne. "Ein Restrisiko bleibt. Wenn jedes Hindernis abwerfbar wäre, wäre es auch nicht mehr diese Sportart. Bei einer guten Ausbildung respektieren und akzeptieren die Pferde auch die festen Sprünge", sagte der 63 Jahre alte Chefcoach dem SID.

Reiter trauern um verstorbenen Benjamin Winter
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Foto: dpa, mch tmk

Ähnlich sieht es auch Phillips: "Unser Bestreben ist es immer, die Balance zwischen Fehler verzeihenden und gleichzeitig Respekt einflößenden Aufgaben zu finden, die von den Reitern ernstgenommen werden."

Leichter gesagt als getan: Erst im April wurde die Italienerin Sabrina Maganaro bei einem Sturz von ihrem Pferd überrollt und erlitt dabei ebenso tödliche Verletzungen wie zwei Monate zuvor Francisco Seabra aus Portugal bei einem nahezu ähnlichen Unfall. Dass die beteiligten Vierbeiner dabei nahezu unverletzt blieben, war da nur ein schwacher Trost.

Nach einer ersten Begehung des runderneuerten Geländeparcours in der Lüneburger Heide verbreiteten die Topreiter jedoch tapfer Zuversicht. "Der Kurs ist super, freundlich und einladend gebaut", sagte Mannschafts-Olympiasiegerin Ingrid Klimke aus Münster. Andreas Dibowski (Egestorf), der bei den Spielen 2008 in Hongkong olympisches Teamgold gewann, ergänzte: "Der Aufbau der Prüfung ist sehr gelungen und motivierend für Reiter und Pferd."

(sid)
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