"Gespräche nach Aachen" Teamleitung nach Totilas-Aus in der Kritik

Wie geht der deutsche Reit-Verband mit dem Aus von Totilas um? Nach der EM in Aachen soll es Gespräche geben.

Die Karriere des Millionenpferdes Totilas
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Nach dem tragischen Ende von Millionenhengst Totilas bei der Dressur-EM in Aachen reißen die Diskussionen über Konsequenzen nicht ab. Offenbar wurde der Hengst mit einer Knochen-Verletzung - also auch mit Schmerzen - ins Dressur-Viereck geschickt. Die deutsche Teamleitung rückt in die Kritik, der Verband will Aufklärung.

"Die Dressur-Teamleitung genießt unser vollstes Vertrauen", sagte Sportdirektor Dennis Peiler von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) dem SID zwar. Peiler meinte aber auch: "Wir werden uns nach Aachen zusammensetzen und das Geschehen gründlich aufarbeiten. So eine Bauchlandung wie mit Totilas wollen wir nicht nochmal erleben."

Peiler betonte, dass Totilas seit Jahren "ein gesundheitlicher Wackelkandidat" war und vor der EM keinem intensiven Belastungsprogramm ausgesetzt worden sei. Das habe man gemeinsam entscheiden, so Peiler: "Das war ein Risiko. Und das ist gründlich schiefgegangen."

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Die zentrale Frage blieb: Wieviel wusste die Teamspitze vor dem ersten Ritt von der Verletzung? Equipechef Klaus Roeser und Bundestrainerin Monica Theodorescu beteuerten, dass sie im Vorfeld von einer Taktunreinheit nichts gewusst hätten. Dabei wollte schon ein Tierarzt den Millionenhengst beim Veterinär-Check Anfang vergangener Woche vor dem ersten EM-Ritt aus dem Programm nehmen. "Was dort diskutiert wurde, kann ich nicht sagen, denn ich stand auf der einen Seite, Totilas stand dazwischen, und auf der anderen Seite standen die Damen und Herren, die den Vet-Check gemacht haben", sagte Roeser.

Auch unmittelbar vor dem Wettkampf soll die Ungleichheit im Gang bei dem Hengst auf dem Abreiteplatz zu erkennen gewesen sein. "Ich habe es nicht gesehen, weil ich nicht da war zu dem Zeitpunkt. Ich habe mir die Engländer und Holländer angeguckt", sagte Roeser.

Vielen Beobachtern in Aachen drängte sich der Eindruck auf, dass der Hengst unbedingt in den Wettkampf geschickt werden sollte, zumal Veranstalter und Besitzer davon profitieren. Was die Sache heikel macht: Roeser ist Angestellter von Totilas-Mitbesitzer Paul Schockemöhle, der viel Geld mit der Decktaxe von Totilas verdient hat.

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Schockemöhle, in Aachen bei der EM nicht vor Ort, hat die Schwere der Verletzung erkannt und meinte über die weitere Karriere des Rapphengstes zur Bild-Zeitung: "Ich bin derzeit der Meinung, dass es nicht gut wäre, wenn er zurückkehrt. Ein neuer Anlauf wird immer schwieriger. Das Karriereende ist nicht abwegig."

Theodorescu steht nach dem wahrscheinlichen Aus von Totilas vor einem Einschnitt. In Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage), die mit Desperados im Einzel von Aachen zweimal Silber gewann, hat die deutsche Equipe derzeit nur noch ein echtes Spitzenpaar. Bei Isabell Werth muss abgewartet werden, wann ihre lange verletzte Top-Stute Bella Rose in den Sport zurückkehrt. Werth sprach nach der Dressur-EM vielen aus der Seele, als die 46-Jährige von einem "Selbstreinigungsprozess" redete. Über den einstigen Wunderhengst Totilas sagte die fünfmalige Olympiasiegerin: "Ich glaube, dass Thema Totilas sollte in Zukunft kein Thema mehr sein."

(sid)
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