DOSB-Präsident Hörmann spürt Unmut im Verband Revolutiönchen im deutschen Sport

Düsseldorf  · Alfons Hörmann bleibt Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Bei der Wahl auf der Mitgliederversammlung in Düsseldorf bekommt er aber auch den Unmut im Verband zu spüren.

 Alfons Hörmann, Präsident des DOSB, spricht auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Düsseldorfer Rheinterrasse.

Alfons Hörmann, Präsident des DOSB, spricht auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Düsseldorfer Rheinterrasse.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Für Horst Seehofer ist es wohl einer der angenehmeren Termine in diesen Tagen. Die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der Düsseldorfer Rheinterasse. Der Bundesinnenminister, in dessen Ressort auch die Verantwortung für den Sport fällt, hat vor ein paar Monaten die Leistungssportreform genehmigt. Es geht um Millionen, über die jahrelang gestritten wurde. Alfons Hörmann, der DOSB-Präsident, hat sich mit dem CSU-Politiker urplötzlich auf den Pakt verständigt. Kritiker von Hörmann sahen darin ein Geklüngel unter Parteispezies. Das Parlament des Sports orientiert sich indes lieber an dem Ergebnis.

Und so kann sich Seehofer als einer verkaufen, der dem Sport hierzulande wohlgesonnen ist. Und er hat auch eine deutliche Botschaft nach Düsseldorf mitgebracht: „Deutschland würde es mal wieder guttun, Olympische Spiele auszurichten. Und deshalb unterstütze ich Armin Laschet bei seinem Vorhaben“, verkündete Seehofer, sehr zur allgemeinen Verzückung des NRW-Ministerpräsidenten, der sich für Olympische Spiele 2032 im bevölkerungsreichsten Bundesland stark macht.

Alfons Hörmann kann derweil wenig später nur schwerlich verbergen, dass er die Umstände seiner Wiederwahl nach unerwarteter Kampfkandidatur als Majestätsbeleidigung empfindet. „Die Wahl als solche ist aus meinem Verständnis gut, demokratisch und hoch erfolgreich verlaufen“, sagt er nach der Bestätigung im Amt. Der deutsche Triathlon-Präsident Martin Engelhardt hatte es gewagt, aus Protest gegen den nicht immer angemessenen Führungsstil Hörmanns kurz vor den Wahlen seine Kandidatur anzumelden. „Der Präsident ist aufgrund seiner rüden Umgangsformen kein Brückenbauer, er ist nicht teamfähig und sehr auf sich bezogen“, sagt Engelhardt, 58-jähriger Mediziner aus Osnabrück, nach der Niederlage: „Ich halte Herrn Hörmann nicht für einen guten Präsidenten. Im Schutz der geheimen Abstimmung zeigen noch mehr der 400 Funktionäre Mut: Engelhardt erhält 61 von 444 Stimmen, auf Hörmann entfallen 383.

Dass Engelhardt das im Sport selten genutzte demokratische Recht wahrnimmt, als Gegenkandidat anzutreten, findet auch Anerkennung. „Ich fand es mutig, dass Engelhardt aufgestanden ist. Das ist ja nicht ganz so einfach“, meint der deutsche Ruder-Präsident Siegfried Kaidel. „Ich denke, die Botschaft ist bei Hörmann angekommen.“

Für den Präsidenten des Deutschen Behindertenverbandes, Friedhelm Julius Beucher, sollten Gegenkandidaturen „nicht als Angriffe empfunden werden, sondern ein Zeichen von „sportverbandlicher Lebendigkeit“ sein. Auch Athletensprecher Max Hartung zeigt sich froh, „dass es eine Auswahl von Kandidaten“ gegeben habe, betont aber: „Das Ergebnis ist in meinen Augen kein Denkzettel.“

Neben der Präsidentenwahl stellt der DOSB auch in anderen Bereichen Weichen. So bestätigt die Mitgliederversammlung die Position des Vorstands und des Präsidiums zum Thema E-Sport mit großer Mehrheit. Der DOSB erkennt demnach elektronische Sportartensimulationen („virtuelle Sportarten“) an, lehnt aber „E-Gaming“ ab. Darunter versteht der Dachverband alle Computerspiele, die „nicht den virtuellen Sportarten entsprechen“ – der weitaus größte und populärste Teil der weltweit boomenden Branche. Man setze sich dafür ein, die virtuellen Sportarten unter dem Dach des organisierten Sports als gemeinnützig anzuerkennen und wendet sich entschieden gegen eine Aufnahme von E-Gaming/E-Sport in die Abgabenordnung.

Aufnahme statt Ablehnung signalisieren die Mitglieder dagegen beim Thema „Special Olympics“. Sie gruppieren den Verband (Special Olympics Deutschland) als nichtolympischen Spitzenverband in die DOSB-Struktur ein. Das passt, denn 2023 finden die Weltspiele für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung in Berlin statt – mit einem Budget von 88 Millionen Euro, rund 7000 Athleten aus 180 Nationen und in 25 Sportarten.

Im Foyer der Düsseldorfer Rheinterrasse ergeben sich derweil interessante Zufallsbegegnungen. Franz Reindl etwa hat sich an einen Tisch gestellt. Der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) versucht, ein Sandwich zu essen. Das allerdings wird dadurch erschwert, dass ihm immer wieder zur Silbermedaille des DEB-Teams in Südkorea gratuliert wird. Schließlich stellt sich ein zweiter Herr an den Tisch. Die beiden Männer kommen ins Gespräch. Nach einer Weile will der nette Herr von Reindl wissen, welchen Verband er denn vertreten würde, er selbst sei Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB).

(mit dpa)
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