Stolz "für Deutschland zu reiten" Nach CHIO-Sieg: "Emanze" will nach Athen

Aachen (rop). Der deutsche Reitsport ist ein sehr traditionsreicher Sport - und als solcher bislang oft in Männerhand. Nach ihrem starken Auftritt beim CHIO-Nationenpreis erhofft sich nun Meredith Michaels-Beerbaum ein Ticket für Athen.

<P>Aachen (rop). Der deutsche Reitsport ist ein sehr traditionsreicher Sport - und als solcher bislang oft in Männerhand. Nach ihrem starken Auftritt beim CHIO-Nationenpreis erhofft sich nun Meredith Michaels-Beerbaum ein Ticket für Athen.

Die Mannschafts-Goldmedaille bei Olympischen Spielen in der Dressur gehört schon per Abonnement der deutschen Equipe, und im Springen führt der Sieg schon seit den Tagen eines Hans-Günther Winkler über die Männer in den roten Röcken mit dem Adler auf der Brust. Doch spätestens seit ihrem Auftritt beim CHIO-Nationenpreis am Freitag in Aachen scheint Meredith Michaels-Beerbaum der Status als "Emanze" im deutschen Springreiterlager sicher. Mit ihrem elf Jahre alten Wallach Shutterfly trug die 34-Jährige so unantastbar zum Sieg der deutschen Equipe in der Soers bei, dass ihre Nominierung für die Athen-Mannschaft am Sonntag nur noch eine Formalität sein dürfte.

"Noch bin ich nicht nominiert. Aber ich war stolz, als vierter Reiter für Deutschland zu reiten. Es zeigt, dass Bundestrainer Kurt Gravemeier mir viel Vertrauen schenkt", kommentierte die gebürtige Kalifornierin ihre Leistung beim 23. CHIO-Sieg einer deutschen Equipe.

Amazone spielt ihre große Klasse aus

Die 40.000 Fans und alle Begleiter des Teams waren nach den Fehlern der Herren Otto Becker (Sendenhorst) mit Cento (8), Marco Kutscher (Hörstel) mit Montender (4) und Christian Ahlmann (Marl) mit Cöster (4) im ersten Durchgang schon nervös geworden, als die seit Monaten formstarke Amazone unter Druck ihre große Klasse ausspielte und für die erste Nullrunde sorgte. "Ich habe mich auf die Herausforderung gefreut und das Vertrauen in mein Pferd ist unheimlich groß", sagte die Blondine.

Bei der EM in Hickstead 1999 hatte sie bereits einmal die Geschlechter-Schranken niedergerissen und war mit der Equipe zu EM-Gold geritten. Doch Olympia, wo Frauen seit 48 Jahren im Springsport starten dürfen, ist noch eine Stufe höher. "Athen ist mein Ziel. Darauf arbeite ich seit Jahren hin. Ich habe gezeigt, dass ich die Klasse habe", verkündet die selbstbewusste Schwägerin von Ludger Beerbaum.

1991 kam sie ursprünglich nur für ein paar Wochen nach Deutschland. Seit ihrer Heirat mit Markus Beerbaum 1998 jedoch startet sie für ihre neue Heimat, hat sich aber den typischen "fighting spirit" ihres Geburtslandes bewahrt.

Edles Pferd für Athen

Für Athen drängt sich Shutterfly auch deshalb auf, weil er als edles Pferd mit Vollblütern unter den Vorfahren besonders hitzebeständig ist. "Er liebt warmes Wetter und hat immer sehr viel Energie", meinte Michaels-Beerbaum.

Das große Vertrauen in die Qualitäten des Wallachs ließ Familie Beerbaum auch langsam umdenken: "Wir wollten das Pferd, als es achtjährig zu uns kam, eigentlich nur weiterverkaufen. Aber er war ein etwas verrücktes Pferd, und niemand wollte ihn haben."

Jetzt gibt Meredith Michaels-Beerbaum ihn sicher nie wieder her. Denn sie wird mit der Tradition brechen und als erste Frau bei Olympia für Deutschland im Springreiten starten.

Kampfansage an Top-Favoritin Ulla Salzgeber

Rund einen Monat vor den Olympischen Spielen in Athen hat die niederländische Dressur-Olympiasiegerin Anky van Grunsven mit ihrem zehnjährigen Wallach Salinero eine Kampfansage an Top-Favoritin Ulla Salzgeber abgegeben. Im Grand Prix Special des CHIO in Aachen setzte sich das Paar mit 77,160 Prozentpunkten gegen die Doppel-Europameisterin aus Bad Wörishofen mit Rusty (77, 040) durch.

In der Gesamtwertung des "großen Dressurpreises von Aachen" liegt Salzgeber vor der abschließenden Kür am Sonntag allerdings noch mit 152,915 Punkten knapp vor ihrer Rivalin (152,577). Auf dem dritten Rang im Special landete Martin Schaudt (Albstadt) mit Weltall (75,840) und untermauerte damit erneut seine Ansprüche auf eine Nominierung für die Athen-Equipe.

Nur den siebten Rang belegte Heike Kemmer (Winsen/Aller) als dritte potenzielle Athen-Fahrerin mit Bonaparte (72,880). Vor allem eine verpatzte Pirouette kostete sie eine bessere Platzierung.

Keine Verbesserung ihrer Position im Rennen um die Olympia-Tickets gelang Ann-Kathrin Linsenhoff (Kronberg) mit Renoir Unicef, die mit 70,360 Prozentpunkten auf den 15. Rang kam. Zu viele kleine Fehler summierten sich, so dass an ihrer Stelle Hubertus Schmidt (Borchen-Etteln) mit Wansuela Suerte am Sonntag für Athen nominiert werden dürfte.

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