Krasniqi holt sich EM-Krone zurück Nach Box-EM-Kampf in Stuttgart flogen die Fetzen

Stuttgart (rpo). Vor etwas über anderthalb Jahren hat Luan Krasniqi vom Hamburger Universum-Boxstall seinen EM-Titel im Schwergewicht verloren. Am Samstagabend hat er sich die Krone in einem umstrittenen Kampf zurückerobert. Anschließend flogen die verbalen Fetzen.

Boxen: Luan Krasniqi - Sinan Samil
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Mafiavorwürfe, Menschenhandel, Megastress: Nach Luan Krasniqis Punktsieg gegen den Türken Sinan Samil Sam flogen in der Stuttgarter Schleyer-Halle erst richtig die Fetzen. "Wir wurden schon die gesamte Woche schikaniert. Das war kein gerechtes Urteil," sagte Sams Berater Ahmed Öner erbost, dessen Schützling die EM-Krone nach zwölf Runden durch eine knappe Punktniederlage verlor. Und an die Adresse von Universum-Chef Klaus-Peter Kohl gerichtet, schickte der Türke weitere schwere Vorwürfe hinterher: "Dies ist eine Bande von Menschenhändlern. Krasniqi musste gewinnen, da er eine bessere TV-Quote bringt. Da steckt die Geldmafia dahinter."

Zwei Punktrichter sahen Luan Krasniqi im internen Duell des Hamburger Universum-Boxstalls vor 5000 Zuschauern mit 116:113 und 115:113 Punkten vorn, einer wertete den Kampf unentschieden (114: 114). Rund 19 Monate, nachdem Krasniqi den EM-Titel im Schwergewicht durch Aufgabe gegen den Polen Przemyslaw Saleta in der Dortmunder Westfalenhalle abgegeben hatte, holte der Kosovare aus Rottweil den Gürtel zurück. Nach Meinung Sams zu Unrecht: "Ich hätte hier nicht antreten sollen, wollte aber meine Fans nicht enttäuschen."

"Da kommen eben Emotionen hoch"

Kohl blieb nach den Vorwürfen scheinbar gelassen. "Da kommen eben Emotionen hoch. Ich wollte diesen Kampf nicht. Das Traurigste ist, dass ein Boxer aus meinem Stall verlieren musste", sagte der Hamburger. Der Europäische Boxverband (EBU) hatte Krasniqi als Pflichtherausforderer für Sam bestimmt, der wegen überhöhter Hepatitis-B-Werte in der Woche vor dem Kampf mehrmals untersucht worden war und erst am Donnerstag von den behandelnden Ärzten "grünes Licht" erhalten hatte.

"Es war ein vertretbares Urteil", sagte Universums technischer Leiter Jean-Marcel Nartz, und auch Krasniqi war von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt: "Ich hatte das Gefühl, dass ich der Bessere war und bin froh, dass ich den Titel zurückgeholt habe." Durchschnittlich 4,33 Millionen Zuschauer (Marktanteil 25,3 Prozent) hatten den Kampf am späten Samstagabend live im ZDF verfolgt.

Ulrich rehabilitiert sich

Im Rahmenprogramm rehabilitierte sich Halbschwergewichtler Thomas Ulrich für sein verkorkstes Jahr 2003 und machte einen Schritt Richtung WM-Fight. Der Berliner bezwang Michael Rush aus den USA mit einer überzeugenden Leistung nach Punkten. "Er ist auf dem besten Weg zu einem WM-Kampf, vielleicht schon Ende des Jahres", sagte Kohl.

Im Federgewichts-WM-Kampf der WIBF musste Silke Weickenmeier (Speyer) hingegen ihren Titel an Trisha Hill (USA) abgeben. Eine gebrochene Nase zwang sie vor Beginn der siebten Runde zur Aufgabe. "Die Gesundheit geht vor, aber ich werde mir den Gürtel bald wieder zurückholen", meinte die Pfälzerin.

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