Missbrauchsskandal US-Turntrainer Geddert nimmt sich nach Anklage das Leben

Der frühere Erfolgstrainer John Geddert, gegen den im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal im US-Kunstturnen ermittelt wurde, hat sich kurz nach Erhebung der Anklage das Leben genommen.

John Geddert, ehemaliger Trainer der Turn-Olympiasigerinnen aus den USA. (Archiv)

John Geddert, ehemaliger Trainer der Turn-Olympiasigerinnen aus den USA. (Archiv)

Foto: dpa/Kathy Willens

Dies bestätigte Michigans Attorney General Dana Nessel am Donnerstag. "Mein Büro wurde darüber informiert, dass die Leiche von John Geddert am späten Nachmittag (Ortszeit, die Red.) gefunden wurde", sagte Nessel: "Dies ist ein tragisches Ende einer tragischen Geschichte für alle Beteiligten."

Zuvor war am Donnerstag verkündet worden, dass Geddert unter anderem wegen Menschenhandels und krimineller sexueller Handlungen angeklagt wurde. Die Anklageschrift gegen Geddert, der die US-Frauen bei Olympia 2012 zu Gold geführt hatte, umfasste 24 Punkte.

Geddert wurde eine große Nähe zum ehemaligen Teamarzt Larry Nassar vorgeworfen, einem überführten Sexualverbrecher, der im Dezember 2017 wegen des Besitzes kinderpornografischen Materials eine 60-jährige Haftstrafe erhalten hatte. Der Mediziner soll zudem über Jahrzehnte junge Turnerinnen unter dem Deckmantel ärztlicher Aufsicht missbraucht haben. Nassar arbeitete in einem Trainingskomplex, der in Gedderts Besitz war.

Nessel schrieb bei Twitter: "Bei diesen Vorwürfen geht es um verschiedene Arten von verbalem, physischem und sexuellem Missbrauch, begangen von dem Beklagten gegen verschiedene junge Frauen." Messels dankte den "Überlebenden, die mit uns bei den Ermittlungen kooperiert und mutig ihre Geschichte erzählt haben".

Geddert soll unter anderem Nassars Machenschaften gedeckt und seine Athleten gezwungen haben, sich von dem Arzt behandeln zu lassen. Als im Jahr 2018 die Ermittlungen gegen den Trainer aufgenommen wurden, behauptete er jedoch, "keinerlei Wissen" von Nassars Taten zu haben.

Weder der ehemalige Trainer noch sein Anwalt hatten sich zu den am Donnertag vorgebrachten Anklagepunkten geäußert. Zudem wurde Geddert zweier sexueller Übergriffe beschuldigt. In beiden Fällen geht es um namentlich nicht genannte Athletinnen im Alter von 13 und 16 Jahren.

Auch habe Geddert die jungen Sportler unter harten, teils unwürdigen Bedingungen arbeiten lassen. Dabei hätten die Athletinnen zum Teil Verletzungen davon getragen, Geddert hätte Zwang und Androhung von Gewalt genutzt, um sie gefügig zu machen.

Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222.

(ako/sid)
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