Niederländer Michael van Gerwen Dieser junge Glatzkopf ist der Darts-König der Welt

London · Die schwerste Aufgabe hatte Michael van Gerwen erst nach seinem letzten Wurf: 25 Kilogramm wiegt die Sid-Waddell-Trophäe, die der neue Darts-Weltmeister mit beiden Händen auf seinen kahlrasierten Schädel wuchtete und dabei breit grinste.

Darts-WM 13/14: Michael van Gerwen ist neuer Champion
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Foto: afp, JUSTIN TALLIS

Er hatte allen Grund dazu: Der 24-jährige Niederländer sicherte sich mit seinem 7:4-Finalsieg gegen den Schotten Peter Wright nicht nur als jüngster Spieler der Geschichte seinen ersten WM-Titel, sondern auch Platz eins in der Weltrangliste.

"Das ist der größte Tag meines Leben, ein Traum, der wahr wird", sagte van Gerwen. Es ist der größte Erfolg seiner jungen Karriere, die van Gerwen mit zwölf Jahren in der Provinz Noord-Brabant startete, als er in einem Cafe zum ersten Mal mit Freunden ein paar Pfeile warf. Gleichzeitig ist es möglicherweise eine Wachablösung.

Denn obwohl der Niederländer nicht auf den Topfavoriten und vorherigen Weltranglistenersten Phil Taylor traf, ist der Trend klar: Leicht wird sich van Gerwen nicht mehr von der Spitzenposition in der "Order of Merit" des Verbands PDC verdrängen lassen. Zu stark trat der etwas grobschlächtig wirkende Glatzkopf im giftgrünen Shirt 2013 auf, zu groß scheinen die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten.

Seit 2006 hatte sich die große Karriere des damals 17-Jährigen angebahnt. Der Emporkömmling hatte die beiden besten Darter Raymond van Barneveld und Taylor geschlagen und starke Auftritte bei im Fernsehen übertragenen Turnieren abgeliefert. Etwas anderes als eine Profikarriere war ab diesem Zeitpunkt kein Thema mehr.

Deutschlands Darthoffnung Max Hopp ist allerdings noch nicht von der Vormachtstellung van Gerwens überzeugt: "Taylor hat nicht mehr so viel Kraft, aber er wird sich das nicht gefallen lassen. Er will als Nummer eins in den Ruhestand", sagte der 17-Jährige dem SID. Deswegen werde die alte Nummer eins auch noch mindestens ein Jahr dranhängen.

Während der WM zeigte "Mighty Mike" nur ganz kurz Schwächen: Im Achtelfinale lag van Gerwen bereits 1:3 gegen den Schotten Gary Anderson zurück, sicherte sich dann aber so gerade noch den Einzug in die nächste Runde. Eine Zitterpartie, die eine Art Zäsur war. Danach marschierte der Niederländer, der seine drei Pfeile stets im Stakkato in die 2,37 Meter entfernte Scheibe wirft, ohne große Gegenwehr durch.

In einem einseitigen Halbfinale ließ er dem zweifachen Weltmeister Adrian Lewis beim 6:2 keine Chance. Im Finale durfte Außenseiter Peter Wright (Schottland) nach einem 0:4-Satzrückstand zweimal kurz auf Anschluss hoffen, gegen die insgesamt 16 180er und den Drei-Dart-Schnitt von über 100 Punkten des Niederländers reichte es aber nicht für den Paradiesvogel mit dem bunten Hahnenkamm auf dem Kopf und dem aufgemalten Schlangenmuster quer über die linke Gesichtshälfte.

Wie bei allen großen Dart-Champions ist es vor allem die Psyche, die van Gerwen hilft. "Er denkt nicht drüber nach zu verlieren und strahlt viel Kraft aus", sagt Hopp, der in London in der ersten Runde scheiterte. Dass der Niederländer der Sportart gut tut, steht außer Frage. Das erste PDC-Finale ohne englische Beteiligung hatte in Deutschland einen Marktanteil von 2,1 Prozent - in van Gerwens Heimat waren es beim Halbfinale sogar rund 15 Prozent.

(sid)
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