Schwimmen Materialschlacht hält an

Frankfurt/Main (RPO). Die Plastik-Anzüge werden eingemottet, ab Januar 2010 springen die Schwimmer wieder in Textil ins Wasser. Doch wer gedacht hat, dass die Materialschlacht der Ausrüster damit ein Ende hätte, der irrt. Auch nach dem Ende der "Wunderanzüge" werden die Top-Athleten High-Tech-Ware tragen.

 Ein Schwimmer bereitet sich in einem High-Tech-Schwimmanzug auf den Start vor.

Ein Schwimmer bereitet sich in einem High-Tech-Schwimmanzug auf den Start vor.

Foto: AP, AP

"Vielleicht werden die Unterschiede zwischen den Produkten nicht mehr so groß sein, doch das Material wird weiterhin etwas ausmachen", sagt Heike Schulze vom australischen Ausrüster Speedo. Klar ist: Beim Kampf um Hundertstelsekunden kommt dem Material nach wie vor eine mitentscheidende Rolle zu.

Ausrüster Speedo, bei dem Rekord-Olympiasieger Michael Phelps seinen Vertrag bis 2013 verlängert hat, hat als erstes Unternehmen nach der Entscheidung des Weltverbandes FINA die neuen Produkte auf den Markt gebracht. Das Material ist eine Weiterentwicklung des LZR Racer, der die Revolution im Schwimmsport in Gang gesetzt hatte.

Die Anzüge für die Frauen bestehen nur aus drei Stoffteilen, die per Ultraschall verschweißt sind. Durch die fehlenden Nähte ergibt sich ein sechs Prozent geringerer Wasserwiderstand. Speedo setzt zudem auf verbesserte Schwimmbrillen und Badekappen. Ein weiteres Merkmal der Anzüge, die künftig keine Reißverschlüsse mehr haben dürfen: "Sie fühlen sich unglaublich leicht an", sagt Vize-Weltmeisterin Daniela Samulski aus Essen.

Ein Wettkampfmodell kostet künftig 280 Euro. Anzüge zu Trainingszwecken und für "die breite Masse" sind etwas günstiger zu haben. Die Männer tragen künftig knielange Radlerhosen, die sogenannten Jammers.

Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) weiß um die nach wie vor große Bedeutung des Materials und wird den Athleten weiter eine freie Wahl der Produkte erlauben. "Ich möchte, dass unsere Schwimmer in dem für sie jeweils besten Material starten und den Athleten damit gar nicht erst ein Alibi liefern", sagt DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow. Damit verzichtet der DSV auf höhere Einnahmen beim Vertrag mit dem neuen Ausrüster, den der Verband Anfang Januar präsentieren wird.

Durch die Rückkehr zu Textil wird sich für die Athleten auf jeden Fall einiges ändern. Der Auftrieb ist wesentlich geringer. "Man muss wieder mehr auf sein Gewicht achten und zudem die Rumpfmuskulatur besser trainieren", sagt Doppel-Weltmeister Paul Biedermann.

Auch die Zeit der Rekordflut gehört zunächst der Vergangenheit an. "Es gibt schon Vergleiche, dass die Schwimmer über 100 m Freistil etwa 2,5 Sekunden langsamer sein werden", sagt Essens Heimcoach Henning Lambertz. Bundestrainer Dirk Lange glaubt dagegen, dass auch in Textil in absehbarer Zeit wieder Rekorde fallen werden: "Ich halte es wie Michael Phelps: Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Das wird auch in Textil über kurz oder lang passieren."

(SID/chk)
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