Norwegen fiebert mit Magnus Carlsen Schach-Weltmeister trainiert mit Donald-Duck-Lektüre

Sotschi · In seiner Heimat Norwegen ist Magnus Carlsen nicht erst seit seinem Weltmeistertitel ein nationales Idol. Der Rummel um seine Person ist vor der am Samstag startenden WM riesig.

 Weltmeister Magnus Carlsen (rechts) trifft erneut auf Ex-Champion Viswanathan Anand.

Weltmeister Magnus Carlsen (rechts) trifft erneut auf Ex-Champion Viswanathan Anand.

Foto: dpa, sts ss jhe nic

In Entenhausen trägt Schach-Weltmeister Magnus Carlsen den Namen Makspuls Klarsyn und ist ein richtiger Unsympath. Pünktlich zum Start des WM-Duells zwischen Carlsen und seinem indischen Herausforderer Viswanathan Anand am Samstag erscheint in Norwegen ein neues Donald-Duck-Heft. Das Thema des Comics: Ein Schach-Duell seines Alter Ego gegen Donald Duck.

"Seitdem ich drei Jahre alt bin, bin ich ein großer Fan. Und es haben ja nicht alle die Möglichkeit, Teil ihrer Lieblingsserie zu sein", sagte der 23-jährige Carlsen, der den Autor sogar bat, ihn möglichst unsympathisch darzustellen: "Einzige Bedingung war, dass ich ein paar Sticheleien gegen meine Konkurrenten reinbringen konnte."

My coach thinks I have some questionable training techniques... pic.twitter.com/5clTWYJnfx

Es dürfte keine Überraschung sein, wenn die Schach-Ausgabe des Comic-Taschenbuchs in Norwegen zum Bestseller wird. Carlsen, der sich im vergangenen Jahr zum zweitjüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte krönte, ist in seiner Heimat ein Superstar. Ob Talkshows, Einladungen ins Königshaus oder Werbe-Auftritte - der oft so unnahbar wirkende Weltmeister ist in dem eigentlich wintersportverrückten Land einer der größten Sportprominenten.

Die Übertragungen des Duells im vergangenen Jahr erreichten Rekordquoten. Teilweise saß das halbe Land vor dem Fernseher, Schach erreichte ungeahnte Popularitätswerte. In diesem Jahr ist es nicht anders. Das staatliche Fernsehen NRK überträgt alle Partien des bis zum 28. November angesetzten Duells live, seit Tagen berichten Dutzende norwegische Journalisten aus der Austragungsstadt Sotschi. Alles andere als eine erfolgreiche Titelverteidigung wäre eine nationale Enttäuschung.

Carlsen setzt auf Höhentraining

Davon beeinflussen lassen will sich Carlsen aber nicht. Im Höhentrainingslager bereitete er sich auf das Duell vor, doch im Gegensatz zum vergangenen Jahr liegt der Druck dieses Mal auf ihm. Zumal es sportlich für das Model eines internationalen Bekleidungsunternehmens in diesem Jahr nicht nur rund lief. Einige überraschende Niederlage zehrten an Carlsen. "Mein Selbstvertrauen ist in Ordnung", sagte er nach seiner Ankunft in Sotschi am Dienstag. Allen Niederlagen zum Trotz: Carlsen ist in der Neuauflage des Vorjahresduells der Favorit.

Und schon in den letzten zwölf Monaten hat er sich um seinen Sport verdient gemacht. Der Norweger räumt mit dem staubigen Schach-Image auf: Öffentlichkeitswirksam spielte er gegen Facebook-Boss Mark Zuckerberg oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Bei seinem Lieblingsverein Real Madrid durfte er an seinem 23. Geburtstag den Anstoß ausführen. Carlsen gibt dem Sport ein frisches Gesicht.

Den Nimbus des Shooting-Stars der Szene hat der Norweger allerdings verloren. Der noch ein Jahr jüngere Italiener Fabiano Caruana hat sich in diesem Jahr bis auf Platz zwei der Weltrangliste vorgespielt. Nur 24 Elo-Punkte liegt er hinter dem amtierenden Weltmeister und hätte diesen sogar beinahe als Nummer eins abgelöst. Beim Turnier in St. Louis vor knapp zwei Monaten deklassierte er Carlsen mit einem Vorsprung von drei Punkten. Schon jetzt träumen Schach-Fans von einem WM-Duell der beiden Youngster.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort