Manipulationsversuch Harte Strafen für Australiens Kricket-Betrüger

Johannesburg · Ein ungeheuerlicher Betrugsversuch bei Weltmeister Australien hat die vermeintlich heile Kricket-Welt in Aufruhr versetzt. Das Land schämt sich, der Verband befürchtet Millionen-Einbußen.

 Steve Smith, Kapitän der australischen Nationalmannschaft, wurde suspendiert.

Steve Smith, Kapitän der australischen Nationalmannschaft, wurde suspendiert.

Foto: rtr, SH/MH

Wer glaubt, dass Kricket nur in ein paar Ländern der Welt gespielt wird und auch dort allenfalls den Status einer Randsportart innehat, der irrt gewaltig. Kricket ist vor allem dort außerordentlich populär, wo Großbritannien einst die Kolonialmacht war, etwa in Indien mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern, in Pakistan (193 Millionen) oder in Bangladesch (163). Oder auch in Australien: Dort jedoch sind viele der 24 Millionen Einwohner gerade sehr beschämt.

Die Australier sind im Kricket eine Weltmacht. Sie haben vier der letzten fünf World Cups gewonnen, sind amtierender Champion. Ihre etwa alle zwei Jahre stattfindende Länderspielserie gegen England, genannt "The Ashes", ist das traditionsreichste sowie bedeutendste Duell dieses Sports. Und nun haben die Australier mit einem Skandal die vermeintlich so heile Kricket-Welt aus den Angeln gehoben. Das "Spiel von Gentlemen", die ihre großen Duelle nachmittags zum Tee unterbrechen, ist beschmutzt.

Vergangenen Samstag wurden die Australier bei einem Länderspiel in Südafrika vor aller Welt überführt, wie sie illegal den Ball manipulierten. Kapitän Steve Smith und Vizekapitän David Warner hatten die Idee - sie sind geständig. Cameron Bancroft wurde von den beiden angestiftet, die Oberfläche des roten Balls mit einem gelben Klebeband zu bearbeiten und so dessen Flugeigenschaften zu verändern. Das bringt dem Werfer (Bowler) Vorteile im Duell mit dem Schlagmann (Batsman).

Ausgerechnet die Australier. Bei den Konkurrenten sind sie eh nicht sonderlich beliebt - weil sie diesen ganz gerne unsaubere Methoden vorwerfen und sich schon mal ungebührlich verhalten. Im ersten Länderspiel gegen die Südafrikaner Anfang März in Durban etwa wurde Warner für seinen unbotmäßigen Jubel nach einer gelungen Aktion heftig kritisiert. Am gleichen Tag war er auch noch in einem Treppenhaus des Stadions in eine Schlägerei mit dem Südafrikaner Quinton de Kock verwickelt.

Zwischen Australiern und Südafrikanern wuchsen danach mit jedem Spiel die Spannungen, in Kapstadt, beim dritten "test", wie die Länderspiele im Kricket heißen, griffen die Australier dann zum gelben Klebeband. In Australien sind die Menschen fassungslos - und höchst beschämt. Premierminister Malcolm Turnbull zeigte sich "schockiert und bitter enttäuscht", die Zeitungen wählen Worte wie "Betrüger" und "Schande" und forderten unverblümt: "Schmeißt sie alle raus".

Am Mittwoch reagierte der Verband Cricket Australia (CA). Smith, der als einer der besten Schlagmänner der Geschichte gilt und in Australien eine Art Halbgott ist, wurde ebenso wie Vizekapitän Warner für zwölf Monate gesperrt, Bancroft neun Monate. Smith und Warner dürfen außerdem zwei Jahre lang nicht das im Kricket eminent wichtige und prestigeträchtige Amt des Kapitäns ausüben. Chefcoach Darren Lehmann, der angeblich nichts gewusst hat von dem Betrugsplan, bleibt vorerst ungeschoren.

Und das dürfte noch nicht das Ende sein. Werbe-Millionär Smith droht der Verlust seiner Sponsorenverträge, bei Werbe-Millionär Warner ist die erste Kündigung schon eingegangen. Ihr Gehalt vom Verband (umgerechnet etwa 1,3 Millionen Euro pro Jahr) ist wohl futsch. Die indische Profiliga wird sie ebenfalls sperren. Smith hätte dort für einen Zweimonatsvertrag bei den Rajashtan Royals aus Jaipur 1,5 Millionen Euro erhalten sollen, Warner die gleiche Summe von den Sunrisers aus Hyderabad.

Was die drei Verschwörer angerichtet haben, "ist nicht leicht messbar", sagte CA-Präsident James Sutherland. Ganz "eindeutig" jedoch hätten sie "einen gewaltigen Schaden angerichtet - für den ganzen Kricketsport, und ganz sicher für das australische Kricket." Den Ruf wiederherzustellen, dürfte schwierig werden.

(dpa)
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