Carlsen wieder Schach-Weltmeister Norwegens Popstar holt sich Titel vor leeren Rängen

Nach seinem zweiten WM-Triumph war Magnus Carlsen einfach nur glücklich und erleichtert. Mit einem hart umkämpften Sieg in der elften Partie krönte sich der erst 23-jährige Norweger erneut zum Schach-Weltmeister. Seinem Kontrahenten Viswanathan Anand aus Indien blieb wie im Vorjahr nur die Verliererrolle.

Magnus Carlsen: Schach-Wunderkind und norwegischer Popstar
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Das ist Magnus Carlsen

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"Es war viel schwieriger als im vergangenen Jahr. Es war von Beginn an sehr hart", sagte Carlsen nach seinem Sieg, mit dem er den entscheidenden Punkt zum 6,5:4,5 geholt hatte: "Anand hat diesmal viel besser gespielt." Wie sehr der Druck nach zwei harten Wochen auf ihm gelastet hatte, war bereits kurz nach der Partie zu sehen. Für ihn ungewohnt lächelte Carlsen ins Publikum. "Es ist eine große Erleichterung", sagte er.

Denn die Titelverteidigung war ein hartes Stück Arbeit für den Norweger. Im Gegensatz zum Vorjahr zeigte sich Carlsen angreifbar, Anand hingegen deutlich verbessert und fast perfekt vorbereitet. "Es war enger als im vergangenen Jahr, aber am Ende muss ich zugeben, dass er besser gespielt hat", sagte Anand. Als der Inder dann auf Nachfrage erklärte, nicht an Rücktritt zu denken, gab es spontanen Applaus.

Zunächst lief das WM-Duell wie von vielen Experten vorhergesagt. Carlsen gewann bereits die zweite Begegnung, doch Anand erholte sich schnell und glich bereits in der dritten Partie aus. Die Vorentscheidung fiel in der sechsten Begegnung, die aufgrund ihrer Dramatik noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Anand nutzt Fehler nicht aus

Fast hätte sich Carlsen selbst um alle Chancen gebracht, letztendlich gelang ihm aber die Vorentscheidung. Mit dem 26. Zug machte der 23-Jährige einen schweren Fehler, der ihm mit ziemlicher Sicherheit eine Niederlage eingebracht hätte. Doch sein 21 Jahre älterer Herausforderer sah den verheerenden Patzer zu spät und verlor. Anstatt in Führung zu gehen, lag Anand zurück und konnte den Rückstand im Verlauf der WM nicht mehr aufholen.

In Carlsens Heimat löste der erneute Titelgewinn Freude und Erleichterung aus. Die Live-Übertragungen der WM durch das staatliche Fernsehen NRK erreichten teilweise Einschaltquoten von 30 Prozent. Die Berichterstattung in den Medien beleuchtete jeden noch so kleinen Randaspekt des Duells.

Carlsen ist in seiner Heimat ein Superstar und gilt als eine der prominentesten Personen des Landes. Pünktlich zum Start der WM erschien dort sogar ein Donald-Duck-Heft, in dem ein Alter Ego von Carlsen gegen Donald Duck Schach spielt.

Im krassen Gegensatz zur Schach-Begeisterung in Carlsens Heimat stand die triste Kulisse im ehemaligen olympischen Medienzentrum. Nur eine Handvoll Zuschauer verlor sich auf den Besucherrängen, die meiste Zeit herrschte gähnende Leere. Der ehemalige Weltmeister Garri Kasparow sprach von einer "Schande".

Bereits im Vorfeld hatte es Diskussionen um den Austragungsort gegeben. Carlsen hatte erst wenige Stunden vor dem Ende einer Frist den WM-Vertrag unterschrieben. Die politische Lage und die Reduzierung des Preisgelds im Vergleich zum Vorjahr hatten ihn lange zögern lassen.

NOTATION

11. Partie (Spanische Partie):

Weiß: Magnus Carlsen (Norwegen) - Schwarz: Viswanathan Anand (Indien)
1:0

1.e4 e5; 2.Sf3 Sc6; 3.Lb5 Sf6; 4.0-0 Sxe4; 5.d4 Sd6; 6.Lxc6 dxc6; 7.dxe5 Sf5; 8.Dxd8+ Kxd8; 9.h3 Ld7; 10.Sc3 h6; 11.b3 Kc8; 12.Lb2 c5; 13.Tad1 b6; 14.Tfe1 Le6; 15.Sd5 g5; 16.c4 Kb7; 17.Kh2 a5; 18.a4 Se7; 19.g4 Sg6; 20.Kg3 Le7; 21.Sd2 Thd8; 22.Se4 Lf8; 23.Sef6 b5; 24.Lc3 bxa4; 25.bxa4 Kc6; 26.Kf3 Tdb8; 27.Ke4 Tb4; 28.Lxb4 cxb4; 29.Sh5 Kb7; 30.f4 gxf4; 31.Shxf4 Sxf4; 32.Sxf4 Lxc4; 33.Td7 Ta6; 34.Sd5 Tc6; 35.Txf7 Lc5; 36.Txc7+ Txc7; 37.Sxc7 Kc6; 38.Sb5 Lxb5; 39.axb5+ Kxb5; 40.e6 b3; 41.Kd3 Le7; 42.h4 a4; 43.g5 hxg5; 44.hxg5 a3; 45.Kc3 1-0

Endstand: Carlsen - Anand 6,5:4,5

(sid)
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