1000 Fans beim Wiegen - Kampf in der Ukraine nicht live Lewis vs. Klitschko: "Keine Schande übers Vaterland"

Los Angeles/Kiew (rpo). Das Fieber rund um den Globus vor dem Mega-Fight steigt: Allein 1000 Fans verfolgten in Los Angeles die Wiegezeremonie von Lennox Lewis und Herausforderer Vitali Klitschko. Nur in der Ukraine wird der Kampf des Volkshelden am Samstag ein Randthema bleiben.

Vor dem Megafight Lewis vs. Klitschko
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<P>Los Angeles/Kiew (rpo). Das Fieber rund um den Globus vor dem Mega-Fight steigt: Allein 1000 Fans verfolgten in Los Angeles die Wiegezeremonie von Lennox Lewis und Herausforderer Vitali Klitschko. Nur in der Ukraine wird der Kampf des Volkshelden am Samstag ein Randthema bleiben.

Dem Weltmeisterschaftskampf im Schwergewicht um den Gürtel des World Boxing Councils (WBC) zwischen Titelverteidiger Lennox Lewis und Vitali Klitschko steht nichts mehr im Weg. Zwei Tage vor dem Duell in der Nacht zum Sonntag (ZDF live/4.30 Uhr MESZ) brachte der britische Champion beim Wiegen unter freiem Himmel vor dem Staples Center in Los Angeles 116,3 Kilogramm auf die Waage. Sein Herausforderer aus dem Hamburger Universum Boxstall wog nur 112,5 kg. Etwa 1000 Zuschauer verfolgten die Wiegezeremonie, darunter zahlreiche sangeslustige Lewis-Fans.

Der 37-jährige Lewis wird im 20 000 Zuschauer fassenden Staples Center seinen 18. WM-Kampf (14 Siege/2 Niederlagen/1 Unentschieden) bestreiten und dafür mindestens eine Börse von fünf Millionen Dollar kassieren. Für den sechs Jahre jüngeren Klitschko, der von Juni 1999 bis März 2000 Weltmeister der World Boxing Organization (WBO), ist es das fünfte WM-Duell (3/1). Seine Garantiebörse liegt bei 1,4 Millionen Dollar.

Keine Live-Übertragung in der Ukraine

Wenn die Klitschkos boxen, sind die Menschen in der Ukraine wie elektrisiert. Die in Hamburg lebenden Brüder werden in ihrer Heimat als Volkshelden verehrt, laufen jedem Pop-Star den Rang ab. Doch die zahlreichen Fans in Kiew, Odessa, Sewastopol oder Dnjepropetrowsk können nicht live dabei sein, wenn Vitali Klitschko am Sonntagmorgen in Los Angeles Weltmeister Lennox Lewis vom Thron stürzen will. Das ukrainische Fernsehen zeigt den Kampf um vier Stunden zeitversetzt und wiederholt ihn am Abend. Die Live-Rechte waren zu teuer.

Satelliten- und Kabelfernsehen ist im zweitgrößten Land Europas mit seinen 48 Millionen Einwohnern ein seltenes Gut. Umgerechnet neun Euro monatlich kosten die rund 30 empfangbaren ausländischen Kanäle. Bei einem Durchschnittsverdienst von 50 bis 60 Euro ein fast unbezahlbares Vergnügen.

Partys sind nicht geplant

Partys auf zentralen Plätzen in den Städten mit einer Übertragung des Kampfes auf Videoleinwänden sind nicht geplant. Denn wenn Klitschko im Staples Center von Los Angeles in den Ring klettert, ist es in der Ukraine 3.00 Uhr morgens. Auch in den meisten Bars und Kneipen herrscht boxtechnisch Fehlanzeige. Iwan Basiljuk, Mitinhaber der "Planet Sport-Bar" in Kiew, bezweifelt, dass sich nachts um drei Uhr genügend Gäste fänden, die den Kampf live verfolgen wollten.

Die Berichterstattung in den Medien hält mit der Begeisterung auf der Straße nicht Schritt. In den Zeitungen sind nur spärlich Vorberichte zum Kampf gegen Lewis zu lesen. Der Abschluss der ukrainischen Fußball-Meisterschaft mit dem Titelgewinn von Rekordmeister Dynamo Kiew dominiert die Sportseiten. Was über Klitschko mitgeteilt wird, stammt von dessen Homepage im Internet. Eigene Korrespondenten sind (noch) nicht vor Ort. Die von politischen Parteien und Gruppen finanzierten Blätter setzen andere Schwerpunkte. Der größte private TV-Sender des Landes, Kanal 1+1, will dagegen eine zweistündige Sendung über das Leben der Klitschko-Brüder am Vorabend des Kampfes ausstrahlen. Gesponsert wird der Bericht von der Wodka- Brennerei Nemirov.

"Kein Schande übers Vaterland"

Wann immer die Klitschkos irgendwo auf dieser Welt um Titel kämpfen, ist Kiews Oberbürgermeister Oleksander Omelschenko dabei. Im Schlepptau hat er den früheren ukrainischen Energie-Minister. Beide sind von einem Sieg "ihres Botschafters" überzeugt. Die sportbegeisterten Einwohner Kiews sind sich da nicht so sicher. "In solch einem Kampf kann alles passieren", meint der frühere Klitschko- Trainer Artur Palatny. Sein Kollege Wjatscheslaw Schapak hofft, dass Vitali "keine Schande übers Vaterland" bringt.

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