Klitschko-Trainer und Box-Champion verbindet Herzlichkeit Lewis und Sdunek: "Hi, Du alter DDR-Coach"

Los Angeles (rpo). In den Tagen der verbalen Kraftmeierei hat der Mega-Fight am Samstag auch Überraschendes zu bieten: Klitschko-Trainer Fritz Sdunek und Box-Weltmeister Lennox Lewis verbindet eine ausgesprochene Herzlichkeit. Sie kennen sich seit vielen Jahren.

<P>Los Angeles (rpo). In den Tagen der verbalen Kraftmeierei hat der Mega-Fight am Samstag auch Überraschendes zu bieten: Klitschko-Trainer Fritz Sdunek und Box-Weltmeister Lennox Lewis verbindet eine ausgesprochene Herzlichkeit. Sie kennen sich seit vielen Jahren.

Eines hat Fritz Sdunek seinem Kollegen Emanuel Steward voraus. Der Trainer von Vitali Klitschko kennt Lennox Lewis wesentlich länger als dessen weltberühmter US-Coach. Sdunek und Lewis verbindet eine ausgesprochene Herzlichkeit. Daran wird sich auch nach dem Samstag nichts ändern, egal, wie der Schwergewichts-Kampf in Los Angeles zwischen dem 37 Jahre alten britischen Weltmeister des World Boxing Councils (WBC) und dem sechs Jahre jüngeren Herausforderer aus dem Hamburger Universum Boxstall auch endet.

Im Frühjahr 1988 sind sich Sdunek als damaliger Trainer der DDR- Nationalmannschaft und der seinerzeit unter kanadischer Flagge boxende Lewis bei einem Amateur-Turnier in Frankreich erstmals begegnet. "Wir haben uns täglich eine Umkleidekabine geteilt", erinnert sich Sdunek. "Und ich werde auch nicht vergessen, wie mir sein rumänischer Trainer Adrian Theoderescu versicherte: Lennox wird garantiert Olympiasieger". Wenige Monate später in Seoul erboxte sich Lewis im Superschwergewicht das Olympia-Gold. In der folgenden Nacht begegneten sich Lewis und Sdunek erneut, bestens gelaunt im Olympischen Dorf. Lewis feierte seinen Triumph, Sdunek die Gold- und Silbermedaille seiner Eleven Andreas Zülow und Andreas Tews.

Wiedersehen nach zwölf Jahren

Zwölf Jahre dauerte es, bis sie sich nach dem olympischen Kehraus wiedertrafen. Es war nach dem WM-Kampf zwischen Lewis und Frans Botha am 15. Juli 2000 in London, als Sdunek den Hotel-Fahrstuhl betreten wollte, mit dem Lewis auf seiner Etage hielt. "Hi, alter DDR-Coach, komm rein", begrüßte Lewis mit breitem Grinsen den inzwischen im Hamburger Universum Boxstall angestellten Mecklenburger und umarmte ihn. Im Fahrstuhl stand auch Lewis' Freund Egerton Marcus, der in Seoul von Henry Maske im olympischen Mittelgewichts-Finale besiegt wurde. Als die Tür aufging, marschierten Lewis und Marcus eingehakt mit Sdunek aus dem Fahrstuhl und erstaunten damit nicht nur Steward.

"Damals wünschte ich mir zum ersten Mal, dass einer meiner Jungs Lewis herausfordern würde. Jetzt ist es endlich soweit", frohlockt Sdunek. In 70 WM-Kämpfen, von denen 64 gewonnen wurden, hat er seine Schützlinge bislang gecoacht. Neun Weltmeister brachte er seit seinem Übertritt in Profilager im März 1994 hervor. So akribisch wie sich der 56-Jährige Meistermacher von Dariusz Michalczewski, Artur Grigorjan oder den Klitschko-Brüdern auf jede Trainingseinheit vorbereitet, führt er auch Statistik über die absolvierten Kämpfe.

Steward indes hat längst mit dem Zählen aufgehört. Der 59 Jahre alte Coach aus dem legendären Kronk-Gym in Detroit sekundierte bei "über 300 WM-Fights, von denen etwa 85 Prozent siegreich endeten". Dass der bekannteste und meist beschäftigste Boxtrainer der Welt, der auch verantwortlich ist für die US-Olympia-Staffel 2004, bisher 29 Profis zu WM-Titeln geführt hat, weiß er aber genau. Thomas Hearns, Oscar de la Hoya, Evander Holyfield, Michael Moorer, Lennox Lewis zählen ebenso zu seinen Champions wie Graciano Rocchigiani.

Sdunek und die Klitschkos sind Steward erstmals am Abend vor dem WM-Kampf zwischen Rocchigiani und Michalczewski im August 1996 beim Essen begegnet. "Seitdem habe ich Sduneks Karriere genau verfolgt. Er ist ein sehr guter Trainer, vor dem ich unheimlichen Respekt habe", bekannte Steward, der seit sechs Jahren mit Lewis zusammenarbeitet und ihn auf 13 WM-Kämpfe (11 Siege) vorbereitet hat. Dass er Lewis dadurch besser kennt, steht für Sdunek außer Frage. Doch das will nichts besagen. "Ich bin überzeugt", sagt Sdunek, "dass ich Lennox durchschaut habe und Vitali ihn vom Thron stoßen wird."

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