Verleumdungsvorwurf Leichtathletik: Jones verklagt Conte

San Francisco (rpo). Die unter Dopingverdacht stehende US-amerikanische Vorzeige-Leichtathletin Marion Jones hat Victor Conte, den Chef des kalifornischen Balco-Labors, wegen Verleumdung verklagt und 25 Millionen Dollar Entschädigung gefordert. Conte hatte die Sprinterin und Weitspringerin zuletzt schwer belastet.

Inzwischen hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine Disziplinar-Kommission eingesetzt, die Contes Anschuldigungen gegen Jones untersucht. Conte hatte Anfang Dezember im amerikanischen Fernsehen erklärt, Marion Jones habe schon vor den Olympischen Spielen in Sydney gedopt, wo sie dreimal Gold gewann. Er habe daneben gesessen, als sich Jones entsprechende Dopingmittel gespritzt habe. Dabei soll es sich um EPO, Wachstumshormone und das Designer-Steroid THG gehandelt haben. Bereits unter dem Eindruck der Anschuldigungen hatte Jones 2004 in Athen in schwacher Form eine Medaille verpasst.

Contes Strategie scheint es zu sein, sich durch Mithilfe bei der Aufklärung des Skandals bei dem frühestens im März 2005 beginnenden Prozess mildernde Umstände zu sichern. Dem 54-Jährigen droht wegen des Handels mit Dopingmitteln eine Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren. Conte ist eine von vier Personen, die in dieser Affäre eines kriminellen Delikts beschuldigt werden. Zu diesem Kreis gehört auch Baseball-Legende Barry Bonds.

"PR-Stunt einer Verzweifelten"

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters meinte Conte, die Reaktion von Jones sei "nichts als der PR-Stunt einer Verzweifelten", die ihre Karriere der Einnahme von Dopingmitteln zu verdanken habe. Er stehe zu allen Anschuldigungen gegen sie.

Marion Jones, deren Anwälte Verdienstausfall hinsichtlich Werbung und Sponsoren-Verträgen einklagen, weist die Vorwürfe zurück. Sie gab lediglich zu, von 1999 bis 2001 ein Nahrungsergänzungsmittel von Balco bezogen zu haben. Ihre Anwälte erklärten, aufgrund des schon lange andauernden Streits von Jones mit Conte unternehme dieser alles was ihm einfalle, um die Karriere der Olympiasiegerin zu zerstören.

Auch Montgomery vor lebenslanger Sperre

Der früheren Welt-Leichtathletin droht die Aberkennung ihrer Medaillen, inklusive dreimal Gold und zweimal Bronze von Sydney. Aufgrund der harten Linie des amerikanischen Sportgerichts CAS war vergangene Woche bereits die frühere 200-m-Hallen-Weltmeisterin Michelle Collins ohne positiven Test und ohne Geständnis für acht Jahre suspendiert worden. Für vier Jahre gesperrt wurde der ebenfalls nie positiv getestete zweimalige Staffel-Olympiasieger (4x400 m) Alvin Harrison, der allerdings eingeräumt hatte, Dopingmittel genommen zu haben.

Ebenfalls vor einer lebenslangen Strafe steht Tim Montgomery, Vater des Kindes und Lebensgefährte von Marion Jones. Ebenso wie im Falle von Sprinterin Chryste Gaines soll die Anhörung in seinem Fall im Frühsommer 2005 stattfinden.

(sid)
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