Lawinenunglück Drei Extremkletterer werden in Kanada vermisst

Montréal · Drei Extremkletterer sind nach einem Lawinenunglück in Kanada verschwunden. Für die Männer, die zu den besten Bergsteigern der Welt zählen, gibt es kaum noch Hoffnung.

Der Banff-Nationalpark in Kanada: Hier waren die Bergsteiger unterwegs.

Der Banff-Nationalpark in Kanada: Hier waren die Bergsteiger unterwegs.

Foto: Georg Krumm

Tragisches Unglück in den kanadischen Bergen: Die drei Ausnahme-Bergsteiger Hansjörg Auer, David Lama und Jess Roskelley sind bei einem Lawinenabgang im Banff-Nationalpark vermutlich ums Leben gekommen. Medienberichten zufolge wurden die Männer seit Dienstag vermisst. Nachdem Rettungskräfte Zeichen für zahlreiche Lawinenabgänge sowie Kletterausrüstung fanden, gingen die Behörden vom Tod der Männer aus. In den Heimatländern der Alpinisten löste die Nachricht Bestürzung aus.

Die "sehr erfahrenen" Bergsteiger seien in der Provinz Alberta am Howse-Pass unterwegs gewesen, teilte die Nationalparkverwaltung am Donnerstag mit. Sie wollten demnach die Ostseite des Passes besteigen, eine "abgeschiedene und sehr schwierige Route".

Nachdem die Männer als vermisst gemeldet wurden, suchten Rettungskräfte am Mittwoch das Gebiet aus der Luft ab. Der Rettungseinsatz musste zwischenzeitlich wegen schlechten Wetters und der Gefahr weiterer Lawinenabgänge unterbrochen werden.

Die Österreicher Hansjörg Auer und David Lama sowie der US-Bergsteiger Jess Roskelley gehörten zu einem vom Ausrüster North Face unterstützten Team, wie das Unternehmen bestätigte.

Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, bestätigte das österreichische Außenministerium den Tod der beiden Tiroler Auer und Lama am Freitagvormittag noch nicht. Zunächst müsse eine Bestätigung der kanadischen Behörden vorliegen, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Roskelleys Vater John Roskelley sagte der US-Zeitung "Spokesman-Review", er gehe vom Tod seines 36-jährigen Sohnes aus. "Die Route, die er gehen wollte, wurde zum ersten Mal im Jahr 2000 bewältigt", sagte Roskelley, der früher selbst als einer der besten US-Bergsteiger galt. "Es ist eine dieser Routen, bei der die Bedingungen perfekt sein müssen, sonst wird es zum Albtraum. Genau das ist passiert."

Bergsteiger-Legende Reinhold Messner zeigte sich am Freitag tief betroffen über den mutmaßlichen Tod der drei Alpinisten, die er zu den besten Bergsteigern der Welt zählte. Der Unfall zeige, dass das traditionelle Bergsteigen, bei dem man sich in die "absolute Wildnis" begebe und dabei alles selber mache, "wahnsinnig gefährlich" sei, sagte Messner der Nachrichtenagentur APA.

Jess Roskelley hatte 2003 gemeinsam mit seinem Vater den Mount Everest bestiegen. Zu diesem Zeitpunkt war er 20 Jahre alt und damit der jüngste Bergsteiger, der den höchsten Berg der Welt bezwang.

Auch der 28-jährige Lama galt der Nachrichtenagentur APA zufolge als Ausnahmetalent der Alpinisten- und Klettererszene. Einer seiner größten Erfolge war demnach die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre mit seinem Landsmann Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Im vergangenen Herbst sei ihm die Erstbesteigung des 6895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang gelungen.

Der 35-jährige Auer sei vor allem durch seine Free-Solo-Klettertouren bekannt geworden, berichtete APA. Dabei wird eine Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel begangen. Im April 2017 sei Auer etwa die 1220 Meter lange Route "Weg durch den Fisch" in den Dolomiten auf diese Weise geklettert.

(sef/afp)
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