Der bemerkenswerte Aufstieg des Box-Promoters "King Kohl" mit allen Wassern gewaschen

Hamburg (rpo). Ehrfurchtsvoll wird er "Don Kohl" oder "King Kohl" genannt. Doch Parallelen zum schlitzohrigen US-Promoter Don King lassen sich beim erfolgreichsten europäischen Promoter Klaus-Peter Kohl nicht ziehen.

<P>Hamburg (rpo). Ehrfurchtsvoll wird er "Don Kohl" oder "King Kohl" genannt. Doch Parallelen zum schlitzohrigen US-Promoter Don King lassen sich beim erfolgreichsten europäischen Promoter Klaus-Peter Kohl nicht ziehen.

Als Zeitnehmer am Boxring hatte er einst begonnen, heute ist Klaus-Peter Kohl der erfolgreichste Box-Promoter Europas. 15 Weltmeister (12 Männer, 3 Frauen) hat der 59 Jahre alte Hamburger Geschäftsmann als Manager und Veranstalter von Box-Kämpfen seit 1984 hervorgebracht. Nun will er mit seinem Schützling Vitali Klitschko den Thron in der Königsklasse des Berufsboxens besteigen, auf dem der als weltbester Schwergewichtler gehuldigte Brite Lennox Lewis noch sitzt.

Längst ist Kohl nicht nur in Europa, sondern auch im Mekka des Profi-Boxens, den USA, eine anerkannte Größe. Sein Sport-Imperium ist ansehnlich: Gyms in Hamburg und Berlin, 34 Boxer, vier Trainer, 19 Mitarbeiter. Im April wurde der mehrfache Millionär von den amerikanischen Box-Journalisten als "Manager des Jahres" ausgezeichnet; für das nächste Jahr steht die Aufnahme in die Ruhmeshalle des Boxens ("Hall of Fame") in Aussicht. "Es kommt immer etwas Besseres", lautet eine seiner Lebensmaximen, die sich am frühen Sonntagmorgen in Los Angeles wieder einmal bewahrheiten soll.

"Seriöser, angenehmer und verlässlicher Partner"

Ehrfurchtsvoll wird der Großgastronom auch "Don Kohl" oder "King Kohl" genannt. Doch Parallelen zum schlitzohrigen US-Promoter Don King, dessen Nähe zum kriminellen Milieu aktenkundig ist, lassen sich bei Kohl nicht ziehen. Geschäftsleute wie Sport-Funktionäre loben ihn als "seriösen, angenehmen und verlässlichen Partner", wie Bodo Eckmann, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), hervorhebt. Als umtriebiger Geschäftsmann ist Kohl aber mit allen Wassern gewaschen. "Mich zieht niemand über den Tisch", behauptet er von sich und verweist gern auf "den großen Deal mit den Klitschkos". Die ukrainischen Hünen, die in Deutschland zu Fernsehlieblingen aufgestiegen sind, schnappte der Promoter 1996 ausgerechnet Don King vor der Nase weg.

Um seinen globalen Anspruch zu unterstreichen, nannte Kohl seinen 1984 gegründeten Box-Stall Universum. Anders als sein deutscher Konkurrent Wilfried Sauerland, der mit Henry Maske Anfang der 90er Jahre seine größten Erfolge feierte und einen Box-Boom auslöste, setzte Kohl vorrangig auf ausländische Kämpfer. Mit dieser Strategie überflügelte er Sauerland, obgleich nur wenige aus seiner weltweit rekrutierten Angestelltenschar im Ring die erwünschte Popularität erreichten.

Sohn eines Kohlenhändlers

"Wir wollen international veranstalten, wir wollen die weltweit Besten. Der deutsche Markt allein ist zu klein", erklärt Kohl. Der Sohn eines Kohlenhändlers, der heute über 50 gastronomische Betriebe verpachtet, einen Getränkelieferservice betreibt und mit Immobilien handelt, führte neben seinen Aushängeschildern Dariusz Michalczewski (Polen) sowie Wladimir und Vitali Klitschko (Ukraine) auch Artur Grigorian (Usbekistan), Juan Carlos Gomez (Kuba), Istvan Kovacs (Ungarn), Achmed Kotiew (Russland), Michael Löwe (Rumänien) oder Armand Krajnc (Schweden) zu Weltmeisterehren und begründete damit seinen internationalen Ruf.

Auch eine von vielen Experten prognostizierte Niederlage des 2,02- m-Recken Vitali Klitschko gegen Lewis wird Kohl nicht aus der Bahn werfen. "Das wäre so, als wenn Meister Bayern München ein Bundesliga- Spiel verliert. Das ist doch nicht das Ende des Vereins", meint Universums Technischer Leiter Jean-Marcel Nartz. Ein Sieg jedoch, ist sich BDB-Chef Eckmann sicher, wäre der Ritterschlag für Kohl.

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