Keine Schwimm-WM und kein Olympia Ex-Schwimmstar Britta Steffen erteilt sich Flugverbot

Gwangju · Britta Steffen war neben ihrem Ex-Freund Paul Biedermann hauptverantwortlich für den WM-Medaillenregen vor zehn Jahren in Rom. Jetzt schwimmt sie nicht mal mehr in der Freizeit - und die WM in Südkorea besucht sie aus einem speziellen Grund nicht.

 Peking-Olympiasiegerin Britta Steffen.

Peking-Olympiasiegerin Britta Steffen.

Foto: dpa/Robert Michael

Britta Steffen verzichtet auf die Weltmeisterschaft - früher wäre das eine große Nachricht gewesen. Doch die Berlinerin, die dem deutschen Schwimmsport 2008 die letzten beiden Olympiasiege beschert hat, ist längst keine aktive Athletin mehr. Zur diesjährigen WM hätte die 35-Jährige womöglich als Expertin oder auf Einladung nach Südkorea reisen können, doch das will sie nicht. Auch nicht bei Olympia 2020 in Tokio. Sie steigt der Umwelt zuliebe in kein Flugzeug mehr.

Seit sie im Internet ihren persönlichen CO2-Fußabdruck für einen Langstreckenflug nach Asien recherchiert habe, "kann ich das gar nicht mehr", sagt Steffen: "Da ist es wie im Sport: Wenn mich etwas gepackt hat, dann muss ich das auch durchziehen. Wenn ich etwas von der WM oder Olympia kommentieren soll, kann ich das auch von Deutschland aus machen."

Den deutschen Schwimmsport hat die frühere Weltrekordlerin nach wie vor im Blick, auch wenn sie selbst durch ihre zahlreichen Projekte und ihr Söhnchen Quentin zurzeit gar nicht mehr ins Wasser steigt. "Ein bisschen Joggen, Liegestütze und Kettlebell", zu mehr komme sie nicht. Eine Rückkehr zum Leistungsschwimmen sei aber aus einem anderen Grund völlig ausgeschlossen: "Ich habe ja schon mal gesagt, dass ich für ein entsprechendes Gehalt zum Schwimmen zurückkehren würde." Aber "ein paar Millionen" könnten Steffen schwach werden lassen. So viel Geld lässt sich mit ihrer Sportart in Deutschland nicht verdienen.

Auch weil das öffentliche Interesse nicht mehr so groß ist wie bei der WM vor zehn Jahren in Rom, als Steffen und ihr Ex-Freund Paul Biedermann jeweils zweimal Gold gewannen. "Der Trend geht eindeutig zu Funsportarten", sagt sie: "Schwimmen wird wahrscheinlich nicht mehr interessant werden, es sei denn, wir haben eine Handvoll gutaussehender, patenter Leute, die die Sportart nochmal pushen. Aber ich glaube es nicht."

So sei es zum Beispiel "traurig", dass von der WM in Südkorea kein Fernsehsender Livebilder in seinem Hauptprogramm zeige: "Die Schwimmer leisten so viel Aufwand und bekommen so wenig Aufmerksamkeit."

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Ihre Aufmerksamkeit gilt momentan vor allem dem einjährigen Quentin, der sich im Element Wasser genauso wohlzufühlen scheint wie seine Mutter. "Letztens war er mit Puffern im Becken und ganz sauer, als ich ihn nach einer Stunde da rausgeholt habe", berichtete Steffen.

(eh/sid)
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