Ungewöhnlicher Wechsel Vom Faustball-Weltmeister zum Volleyballer

Eltmann · Der Kapitän der deutschen Faustball-Nationalmannschaft Fabian Sagstetter wagt einen außergewöhnlichen Wechsel.

 Faustballer Fabian Sagstetter (vorne) spielt bei der Europameisterschaft 2016 im Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Österreich den Ball.

Faustballer Fabian Sagstetter (vorne) spielt bei der Europameisterschaft 2016 im Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Österreich den Ball.

Foto: imago/GEPA pictures/imago sportfotodienst/Florian Ertl

Der Kapitän der deutschen Faustball-Nationalmannschaft wechselt in die Volleyball-Bundesliga: Fabian Sagstetter (28) schließt sich dem Bundesliga-Aufsteiger Heitec Volley Eltmann aus Unterfranken an, wie die Deutsche Faustball-Liga mitteilte. Sagstetter, der als Faustballer für den Bundesligisten TV Schweinfurt-Oberndorf spielt, soll bei den Volleyballern als Libero zum Einsatz kommen.

Für den Sportler ist der Wechsel gar nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Er spielte in seiner Jugend immer mal wieder in der Volleyball-Mannschaft des VC Eltmann in der Regionalliga. Sein Vater und Großvater waren Faustballer. Seine Cousins Jonas und Benedikt Sagstetter spielen professionell Volleyball in der 1. Volleyball-Bundesliga bei den Hypo Tirol Alpenvolleys Haching und dem TSV Herrsching. Jetzt also folgt Segstetter ihnen. Aber wie artverwandt sind die beiden Rückschlagspiele?

„Der Grundgedanke bei Faustball und Volleyball ist ähnlich. Aber Volleyball ist ein reiner Hallensport, wobei Faustball in der Halle und auf dem Feld gespielt wird. Daher werden im Faustball auch zwei Saisons pro Jahr ausgetragen: Die Hallen- und die Rasensaison“, sagt Stefan Hasenjäger, Abteilungsleiter des Leichlinger Turnvereins (TV) aus der 1. Bundesliga Nord.

Auf dem Rasen wird mit sechs Spielern auf einem 50 mal 20 Meter großem Feld gespielt. In der Halle spielen fünf Spieler auf einem Handballfeld (40 mal 20 Meter). Vergleicht man das mit den Maßen eines Volleyballfeldes (18 mal 9 Meter), wird deutlich, dass Faustballspieler größere Strecken zurücklegen müssen. Der Angreifer läuft dabei am meisten: „Im Vollsprint läuft ein Angreifer etwa zehn Meter allein, um den Ball zu holen. Nach einem Faustball-Spiel ist der Sportler zehn Mal so viel gelaufen wie ein Volleyballer“, sagt Hasenjäger.

Auch der Spielgegenstand unterscheidet sich leicht: Denn der Faustball ist mit 350 Gramm schwerer als ein Volleyball (260 Gramm). „Für einen Faustballer fühlt sich ein Volleyball wie Luft auf dem Arm an“, sagt Hasenjäger. Spitzenspieler können den Faustball schon mal auf 130 Kilometer pro Stunde beschleunigen, sagt Hasenjäger. Zusammen mit dem Gewicht des Balles, würden da ganz andere Kräfte wirken. „Bekommt ein Spieler so einen Ball beim Blocken aus einem Meter ins Gesicht, kann der direkt ausgewechselt werden“, sagt Hasenjäger.

Nicht nur der Ball ist anders, er wird beim Faustball auch anders angenommen als beim Volleyball. Denn Volleyballer dürfen bei der Ballannahme beide Arme benutzen. „Das ist für uns Faustballer eine völlig unnatürliche Bewegung“, sagt Hasenjäger. Generell gebe es gravierende Unterschiede in den Techniken beider Sportarten: Beim Faustball wird, wie es der Name schon verrät, mit der geschlossenen Hand gespielt. Ob mit der Faustinnenfläche (präzises Spiel) oder der Handkante (hart) – wichtig ist, dass die Faust immer geschlossen bleibt. Beim Volleyball ist hingegen die flache Hand erlaubt. „Das wird in unserer Disziplin als Fehler gewertet“, sagt Hasenjäger. Auch das Pritschen ist nicht erlaubt, nur der Unterarm darf beim Faustball benutzt werden.

Grundmaße und Bewegungsabläufe weisen also einige feine Unterschiede auf. Basierend darauf schätzt Hasenjäger es für einen Faustballer einfacher ein zum Volleyball zu wechseln, als andersherum. „Die guten Sportler sind sehr vielseitig und können sich ohne Schwierigkeiten umorientieren. Hat man dann schon von Kindesbeinen an beide Sportarten praktiziert und über die Jahre hinweg trainiert, ist ein Wechsel grundsätzlich nicht unüblich“, sagt Hasenjäger. Wie beim Faustball kommt es auch beim Volleyball auf die selben Fähigkeiten wie Ballgefühl und Reaktionsschnelligkeit an. Und vom Ehrgeiz könne es in keiner Sportart genug geben.

Fabian Sagstetter ist je zweimal mit der Faustball-Nationalmannschaft Welt- und Europameister geworden. Jetzt will er seinen Ausstand in der Faustball-Profikarriere perfekt machen. Vom 11. bis zum 17. August findet in Winterthur in der Schweiz die Faustball-Weltmeisterschaft der Männer statt. Dort will der 28-Jährige den dritten Titel in Folge holen. Die Hauptrunde der 1. Bundeliga im Volleyball beginnt am 12. Oktober. Sagstetters neuer Verein HC Eltmann muss dann zum Spitzenclub VfB Friedrichshafen. Die erste Herausforderung für den neuen Libero.

(juw)
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