Kanu-WM in Ungarn Zweimal Gold, aber Blech für Brendel

Szegedin · Blech für Sebastian Brendel, aber Gold für den Zweier und Vierer: Die deutsche Kanu-Flotte hat ein Jahr vor Olympia bei der WM in Szeged nicht alle Ziele erreicht.

 Max Hoff und Jacob Schöpf bei der Kanu-WM in Ungarn.

Max Hoff und Jacob Schöpf bei der Kanu-WM in Ungarn.

Foto: dpa/Tamas Kovacs

Sebastian Brendel war nach dem Ende seiner Siegesserie untröstlich. Während der deutsche Kajak-Vierer trotz eines Hexenschusses bei Ronald Rauhe ebenso zu Gold paddelte wie das "Generationenboot" im Zweier, ging ausgerechnet der langjährige Kanu-König ein Jahr vor Olympia in Tokio bei der WM in Szeged leer aus. "Die Enttäuschung ist riesengroß", sagte der dreimalige Olympiasieger nach Rang vier auf seiner Paradestrecke.

Seit 2014 hatte Brendel auf der olympischen Distanz über 1000 m kein großes Rennen mehr verloren, nun endete diese Serie. "Ich hatte mir auf jeden Fall eine Medaille vorgenommen und habe das nicht erreicht. Die Bedingungen waren fair, daran lag es nicht. Am Ende hat es nicht ganz gereicht", sagte der 31-Jährige, dem fünf Hundertstel zu Bronze fehlten: "Das ist sehr ärgerlich."

Viermal in Folge war Brendel Weltmeister über 1000 m geworden, zudem Olympiasieger 2016. Nun musste er Gold seinem Freund Isaquias Queiroz überlassen. Der Brasilianer hatte vor zwei Jahren seinen Sohn Sebastian genannt - nach seinem Vorbild aus Potsdam. "Ich freue mich für ihn. Aber ich hätte natürlich gerne mit ihm auf dem Podest gestanden", sagte Brendel dem SID. Auch die WM-Titel Nummer elf und zwölf über die nicht olympischen 500 m und 5000 m konnten ihn nicht trösten.

Zum dritten Mal in Folge Weltmeister wurde dagegen der Kajak-Vierer der Männer um Schlagmann Max Rendschmidt, auch der neu zusammengestellte Zweier mit Max Hoff (36) und Toptalent Jacob Schopf (20) triumphierte. Es waren die einzigen Medaillen in den zwölf olympischen Klassen für den Deutschen Kanu-Verband (DKV), der sich aber über 15 von 18 möglichen Quotenplätzen für Tokio 2020 (10 im Kajak, 5 im Canadier) freuen durfte. Diese sind nicht an Namen gebunden.

"Das war eine ordentliche WM mit noch Luft nach oben. Unser Primärziel haben wir mit den 15 Quotenplätzen fast erreicht. Bis Tokio bleibt noch einiges zu tun, aber wir können optimistisch sein, dass wir auch da unsere Medaillen holen werden", sagte DKV-Präsident Thomas Konietzko dem SID. Besonders im Kajak-Bereich der Frauen steht noch Arbeit an, der Vierer kam nicht über Rang sechs hinaus. Weil die Olympia-Tickets im Vordergrund standen, war nicht in jedem Boot die stärkste Besetzung vertreten.

Ein starkes Rennen lieferte trotz Verletzungssorgen das Männer-Quartett mit Rendschmidt (Essen), Rauhe (Potsdam), Tom Liebscher (Dresden) und Max Lemke (Leipzig). Dabei litt Rekordweltmeister Rauhe unter Rückenschmerzen. "Ich hatte nach dem Vorlauf einen Hexenschuss, konnte kaum laufen und musste einen Tag im Bett liegen. Aber im Ziel waren alle Schmerzen vergessen", sagte der 37 Jahre alte "Boots-Papa", der mit dem 16. WM-Titel seine Rekordmarke weiter ausbaute, dem SID.

Nicht zu stoppen waren auch Hoff und Schopf, die erst seit Mai in einem Boot sitzen. "Im Ziel hat die Menge gebrüllt, wir haben gebrüllt, ich war ganz neben mir", sagte Hoff und gab nach der Siegerehrung den Party-Befehl: "Ein oder zwei Bierchen sind drin. Danach haben wir Urlaub - und dann arbeiten wir voll für Olympia."

(lt/sid)
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