Jahresrückblick Die Tops und Flops des Sportjahres 2014
Der WM-Triumph der deutschen Fußballer war das Top-Ereignis des Sportjahres 2014. Aber es gab auch Flops - zum Beispiel bei den Winterspielen von Sotschi. Wir haben Triumphe und Tragödien herausgegriffen.
TOPS
Die Fußball-Weltmeister: Der vierte Stern für die DFB-Auswahl. Joachim Löws Nationalteam stellte mit dem Triumph vom 13. Juli alle(s) in den Schatten. Im Maracana von Rio de Janeiro besiegten Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Co. Argentinien nach Verlängerung mit 1:0. Mario Götze wurde als Torschütze zum Helden.
Maria Höfl-Riesch: Nach zwei weiteren Olympia-Medaillen in Sotschi - Gold in der Super-Kombination und Silber im Super-G - ist sie die beste deutsche Olympia-Alpine der Geschichte. Die 30-Jährige gilt als Top-Anwärterin für die Wahl "Sportlerin des Jahres". Am 20. März gab sie ihren Rücktritt bekannt.
Volleyball-Nationalteam: Überraschungs-Bronze in Polen - die erste WM-Medaille seit 44 Jahren. 1970 war die DDR Weltmeister geworden. Im Spiel um Platz drei gab's ein 3:0 gegen Frankreich. "Mein Deutsch reicht überhaupt nicht dazu aus, um diesen Erfolg zu beschreiben", sagte der belgische Cheftrainer der DVV-Auswahl, Vital Heynen.
Eric Frenzel: In der Nordischen Kombination das Maß aller Dinge. Olympia-Gold, Silber mit dem Team - und zum zweiten Mal Sieger im Gesamtweltcup. Seine Sportkollegen wählten den Oberwiesenthaler außerdem zum "Champion des Jahres". Und privat lief auch alles goldig: Hochzeit mit seiner Laura.
Sebastian Kienle: Strahlemann und Ironman. Der Triathlet aus Mühlacker lag beim legendären Wettkampf auf Hawaii nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und dem Marathon-Lauf mehr als fünf Minuten vorn. Als erster Dreikämpfer gewann er in einem Jahr EM und WM.
Die Gold-Rodler: Sie leben im Eiskanal, sind schon auf Schlitten gefahren, ehe sie laufen konnten - und nun Doppel-Olympiasieger: Die vier Freunde der "Trainingsgruppe Sonnenschein", Felix Loch, Natalie Geisenberger, Tobias Arlt und Tobias Wendl, dominierten die Rodelwettkämpfe in Sotschi nach Belieben und sorgten für vier deutsche Goldmedaillen.
Antje Möldner-Schmidt: Vor vier Jahren noch litt die Leichtathletin aus Cottbus an einer Krebserkrankung und musste sich einer Chemotherapie unterziehen. Bei der EM in Zürich aber rannte sie über 3000 Meter Hindernis allen davon - ein Triumph nach tiefen Tälern.
Bastian Schweinsteiger: Das Gesicht des Fußball-Weltmeisters. Mit Krämpfen und Blut unterm Auge lieferte der lange verletzte Bayern-Profi im Finale den Kampf seines Lebens. 15,3 Kilometer rannte er dabei, so viel wie kein anderer, getreten wurde er wie kein Zweiter. Aber am Ende hatte er den Pokal in den Händen.
Boris Becker: Mit Fliegenklatschen um die Ohren eine Witzfigur, im Tenniszirkus eine Ikone: Nach seiner Rückkehr auf ureigenstes Terrain bewies Boris Becker, dass er noch immer mehr ist als Besenkammer, Twitter-Trottel oder Spielshow-Kandidat. Der Höhepunkt: Wimbledon. Wo sonst? Dank des überragenden Novak Djokovic ist Becker zurück im alten Leben.
Martin Kaymer: Nach seinem Aufstieg an die Spitze der Weltrangliste 2011 erlebte der Golfprofi sein erfolgreichstes Jahr. Der 29-Jährige aus Mettmann gewann die Players Championship und dann die US Open. Die Krönung war der Sieg beim Ryder Cup in Schottland mit Europas Team. Allein auf der US-Tour verdiente er 4,5 Millionen Dollar.
Die Silberpfeile: Der Stern war schneller im Jahr 2014. Viel schneller. Mit Weltmeister Lewis Hamilton und Vizeweltmeister Nico Rosberg dominierte Mercedes die Formel 1. Die Konkurrenz? Chancenlos! 16 Siege, 11 Doppelsiege und 18 Pole Positions in 19 Rennen sprechen für sich.
Dirk Nowitzki: Der Basketballer gehörte auch schon vor dem Jahr 2014 zu den weltweiten Ikonen seines Sports. Nun hat es der Würzburger auch Schwarz auf Weiß: Die Statistiken weisen ihn mit mehr als 27.000 Punkten als erfolgreichsten Europäer der NBA-Geschichte aus. Der nächste Meilenstein einer einzigartigen Karriere.
SG Flensburg-Handwitt: Sie waren der "Ewige Zweite", der Underdog, ein dankbarer Finalgegner. Doch die Handballer der SG Flensburg-Handewitt setzten sich im Finale der Königsklasse durch. Gegen den Erzrivalen THW Kiel und gegen die eigenen Zweifel. "Flensationell", dieser Triumph in der Champions League!
Lionel Messi: Zwei Torrekorde binnen vier Tagen - das gelingt nur dem Fußballgott. Oder Lionel Messi. La Pulga (der Floh) aus Argentinien ist mit gerade 27 Jahren erfolgreichster Torjäger in der Geschichte der Primera Division und der Champions League. Messi trifft und trifft und trifft. Ein kleines Weltwunder.
FLOPS
Sebastian Vettel: Kein Sieg in dieser Formel-1-Saison für den vierfachen Weltmeister. Der Heppenheimer wurde dreimal Dritter - und am Ende Gesamtfünfter. Im Red Bull fuhr hinterher, hatte gegen die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg keinerlei Chance. Jetzt hofft er auf eine bessere Zukunft bei Ferrari.
Die Fifa: Das Chaos regiert im Weltverband - und Big-Boss Sepp Blatter ist längst nicht mehr Herr der Dinge. Oder seiner Sinne? Jedenfalls plant Blatter unbeirrt seine fünfte Amtszeit. Gering ist die Aussicht, dass der Sumpf aus Korruption und Manipulation trocken gelegt wird.
Das IOC: Ein Verbrechen an der Natur, ein Gastgeber, der Menschenrechte missachtet und die Demonstration der vermeintlichen Stärke auf dem Rücken seiner Bürger ausrichtet - das IOC hätte die Winterspiele nie nach Russland vergeben dürfen. Einmal in Sotschi angekommen, setzten sich die Fehlentscheidungen fort. Thomas Bach verpasste die Chance, bei seinen ersten Spielen als Herr der Ringe dem IOC einen Hauch mehr Menschlichkeit zu verleihen. Schade.
Brasilianische Fußball-Nationalmannschaft: Der 8. Juli 2014 wird im kollektiven Fußball-Gedächtnis der brasilianischen Ballzauberer für immer seinen Platz haben. Als Mineiraco - der Schock von Mineirao - ging das 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschland in die Geschichte ein. Die Träume der Gastgeber zerschellten in 90 denkwürdigen Minuten.
Uli Hoeneß: Der Fall bewegte die ganze Republik. Der große Macher des FC Bayern München wanderte in die JVA von Landsberg am Lech - mit einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten wegen Steuerhinterziehung im großen Stil. Er sprach vom "Fehler meines Lebens".
Olympia-Mannschaft: Trotz Höfl-Riesch, Frenzel und Co. - der Wintersportriese Deutschland kehrte aus Sotschi stark angeschlagen zurück. Im Eisschnelllauf gab es erstmals seit 50 Jahren keine Medaillen, im Skeleton rast man hinterher, im Bob erwiesen sich Materialprobleme als Bremse. Lediglich 19 Mal Edelmetall statt der angestrebten 30, nur Platz sechs im Medaillenspiegel.
Tim Wiese: Um- und Absteiger des Jahres. Der frühere Nationaltorwart von Werder Bremen, zuletzt gescheitert bei 1899 Hoffenheim, machte sich mit viel PR-Gedöns zum aufgeblasenen Muskelmann und will jetzt die Wrestling-Szene aufmischen. Den Fußball hat er abgeschrieben.
Christoph Kramers Eigentor: Als Weltmeister stand er sogar im WM-Finale auf dem Platz - bis er mit Brummschädel runter musste. Kopflos reagierte der Profi von Borussia Mönchengladbach im Bundesliga-Spiel in Dortmund: Seine Rückgabe aus fast 45 Metern landete im eigenen Netz und war der 1:0-Siegtreffer für den BVB.
Hamburger SV: Der Bundesliga-Dino schaffte in der Relegation gegen Greuther Fürth gerade noch den Klassenerhalt und war für Schlagzeilen immer gut. Die Trainer Bert van Marwijk und Mirko Slomka sowie Sportchef Oliver Kreuzer mussten gehen. Mit 100 Millionen Euro gab es zudem eine Rekordverschuldung.
Evi Sachenbacher-Stehle: Der Doping-Fall der Biathletin von Sotschi kostete viel an Reputation in der olympischen Welt, in der sich die Deutschen gern als Vorkämpfer gegen Sportbetrug geben. Ihre zweijährige Sperre wurde im November um eineinhalb Jahre verkürzt. Offen ist, ob die zweimalige Olympiasiegerin überhaupt weitermacht.
Wildcard: Deutschland darf zur Handball-WM, dabei war die Mannschaft in der Qualifikation kläglich gescheitert. Die Gnade des Weltverbandes öffnete jedoch die Tür nach Katar. Die "Lex Deutschland" kickte Australien, sportlich ohne jeden Zweifel qualifiziert, aus dem Turnier. Eine Farce!
Deutsches Eishockey-Team: Verpasste erstmals überhaupt die Olympia-Qualifikation, bei der Weltmeisterschaft in Weißrussland sprang nur Platz 14 heraus. Blamage auch für den umstrittenen Bundestrainer Pat Cortina. Der Machtkampf beim DTB sorgte für weitere Negativ-Schlagzeilen.
Biathlon-Frauen: Uschi Disl, Kathi Wilhelm, Magdalena Neuner und nun auch Andrea Henkel: Die goldene Generation deutscher Biathletinnen genießt den Ruhestand. Ihre Nachfolgerinnen laufen der Konkurrenz hinterher. Keine Medaille bei den Olympischen Spielen - das gab's seit der Wiedervereinigung nicht. Und Besserung ist leider nicht in Sicht.