Emotionale Rückkehr zum All England Club Ivanisevic: "Wimbledon war alles für mich"

London (rpo). Goran Ivanisevic kann sich einfach nicht trennen. Der 32-Jährige hat zwei Jahre lang hart gearbeitet, um seine Karriere in Wimbledon beenden zu können. Eine Liebeserklärung an den All England Club.

 Aufschlagspezialist Goran Ivanisevic.

Aufschlagspezialist Goran Ivanisevic.

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<P>London (rpo). Goran Ivanisevic kann sich einfach nicht trennen. Der 32-Jährige hat zwei Jahre lang hart gearbeitet, um seine Karriere in Wimbledon beenden zu können. Eine Liebeserklärung an den All England Club.

Okay, noch ein Match. Mindestens. Eigentlich hatte sich Goran Ivanisevic darauf eingestellt, dass am Montag Schluss ist mit seiner Karriere. Endgültig. Der Rahmen dafür war bereitet. Er durfte auf den Centre Court zurückkehren, wo er mit seinem Wimbledonsieg 2001 eines der größten Tenniswunder der letzten Jahre geschafft hatte und eines der anrührendsten. Gegen Michail Juschni bestritt der Kroate am Montag das zweite Match nach Vorjahressieger Roger Federer. Eine große Geste des All England Clubs, der ihm mit zweijähriger Verspätung das traditionelle Eröffnungsmatch des Titelverteidigers in leicht abgewandelter Form ermöglichte.

Es sollte seine Chance zum Abschied auf großer Bühne werden, wer traute dem 32-Jährigen mit der kaputten Schulter schon einen Erfolg über den jungen Russen zu. 1:27 Stunden Spielzeit später feierten die Zuschauer Ivanisevic nach seinem 6:3, 7:6, 6:2 wieder wie einst. Fast so wie bei seinem letzten Auftritt in der Kathedrale des Tennis, als er im 13. Anlauf mit seinem Finalerfolg über Patrick Rafter endlich den Titel gewonnen hatte. "Ich wollte nur einmal noch nach Wimbledon zurückkehren", erklärte Ivanisevic, warum er in den letzten zwei Jahren Mühen, Schmerzen und Arbeit auf sich genommen hat: "Hier will ich meine Karriere beenden."

Wann genau das sein wird, ist nun wieder unklar. Der Italiener Filippo Volandri ist sein nächster Gegner, und da muss Ivanisevic nach dem Auftritt am Montag fast schon als Favorit gelten. Wenn er verliert, hat er damit auch kein Problem: "Ich wollte noch einmal hier spielen, das habe ich geschafft, wunderbar." Im nächsten Jahr wird er in anderer Rolle an die Church Road kommen, als Ehrenmitglied des noblen All England Clubs: "Dann werde ich meinen Klubschlips umbinden und Tee trinken."

Die Schulter schmerzt noch immer während, vor und nach den Matches. Die Operation nach seinem Triumph 2001 war kein großer Erfolg. Komplikationen verhinderten, dass er im folgenden Jahr als Titelverteidiger das Turnier eröffnen konnte. "Hätte ich geahnt, welche Probleme die OP machen würde, ich hätte mich nicht unters Messer gelegt", sagt er. 2003 konnte er nicht spielen, weil er am Strand von Miami Beach in eine Muschel getreten war, eine Infektion mit anschließender Fußoperation waren die Folgen: "Der Strand ist 10 Kilometer lang, da lag eine Muschel - und ich trete da rein."

Wimbledon wirkt Wunder

Aber Wimbledon scheint bei Goran Ivanisevic Wunder zu bewirken. Nummer 125 der Welt war er bei seinem Siegeszug vor drei Jahren, hatte drei Jahre lang kein Turnier gewonnen und war nur dank einer Wildcard im Hauptfeld. "Ich hätte nach dem Sieg damals auch zuhause bleiben und sagen können, ich trete hier ungeschlagen ab", sagt er: "Aber ich war es mir schuldig, noch einmal zurückzukehren. Wimbledon war alles für mich. Es hat mich Jahre meines Lebens gekostet, aber am Ende hat es mir so viel gegeben." Das Wimbledon-Logo hat er auf seinem Tennishemd, da, wo bei anderen Profis der Name des Ausrüsters steht. Auch eine Geste.

Seit dem Frühjahr hatte Ivanisevic elf Matches bestritten und neun verloren. Er tat sich Erstrundenpleiten auf Sand an, wie in München gegen Alexander Waske. "Ich habe diese ganzen Matches nur wegen Wimbledon gespielt, ich brauchte die Vorbereitung", erklärt er: "Ich denke, ich habe einen guten Job gemacht."

Denkt sicher auch Juschni, der überhaupt keine Chance hatte. Ivanisevic schlug 13 Asse, platzierte exakte Flugbälle, nervte mit Stopps und Lobs und hatte auch Glück mit Netzrollern. "Ich habe das beste Match seit langer Zeit gespielt", meinte der Kroate: "Aber man kann auf diesem Platz einfach nicht schlecht spielen."

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