Ironman Hawaii Triathlet Lange geht unter schlechten Vorzeichen ins Rennen

Kailua-Kona · Sein Trainer Faris Al-Sultan darf nicht einreisen, seine Frau verletzte sich bei einem Unfall auf Hawaii - die Voraussetzungen vor dem Ironman Hawaii könnten für den zweimaligen Champion Patrick Lange besser sein.

  Patrick Lange jubelt im Oktober 2018 über seinen Sieg beim Ironman Hawaii.

Patrick Lange jubelt im Oktober 2018 über seinen Sieg beim Ironman Hawaii.

Foto: dpa/Ronit Fahl

Barfuß sitzt er da, der zweimalige Ironman-Weltmeister. Ein bisschen Schonung wohl für die Füße, die den 33 Jahre alten Titelverteidiger zum Hattrick auf Hawaii tragen sollen. Es dauert nicht mehr so lange, bis die Startkanone mit einem donnernden Knall in der Bucht von Kailua-Kona um 6.25 Uhr Ortszeit (18.25 Uhr MESZ) am Samstagmorgen ein vermutlich wieder denkwürdiges Rennen über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen eröffnen wird.

Lange wirkt noch recht entspannt, auch wenn die Vorzeichen mit einem Radsturz seiner Frau und dem Fehlen seines Trainers alles andere als top waren. Lange versucht aber das, was ihm vor allem auf der Insel der Verliebten in den vergangenen beiden Jahren gelang: „Ich bin am besten, wenn ich mich nur auf mich selbst konzentriere. Ich versuche, mich in der Rennwoche nicht zu sehr ablenken zu lassen.“

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Aber wie soll das gehen als Weltmeister der Jahre 2017 und 2018, als Erster, der den Kurs unter der magischen Acht-Stunden-Marke bewältigte und zudem den Rekord auf der Laufstrecke hält? „Mir ist bewusst, dass dort erst recht viele Menschen zu- und hinschauen“, erklärte Lange in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. „Die sind aber nicht da, nicht greifbar. Die sitzen vorm Fernseher. Auf Hawaii ist man mehr auf sich gestellt und konzentriert.“

Samstag ist der Tag X für Lange. Die Konkurrenz könnte im Moment größer nicht sein. Allen voran kommt sie aus Deutschland mit Jan Frodeno, Titelträger 2015 und 2016 und Sebastian Kienle, Sieger von 2014. Dazu gesellen sich Triathlon-Superstars wie der zigfache Kurzstrecken-Champion Javier Gomez aus Spanien oder der zweimalige Olympiasieger Alistair Brownlee aus Großbritannien.

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Der Titel in diesem Jahr wird einer mit Auszeichnung sein. Lange will den dritten Sieg. Der bis dato letzte Hattrick liegt einige Zeit zurück - von 1989 bis 1993 dominierte der Amerikaner Mark Allen fünfmal hintereinander auf Hawaii.

„Das ist das Rennen, an das ich das ganze Jahr denke, das ist das Rennen, das ich gewinnen will“, sagt Lange in der strahlenden Sonne, die Temperaturen sind schon sehr hochsommerlich. Und es ist schwül. Genau wie Lange es mag. „Dass ich so gut bei diesen Bedingungen funktionieren kann, wie kein anderer. Das gibt mir Mut“, sagt er. 33 Grad werden für Samstag erwartet, dazu über 70 Prozent Luftfeuchtigkeit, gegebenenfalls Regen.

Für Lange wird es wichtig sein, bis zum Laufen den Anschluss an die besseren Schwimmer und Radfahrer wie Frodeno nicht verloren zu haben. Bisher gelang ihm das auf Hawaii in Perfektion. „Ich weiß nicht, wie man schneller sein kann als in Europa, er ist es“, sagt Frodeno über Lange. „Wenn ich Patrick Lange sehe, sehe ich zwei Typen, einen von November bis September und einen Patrick Lange im Oktober.“

Der Patrick Lange von November bis September verbuchte lediglich einen Sieg, den allerdings unter ähnlichen Bedingungen wie auf Hawaii. Im Mai gewann er über die halbe Ironman-Distanz in Vietnam. Bei der Ironman-EM in Frankfurt Ende Juni erlebte Lange mal wieder einen schweren Rückschlag. Reifenpanne. Magenprobleme. Chancenlos beim Heimrennen gegen einen mal wieder siegreichen Frodeno. Fast 52 Minuten nach seinem großen Widersacher schleppte sich Lange ins Ziel.

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Die Rennen hat er mit Trainer Faris Al-Sultan analysiert. Seit vier Jahren arbeiten beide zusammen. Der Weltmeister von 2005 aus München formte Lange zum Champion, nachdem dieser mangels Sponsoren Anfang 2016 vor dem Karriere-Aus gestanden hatte. In Hawaii wird Al-Sultan fehlen, weil die US-Behörden dem bayerischen Original, dessen Vater aus dem Irak nach Deutschland kam, kein Esta-Visum ausstellten.

Wie immer bereitete sich Lange auch in diesem Jahr in Texas auf den Showdown vor. Den nächsten Schrecken erlebte er kurz nach der Ankunft: Seine Frau, selbst eine starke Altersklassen-Triathletin, stürzte bei einer Radausfahrt. Platzwunde im Gesicht, die mit zehn Stiche genäht werden musste. „Es fällt nicht leicht, wenn du auf dem Highway Fahrrad fährst und deine Frau im Krankenwagen aufsammeln musst. Wer kann das ausblenden?“, sagte Lange dem Magazin „Triathlon“.

(rent/dpa)
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